viele auf dem Forst und Kratzenberg erschossen.
Manchmal gelang es auch einem der Gefangenen
zu entfliehen. So schilderte Redner die aben
teuerliche Flucht der Leutnants von Giesewald,
Berner und Schmalhans, die sich am Dörnberg-
schen Aufstand beteiligt hatten. Die 1813 in Kassel
einrückenden Russen befreiten alle im Kastell be
findlichen Gefangenen, doch nach der Rückkehr der
Franzosen füllten sich die Räume bald wieder von
neuem, um sich nach der Vertreibung Jsromes
am 25. Oktober 1813 abermals zu leeren. Eine
Rolle spielte dann das Kastell wieder unter Kur-
Besitz diente das Kastell weiter als Militärarrest
haus, ivozu es auch heute noch verwandt wird.
Nach den mit dankbarem Beifall aufgenommenen
Ausführungen Direktor Woringers besichtigte man
das Innere des Kastells, das auf langen Korri
doren die Arrestzellen enthält. An einzelnen Zel
lentüren findet man noch die Jahreszahlen 1806,
1807, 1814 eingeschnitten.
Nach einer kurzen Wanderung zum Zeughaus,
wo man sich im sogenannten „Gewölbe" versam
melte, gab der Vorsitzende des Vereins, General
Eisentraut, in knappen Zügen einen Rückblick auch
Der Eingang zur Grimm-Ausstellung in der Ständischen Landesbibliothek zu Kassel.
«Siehe „Hessenland" Seite 317 f. und 321.)
Rechts und links vom Eingang Marmorbüsten von Jacob und Wilhelm Grimm, im Hintergründe das Modell zu dem Hauauer Denkmal.
Aufgenommen von vr. Hans Braun-Berlin.
fürst Wilhelm II. zur Zeit der bekannten Droh
briefe, die manche Verdächtigen in den dunklen
Räumen Aufnahme finden sah, ohne das; eine Auf
klärung der Angelegenheit erfolgte. Die revolu
tionären Bewegungen der 1830 er Jahre brachten
u. a. auch den Marburger Dr. Eichelberg ins
Kastell. Großes Aufsehen erregte dann 1852 die
Flucht Dr. Kellners aus dem Kastell. Außer als
Staatsgefängnis diente das Kastell auch als Militär
arresthaus. Zur Bewachung lag ein Infanterie-
kommando in ihm, auch hatte es einen militärischen
Kommandanten. 1866 war dies Hauptmann von
Griesheim, der am 19. Juni vor den Preußen
kapitulierte. Nach dem Übergang in preußischen
über die Geschichte dieses denkwürdigen und trutzi-
gen Baues, in dessen unmittelbarer Nähe der
Festungswall der Stadt vorüberführte. Erbaut
wurde das Zeughaus in den Jahren 1573—1583
von Landgraf Wilhelm IV., der als Sohn Phi
lipps des Großmütigen genau wußte, wie not
wendig es sei, große Vorräte an Waffen und
Frucht für Zeiten der Bedrängnis bereit zu halten.
In seinem Testament hatte er 1586 verfügt, daß
das Zeughaus mit den Geschützen und Munition
für alle Zeiten erhalten werden solle. Das un
mittelbar neben dem Zeughaus gelegene frühere
Ahnaberger Kloster richtete er als ein großes
Fruchtmagazin ein. Das Zeughaus enthält in