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Staate« Landgraf Wilhelms IV. andere al« literarisch«
Vorarbeiten zu unternehmen. — Darstellungen und
Quellen zur Geschichte Philipp« de« Groß
mütigen. Professor vr. Heidrich in Frankfurt a. M.
hat die Bearbeitung der »hessisch »bayerischen Politik bis
zum schmalkaldischen Kriege"' eifrig gefördert und die ein
schlägigen Akten de« Marburger Staatsarchivs im wrsent-
lichen erledigt. — Ortslexikon. Geh. Archivrat vr.
Reimer hat die Arbeiten an dieser Publikation wieder
aufgenommen. — In den Sitzungen der an dem Histo-
rischen Atlas für Hessen. Nassau usw. beteiligten Kom
missionen hat General Eisen traut die Kommission für
Hessen und Waldeck vertreten. Die Karte für das Jahr
1793 und der Text dazu werden in diesem Jahre druck
fertig werden.
Hessischer Geschichte verein. Die Mitglieder
versammlung am 7.. 8. und 9. August d. I«. in Hom
berg a. Efze hat folgendes Programm:
Donnerstag. 7. Aug ust. 4'/, Uhr nachm. Sitzung
des Gesamtvorstandes im Hessischen Hof. 8 Uhr abends
Vereinigung der Mitglieder und Gäste im Deutschen Kaiser.
Freitag. 8. August. 9'/. Uhr morgens Mitglieder
versammlung im Stadtpark. Ansprachen. Vorträge, Ge-
schästliches. 12 Uhr Frühstück daselbst. 1 Uhr Besichtigung
der Stadt und der Evangelischen Kirche. 4'/, Uhr nachm.
Versammlung auf dem Ptarktplatze zum Aufstieg nach dem
Schloßberg und der Ruine. 6 Uhr abends Festessen im
Hessischen Hof. woselbst abends Tanz. Sonnabend.
9. August. Bei günstiger Witterung: 9 Uhr morgens
Versammlung auf dem Marktplatze zum Abmarsch über
die Sauerburg und den Mosenberg (1 */* St.) nach Hebel
(1 St.), wo in der Wirtschaft Löffert kalte Küche und
Getränke bereit stehen. Von dort nach Bahnhof Wabern
bzw. Homberg. Wagen stehen für den Ausflug zur Ver
fügung. Bei ungünstigem Wetter: 9"' morgens Bahnfahrt
von Homberg nach Treysa zur Besichtigung der Stadt.
12 Uhr gemeinsames einfaches Essen im Gasthof zur Burg.
Anmeldungen der auswärtigen Teilnehmer zur Unter
kunft in Homberg find bis spätestens 1. August an Steuer-
Inspektor Georg daselbst zu richten. In den dortigen
Gasthöfen stehen wenige, in den Bürgerhäusern zahlreiche
Wohnungen zur Verfügung. Auskunft über bestelltes Unter
kommen in Homberg wird bei Ankunft im Bahnhof und
im Hessischen Hof erteilt. Der Verkauf der Festkarten und
Feslabzeichen findet nur im Hessischen Hof statt. Gäste,
auch Damen, find bei allen genannten Veranstaltungen
herzlich willkommen. —
Der Bericht aus Marburg erscheint in der nächsten Nummer.
Ehrungen. Die Stadt Hersscld ließ am Geburts
hause ihre« Ehrenbürger«, des Wirkt. Geh. Oberregierungs»
rateS F r a n z UI r i ch eine Gedenktafel in Marmor anbringen.
Gleichfalls ein marmorne Gedenktafel ließ der Magistrat
in Großalmerode am Geburtshause de« dort 1861 geborenen
Schriftstellers Pfarrer v. Wilhelm Speck anbringen.
Eine weitere Ehrung erfuhr Speck kürzlich dadurch, daß
der Meißnerverein am Dohlbrunnen in Orferode, wo Specks
-Joggeli" spielt. Tisch und Bank mit entsprechender In-
schrift aufstellen ließ.
Au« Marburg. Hier wurde auf Veranlafiung von
Profesior vr. Elster eine Ortsgruppe de« Deutschen
Germanisten-Verbande« begründet. Hier in Mar
burg wird auch am 29. September die erste Tagung de«
Verbandes stattfinden, besten Ziel es ist. die Kenntnis alles
besten, wa« deutsches Wesen ist in Geschichte. Kunst und
Leben, zu bereichern und zu verbreiten. — Bei den Arbeiten
für die Wasserleitung nach Schröck fand man in der Nähe
des Elisabethbrunnrns eine alte Brunnenanlagr. die der
Überlieferung nach der eigentliche Elisabethbrunnen gewesen
sein soll. Näheres über den interessanten Fund steht noch
nicht fest.
Au« Alsfeld. Beim Abschlagen der Empore im süd
lichen Seitenschiff der Walpurgiskirche kamen in den Brettern
des Fußbodens Reste eines mittelalterlichen Bildes zutage.
Es sind zwei zweiseitig bemalte Bretter, wohl von der Tür
eines Altarbildes. Auf der einen Seite, die nach unten
gelegen war. ist die auf Leinwand hergestellte, auf Goldgrund
angebrachte Malerei ziemlich gut erhalten. Sie stellt an
scheinend Maria dar. umgeben von den sie verehrenden
Aposteln, von denen noch acht zu erkennen sind. Ans der
anderen Seite war das Bild unmittelbar auf Holz gemalt.
Diese Seite diente als Fußboden; so ist die Mitte des
Bildes völlig zertreten. Es stellte den Verrat des Judas
dar. Zu erkennen sind noch Gesicht und Gestalt des Herrn
und die Gestalt des Judas. Auf dem andern Bild steht
ein bärtiger Knecht mit einer langen Lanze. Der Charakter
des Bildes stimmt mit den am Anfang de« 16. Jahrhunderts
gemalten alten Gemälden im Chor überein. Über die
Kunstverachtung einer Zeit die wertvolle Gemälde als
Fußboden benutzte, kann man nicht genug staunen.
«
Hessische Vücherschau.
Entstehung und Bedeutung hessischer
Sagen. Von Carl Hehler. Dassel. (C. Vie-
tor) 1912.
Die kleine Schrift macht den dankenswerten Versuch,
systematisch Entstehung und Bedeutung unsrer Sagen
aufzuzeigen. Ten Ergebnissen, zu denen sie gelangt,
wird man im allgemeinen zustimmen dürfen. So sind
>vir mit ihr der Ansicht, daß der Odenberggeist trotz
seines Beinamens Quinte oder Quintes nichts mit
Mari V., letztlich auch nichts mit dem großen Franken-
könig .(larl zu tun hat, sondern daß hinter dem klart
Quintes des niederhessischen Berges der Riesenschatten
Wodans aufsteigt. Von hier ab freilich müssen wir eine
Auffassung vertreten, die von der Heßlers grundsätzlich
verschieden ist. Wir sind der begründeten Ansicht, daß
die verhältnismäßig jungen Gebilde der eigentlichen
Götter, so wichtig sie für das politische Leben der
Germanen waren, nur wenig tief in die religiöse An
schauung des Einzelnen eingedrungen sind. Als Volks-
und Hausreligion und damit in stärkster Einflußnahme
auf die Sagen bildung haben sich vielmehr ihnen
gegenüber die älteren Schichten der religiösen Entwicke
lung, der Seelenglaube und der aus ihm erwachsene
Glaube an die Elben und Riesen, behauptet. Der Mari
Quintes des Odenberges ist daher für uns nicht der
noch dazu jüngste aller Götter, Wodan, der nun,
wie Heßler will, mit sämtlichen Göttern und Göttinnen
in den Odenberg zieht, sondern sein riesisch-elbischer
Ahne, der Sturmriese Wodan oder Wade, der die Toten,
d. h. die leiblos gewordenen Menschenseclcn führt, der
im Sturm, vor allem aber in den heiligen Zwölfnächten
mit ihnen durch dle Lüste rast, um dann mit dem ganzen
wilden Heer wieder in einen Berg — die Berge sind
einer der gemeingermanischen Hauptausenthaltsortc der
Seelen — einzuziehen. Derselbe Sturmriese, nicht der
(Mott, ist für uns auch der Urgrund des Glaubens an