Heffenlanö
Hessisches Heimatsblatt
Zeitschrift für hessische Geschichte, Volks- und Heimatkunde, Literatur und Kunst
Nr. 4. 26. Jahrgang. Zweites Februar-Heft 1912.
Generalleutnant Eitel Philipp v. Gilsa und seine Familie.
Von G. Eisentraul.
Im Juli des vorigen Jahres waren 150 Jahre
vergangen, daß Herzog Ferdinand von Braunschweig
bei Vellinghausen im heutigen Kreise Soest mit
der alliierten Armee ein fast doppelt so starkes
französisches Heer in zweitägiger Schlacht besiegte.
In dieser Schlacht haben sich hessische Truppen in
hervorragender Weise ausgezeichnet.
Als nun im Laufe des letzten Jahres zur Er
richtung eines Siegesdenkmals auf dem Schlacht
felde bei Vellinghausen auch in Hesien Sammlungen
veranstaltet wurden, da konnte man die Beobachtung
machen, daß die Erinnerung an die Schlacht gänzlich
erloschen war.
Das ist sehr bedauerlich, aber auch erklärlich.
In unserer schnellebigen Zeit wird das Gedächtnis
täglich mit Nachrichten von wichtigen und un
wichtigen Ereignissen aus der ganzen Welt derartig
überladen, daß es die Geschehnisse aus vergangener
Zeit fest zu halten kaum noch im Stande ist.
Wie mit den Tatsachen, so geht es auch mit
den Persönlichkeiten. Wer weiß heute noch etwas
von den Generalen, die im 7 jährigen Kriege die
hessischen Truppen zum Siege führten? Die beiden
hessischen Oberbefehlshaber v. Wutginau und Prinz
von Anhalt waren Ausländer und konnten in Hessen
leicht in Vergessenheit geraten. Von den andern
hessischen Generalen ist der volkstümlichste und
bekannteste Prinz Casimir von Isenburg, der bei
Sandershausen und Lutterberg tapfer, aber un
glücklich kämpfte und schon im dritten Jahre des
Krieges bei Bergen sein Leben verlor. Auch der
tüchtige General v. Urf, der auf dem besten Wege
war, sich im 7 jährigen Kriege den Namen eines
hessischen Seidlitz zu erwerben, starb 1760 in der
Mitte des Krieges.
Von allen hessischen Generalen jener Zeit hat
nur ein einziger einen Biographen gefunden. Das
ist der Generalleutnant v. Gilsa oder, wie er sich
selbst nannte, v. Gilsä. Die Beschreibung seines
Lebens findet sich in dem schon 1782 erschienenen
Werke des Oberstleutnants O'Cahill: Geschichte
der größten Heerführer aller Zeilen. Sie be.
rücksichtigt in der Hauptsache die soldatischen Eigen
schaften und Leistungen des Generals, der in hervor
ragender Stellung und mit größter Auszeichnung
an allen Feldzügen des 7 jährigen Krieges teil
genommen hat.
In dem Archiv der Gilsaschen Familie sowie
in den hessischen Kriegsakten des Marburger Staats
archivs befinden sich zahlreiche Briefe des Generals
v. Gilsa, die zur Beurteilung der menschlichen
Seite dieses Mannes von hohem Wert sind und