Full text: Hessenland (27.1913)

NSSL. 233 SML. 
italienische mtb einige heimatliche Landschafts- und 
Architektnrmotive in einer subtilen, mit weichen 
Hell-Dnnkeltönen malerisch arbeitenden Technik. 
Bon Adolf Wagner mehrere ebenfalls schon be 
kannte, mit dem Silberstift gezeichnete und zart 
farbig getönte Damenbildnisse, ferner einige Tier 
bilder. Bon Hermann Kätelhön tüchtige Radie 
rungen, Möpse und Landschaften. Bon Margarete 
von Hüll esse m ein frisches, vornehmen Farben 
geschmack bekundendes Damenbildnis (Pastell). 
Bon Georg Branmüller einen amüsanten farbi 
gen Holzschnitt Irmchen. Bon Otto Lang-Wollin 
mehrere farbige Zeichnungen, in denen man seine 
ans Ölgemälden bekannte flotte Handschrift sofort 
ivieder erkennt. Bon Karla Lehr einige weichtonige 
malerisch aufgefaßte Radierungen. Bon Margarethe 
Loebell n. a. eine sehr schöne Winterstimmung 
„Hinter dem Herkules" (Radierung) und einige 
bemerkenswerte Bersuche aus dem schwierigen Ge 
biete der farbigen Radierung. Bon Herbert Rolf 
Schlegel eine gut impressionistische Zeichnung 
„Kürassiere" Bon Walter S ch l i e p h a ck e zwei 
frische Pastellzeichnungen mit heimatlichen Mo 
tiven. Bon Hans Reumann mehrere, das Natur 
vorbild in breiten tonigen Flächen geistreich verein 
fachende Holzschnitte („Winteriia.cht", „In der 
Weinlaube"). Bon Otto Ubbelohde eine feine 
Radierung „Hessisches Dorf" Bon August Heit- 
müller ein wie ein dekoratives Panneau behan 
deltes Pastell „Trauernde Bäuerinnen" Ferner 
graphische Arbeiten von Martha Wenzel, Sophie 
Herwig, Arno Weber (Kircheninneres in Dorla), 
Leni Zimmermann - Heitmüller, Luise vou 
Die Propheten i 
Die Gemeinde zu Altenburschla stiftete in Er 
innerung an zwei alte Altenburschlaer eine Gedenktafel 
aus Granit, die an deren Geburts- und Wohnhause 
in diesem Sommer enthüllt wurde. Die nachfolgende 
Festrede des Pfarrers Dithmar gibt die wesent 
lichen historischen Daten über die sogenannten „Pro 
pheten von Altenburschla", die Ludwig Mohr in 
seiner historischen Erzählung „Rot-Weiß" auftreten 
läßt, wieder 
Vor einem schlichten Hause haben wir Halt ge 
macht, um zweier einfacher Bauersleute zu gedenken, 
die in schwerer Zeit unsers Vaterlandes einst mutig 
für Treue und Vaterlandsliebe eingetreten. Das 
waren die Brüder Cornelius (1736—1807) und 
Nikolaus (1746—1806) Lorenz. Sie waren 
entsprossen wohl dem ältesten Bauerngeschlechte unseres 
Ortes, denn schon um 1540 bei Gelegenheit eines 
„Umsturzes" d. i. einer feierlichen Grenzbegehung und 
Gilsa ^Federzeichnung - „Augustlandschaft"), Frie 
drich Fenuel, August Heitmüller, Elisabeth 
Schiebeler, Joseph Brackel, Frieda Koeppel 
iSpritzzeichnnng, „Ammersee"), Paul Scheffer 
«Gouache „Aus Rotenburg"), Heinrich Giebel 
»„Trauernde Bäuerin"), Berthold Huszar („Mo 
tive aus Kassel"). 
Die hier ausgezählten Arbeiten befinden sich im 
linken Eckhause der Orangerie, in den Räumen 
zur Rechten ist besonders auf die Blätter von Wil 
helm Thiel mann aufmerksam zu machen, die den 
Geist echter Heimatkuust atmen und in jeder Linie 
den kräftigen Könner zeigen. Wie knapp und viel 
sagend erscheint hier die Schwarz-Weiß-Sprache 
der Radierung und Bleistift-Zeichnung, wie über 
legt ist jeder Strich gesetzt, wie vollkommen alles 
Überflüssige ausgeschieden' Mit höchster Unmittel 
barkeit wird die hessische Landschaft charakterisiert, 
iverden Szenen aus dem heimatlichen Volksleben 
in lebendige Anschauung umgesetzt die Bauern 
hochzeit, die Spinnstube, die Holzversteigeruug, die 
Schafschur, das Treiben in einem Wirtshaus. Rebe» 
Thielmann kommen Haus Meyer und nochmals 
Walter Schliephacke mit heimatlichen Motiven i» 
vortrefflichen Pastellen zur Geltung, ferner Hein 
rich Otto (Radierungen>, Anna Rheiubach (Kohle 
zeichnungen >, Albert Haueisen (.Holzschnitt), Adal 
bert Metzger, der köstliche farbige .Holzschnitte 
bietet, schließlich der Kreis der neuen Männer um 
Llde Ernst Odesey, Joses von Brackel und 
Rudolf Siegmund, der in einem Holzschnitt 
„Grabtragung" wohl an deutsche Meister der Spät 
gotik anknüpft. 
w Altenburschla. 
Grenzfeststellung, wurden zwei Lorenze, „Rudeloff" 
und »Hans" als Zeugen für die Grenze der Flur 
Altenburschlas angegeben, gewiß ein Zeichen, daß 
die Familie Lorenz um 1450 schon eine alte Bauern- 
samilie war. Von solch' einem alten wohleinge 
sessenen Geschlechte kann man ruhig sagen, daß es 
ein Adel im Bauernkittel sei. Manchen treuen 
Schultheißen, manchen gewiffenhasten Kirchenältesten 
hat nach den Akten der Pfarrei diese Familie unserm 
Dorfe gegeben. Heute gedenken wir der Brüder, 
denen vor über 100 Jahren der Volksmund schon 
den Namen „Die Propheten von Altenburschla" 
beigelegt hat. Als der siebenjährige Krieg unsere 
Gegend verwüstete, da waren Cornelius und Niko 
laus Burschen. Eine etwas bessere Bildung mögen 
sie von Haus aus besessen haben, denn der Lehrer 
des Ortes, Cornelius Arnold (Vater und Sohn 
waren über 100 Jahre Inhaber unserer Schulstelle)
	        
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