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frühes Grab.
Leis schluchzt der Herbstwind um die Friedhofmauern,
Wie bang verzagt ;
Ein Regen rinnt in winddurchweinten Schauern;
Horch, wie es klagt. —
Tin frisches Grab am Rand von stummen Hügeln. —
Dumpf niederwärts
Sank heule früh mit todesmatten Flügeln
Ein junges Herz.
Es sah den Himmel noch so sonnenoffen:
Der Regen rinnt;
Roch war's so voll von frohem Zukunfishoffen
Leis weint der Wind.
Gottfried Buchmann.
Wie das Christkind kam.
Von Heinrich Berlelmann.
Spätsommernachmittag. Das Dorf lag still.
Nur hin und wieder kündete Peitschenknallen das
Nahen des vollen Erntewagens. Der rauschte
dann dicht an der Kirchhofsmauer unter der Linde
hin. Dahinter faßen wir, Mergards Lorenz und ich.
Mit Scherben hatten wir eine eingesunkene
Gruft verliest. Das war unsere Stube. In den
Spalten des verfallenen Mauerwerks stand reich
licher Vorrat an Brot und Kuchen, frisches Gebäck
aus feinstem Lehm mit rotem Zucker, zu Mehl
geschlagenem Ziegelgestein, bestreut. Eben wurde
das Dach vollendet, das lustige, grüne, aus Holunder
und Hainbuche der nahen Hecke.
Wir saßen still aneinandergeschmiegt wie Ge-
schwister und sahen andächtig nach oben.
Aus der hohen Lindenkrone fiel ab und zu ein
welkes Blatt hernieder. Wir lauschten darauf
und zählten. „Das muß unser Geld fein“, sagte
Lorenz, und seine mageren Hände haschten nach
dem Goldlaube.
„Auf Christtag", fuhr er fort, „wünsche ich mir
Bretter, lauter Breiter, daraus baue ich uns ein
Häuschen, so ein richtiges, weißt du, das ein Dach
hat."
Cr strich sich bei den Worten die langen, gelben
Strähne aus der Stirn und sah mich mit seinen
tiefliegenden blauen Augen ernsthast an.
Bauen lag dem Lorenz im Blute. Sein Groß-
vater war ein Zimmermann gewesen. Gb er
nun Stein oder Stock, Laub oder Erde in die
Finger bekam, er mußte daraus etwas bauen.
Und hatte er nichts als einen Kiesel, dann malte
er ein Haus in den Sand.
„Dann wünsche ich mir einen Farbekasten",
enviderte ich. „Wir können dann die Wände
hübsch tümt malen." — Das schien ihm zu ge-
fallen, Venn er schlug in die Hände und lachte,
lachte so laut, daß er ins Husten kam und lange
Zeit gebrauchte, bis er wieder zu sich selber kam.
„Wenn ich einmal Zimmermann bin und du
Bauer, baue ich dir ein neues Haus, ein ganz
großes, schöner wie euer altes. Und ein Erker
kommt oben darauf mit einem Taubenschlag."
Ich war damit nicht einverstanden, denn schöner
als unser liebes Haus konnte doch keins im
Dorfe sein.
Es wäre jetzt zwischen den beiden Höhlenbe
wohnern sicherlich zu einem Streit gekommen,
dessen Ende unbedingt in plötzlicher Aufhebung
der Gütergemeinschaft bestanden haben würde,
wenn dies nicht eine Stimme von oben verhindert
hätte. Und diese Stimme rief: „Das Christkind,
das Christkind!" —
Wie schnell konnten wir durch das mühsam
gerichtete Dach emporsteigen! Und durch die Hecke
ging's wie der Blitz den Kirchberg hinunter, als
trügen wir Feuer unter den Sohlen. Erst auf
der Brücke machten wir halt und wagten zurück
zublicken. Der Kirchenjunge war's gewesen, der
uns den Schrecken eingejagt. Da oben stand er
nun und lachte uns aus. Ja, der hatte gut lachen.
Alle Tage ging er am Stübchen des Christkinds
droben unter den Glocken vorbei. Der mochte
wohl gut Freund mit ihm sein. Aber wir Kleinen,
wir bangten immer, so oft sein Name genannt
wurde, bangten und freuten uns doch zugleich.
Einmal nahm mich der Kirchenjunge mit hin
auf. Als ich aber auf der zweiten Treppe die
große Uhr ticken hörte, riß ich entsetzt mich los
von seiner Hand und kehrte um.
Nun lugten wir hinauf. Aus dem zweiten
Schalloch stieg blauer Dunst. Also war das Christ
kind am Backen. Du lieber Gott, was für eine
Menge das auch nötig hatte! Da war es höchste
Zeit, daß es anfing. Wie hätte es sollst mögen
fertig werden!
Wir setzten uns auf den Brückenrand und
stritten über den Geschmack gebackener Hasen,