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ihre Mittel am ehesten zusammenhalten konnten,
während die Göttinger und Hallenser fast voll
kommen verarmt sino. Eine Reform war unver
meidlich und dringend. Sie war im Entstehen be-
riffen. Ingen8 locke dolor. Niemand half ihm
ei der Verteidigung ihrer Interessen, die ihm am
meisten am Herzen lagen. Ferner argwöhnte man,
daß die Studenten den Schillschen Zug begünstigten.
Die Vorwürfe gegen sie gaben seinem Herzen den
Todesstreich.
Am Sonntag, den 14. Mai kehrte er heim wie
Pompejus in sein Lager, als er die Flucht seiner
Cavalerie vor Cäsars Legionen erblickt hatte. Der
tiefste Schmerz bemächtigte sich seiner Seele. Er
war dazu entschlossen, semen Posten zu verlassen
die Freundschaft und der Trost des Herrn Mi
nisters Sim6on hinderten ihn daran. Aber seine
Stunde war gekommen. Aus Preußen traf ein
anonymer Brief ein (ckorrniene Cassie), in welchem
ihm sein Austritt aus preußischen Diensten zum
Borwurf gemacht und hinzugefügt wurde: es gibt
keine Geschichte mehr, weder im Allgemeinen, noch
für Herrn von Müller.
Der Todesstreich hatte ihn getroffen. — Seine
Krankheit begann am 19. mit einer Gesichtsrose,
unter der er sehr häufig litt. Seine Freunde
maßen ihr keine große Bedeutung bei, doch gab er
schon am nächsten Tage die eingenommenen Speisen
wieder von sich und das Fieber nahm zu zwei
Tage später ging das Erbrechen in ein beständiges
Röcheln über, das ihm ein Einschlummern nicht
mehr gestattete. Seine Krankheit wuchs von Tag
zu Tag und mit ihr die allgemeine Teilnahme.
Die Herren Simöon und Reinhard bezeugten ihm
die Aufmerksamkeit und Liebe inniger Freunde.
Am Sonntag traf der berühmte Arzt Richter aus
Göttingen ein, ließ aber keine Hoffnung mehr. Er
starb am Montag um 43/4 morgens, seit Sonn
abend hatte er bewußtlos gelegen. Seine Krank
heit war schmerzlos, sein Scheiden sanft. Beim
Eintritt des Todes nahmen seine Züge von neuem
den ihnen charakteristischen Ausdruck der Güte an.
Er war auf das Ende gefaßt und trug mir schon
in den ersten Tagen seiner Bettlägerigkeit auf,
Ew. Exzellenz, der er die innigste Freundschaft
entgegenbrachte, sein Lebewohl zu übermitteln.
Wie er sich über Ew. Exzellenz letzten Brief freute!
Mit welcher Freude er sich darüber mit den Herren
Simöon und Reinhard unterhielt und mit welchem
Interesse er jede sich bietende Gelegenheit wahr
nahm, derselben von neuem seine Ergebenheit zu
bezeugen!
Das Verdienst, auf Grund dessen ich es wage, Ew.
Exzellenz mit diesem Brief zu behelligen, ist die
Freundschaft, mit der mich der berühmte Tote be
ehrte, indem er mich als Generalsekretär an seine
Person knüpfte. Anders hätte ich ihn nicht ver
lassen. Doch der für meine Vermählung bestimmte
Tag fiel ach! mit dem Tage seiner Beerdigung zu
sammen. Von nun ab werde ich die Studien fort
setzen, in denen ich am meisten Erfolg hatte; denn
ich bin von der Universität Göttingen für eine Ab
handlung über die Reditus publie! imperii Ro
mani usque ad témpora Augusti preisgekrönt
worden und habe über die Finanzen der Römer
und Franzosen, mit einer statistischen Skizze des
Königreichs Westfalen, geschrieben. Vielleicht ge
ruhen Ew. Exzellenz aus diesem Grunde den Aus
druck meiner Bewunderung entgegenzunehmen, mit
dem ich mich deren wohlgeneigter Protektion empfehle.
Ich verbleibe mit tiefer Ehrfurcht, gnädigster
Herr, Ew. Exzellenz untertänigster, gehorsamster
und ergebenster Diener
R. von Bosse,
Auditeur im Staatsrat."
Wenige Tage später wurde der Entschlafene
zur letzten Ruhe geleitet, an seiner offenen
Gruft hielt Simeon in französischer Sprache,
aber in deutschem Geist eine warmherzige
Trauerrede. Den Verstorbenen, den die ewigen
„etonnsments", die unverhohlenen Zweifel des
Ministers des Innern an seinem Einfluß in
Deutschland zum Äußersten gebracht, hätte
dieser posthume Weihrauch gewiß für Augen
blicke über sein Leid hinweggetröstet. Freilich:
was an ihm gesündigt worden, konnte damit
nicht mehr gut gemacht werden. Im Gegen
teil, jetzt erschien er erst recht als Söldling der
verhaßten Fremdherrschaft, als Handlanger des
napoleonischen Systems. Wie warm sein un
deutsch, aber stets groß und vornehm empfin
dendes Herz für die Aufrechterhaltung akade
mischer Freiheit unter dem Szepter Jeromes
eingetreten, mit welch' schmerzlichen Opfern er
die eitele Schwäche eines Augenblicks bezahlt
— das hat der Völkerfrühling von 1813
schonungslos in den Hintergrund gedrängt.
Mag die Veröffentlichung seiner Briefe an den
Grafen Beugnot zur unparteiischeren und sym
pathischeren Würdigung seiner westfälischen
Zeit beitragen.
Ein Besuch bei Louis Spohr.
Bon Alsred Bock.
Mein Vater hatte bei Schnyder von Wartensee
in Frankfurt Generalbaß und Komposition studiert.
Ohne berufsmäßiger Musiker zu sein, nahm er als
ein vortrefflicher Pianist im musikalischen Leben seiner
Vaterstadt Gießen eine hervorragende Stellung ein.
Zeitlebens unterhielt er mit vielen musikalischen