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Kenner der Bauernpsyche schaffen konnte, stellen auch dieses
Werk weit über zahlreiche Schöpfungen der Tagesliteratur.
H'bach.
Witte. AM. Der letzte Schwarze Ritter vott
Wilhelmshöhe. 63 Seiten. Berlin W35 (Jmmor-
tellen-Verlag G. von Dobbeler) 1913.
Preis geh. 1,10 M.. geb. 1,60 M.
In diesem kleinen Epos setzt die Verfasserin dem am
II. Juli 1821 verstorbenen und auf dem Kasseler Fried
hof bestatteten Hof- und Jagdjunker Ludwig Christian
von Eschwege ein Denkmal, der als Totenritter dem Leichnam
des ersten hessischen Kurfürsten zur Löwenburg folgte und.
gleichsam eine alte hesfische Tradition bestätigend, diesem
etwa vier Monate später in den Tod nachfolgte. In ver
schiedenen Abschnitten wird die trübe Ahnung der Mutter
zu Reichensachsen, die feierliche Bestattung des Kurfürsten,
die letzten Tage deS TotenritterS und dir Klage der Fürsten
tochter um den frühen Tod des von ihr geliebten Junkers
behandelt. Das einer Verherrlichung der neuen Zeit ge
widmete Schlußkapitel fällt dagegen sehr aus dem Rahmen
des Ganzen heraus. Dem hübsch ausgestatteten Buch ist
eine. Nachbildung jener schon 1905 in der „Gartenlaube"
wiedergegebenen „Silberstatuette deS schwarzen Ritters" vor
gesetzt, die auS dem Besitz des Generals Freiherrn v. Esch
wege an seine Enkelin Gräfin Luise von der Gröben über
ging. Die dichterischen Qualitäten dieses Gedichtes in sechs
Gesängen find nicht eben groß, so daß wir unS dem im
Anfang mitgeteilten Urteil „von zuständiger Stelle", die
es als ein „vollendetes Meisterwerk" preist, leider nicht
anschließen können. Hbach.
Kalender.
H e s s e n k u n st. Kalender für alte und neue Kunst. 1913.
Bilder und Zeichnungen von Heinz Heim. Heraus
gegeben von Christian Rauch. Marburg (Adolf Ebel).
Preis M. 1.50.
Hessischer Kalender 1913. 10.Jahrgang. Verletzt
von H. Meyer-Kassel, Maler und Graphiker in
Kaffel. Preis M. 2.50.
Profeffor Christian Rauchs im 8. Jahrgang erscheinende
„Hessenkunst" steht diesmal im Zeichen Heinz Heims,
dessen wertvollste Stücke den Kalender zieren und dem
Professor Erich Jung eine eingehende Studie. Kunstmaler
Adolf Beyer Erinnerungen gewidmet hat. Es ist in der
Tat eine Dankesschuld des hessischen Volkes hier abgetragen
gegen einen seiner größten Meister, der schon 86jährig
sterben mußte. Trotz seinem bedeutenden Schaffen, das
die Probleme von Licht. Lust und Farbe in durchaus selb
ständiger Weise mit den Motiven der Heimat löste, ist
Heim weiteren Kreisen erst vor 18 Jahren durch das nur
wenige Gemälde reproduzierende Werk von Georg Fuchs
bekannt geworden, und so bekommt auch der neue Jahr
gang dieses wie immer gediegenen Jahrbuches feine Be
deutung weit über Heffen hinaus. Die Bedeutung des
Künstlers selbst liegt namentlich in seinen Pfründnerbildern
und seinen hessischen Bauern, unter denen er lebte und die
er deshalb so getreu vor uns hinstellen konnte, seine Volks
tümlichkeit in seinen Kindern und Gaffenjungen, deren
kindliche Natur er. fern von jeder Stimmungsabficht. ohne
sentimentalischen Einschlag zu schildern wußte. Einen aus
gesprochen persönlichen Stil von seltener Einfachheit und
Größe der Auffassung verraten vor allem auch seine Rötel-.
Zeichnungen,. von denen uns gleichfalls einige der besten
Stücke in guter Reproduktion gezeigt werden. Von den
übrigen Mitarbeitern behandelt Or. Aloys (nicht Arthur!)
Holtmeyer-Magdeburg die beiden im Kaufungerwalde ge
legenen Höhenburgen Sichelstein und Sensenstein (mit einem
Modell deS SichelsteinS). indem er die erreichbaren geschicht
lichen Nachrichten zusammenstellt und dann die baulichen
Reste in anschaulicher Weise behandelt. Franz Klingel-
fchmidt-Mainz zeigt in einem gediegenen Aufsatz, wie jener
Erzbischof Balduin von Trier, der fast ein halbes Jahr
hundert hindurch am Mittelrhein mächtigste Fürst und
Erbauer einer ganzen Anzahl von Burgen, die politisch
wirtschaftlichen Vorbedingungen schuf für die Kunstblüte,
die in den ersten Jahrzehnten deS 14. Jahrhunderts am
Mittelrhein festzustellen ist. Dr. O. Großmann-Frankfurt
weist das in der Stadtkirche in Diez befindliche Grab
denkmal der schönen Gräfin Waldburga einem neuen, vor
läufig noch unbekannten Meister der Plastik zu. gibt damit
zugleich einen Beitrag zur Kenntnis der mittelrheinischen
Kunst und auf Grund seiner archivalischen Studien dem
Geschlecht der Solmse ein bis dahin völlig unbekanntes
Ahnenbild. Den Beschluß bildet Franz Como-Lauterbach
mit der launigen und unterhaltsamen Schilderung zweier
oberhesfischer Töpfereien.
Im 10. Jahrgang liegt jetzt bereits Hans Meyers
„Hessischer Kalender" vor. der sich längst sein Platz
recht in einigen tausend hessischen Wohnstuben gesichert hat.
Jeder neue Jahrgang zeigt die Unerschöpflichkeit, mit der
der Künstler seine Motive im Hefsenland und seinen Grenz
gebieten zu finden weiß. Die einzelnen Bilder find wieder
in geschickter Weise der jeweiligen Jahreszeit angepaßt.
Auch diesmal bedarf der Kalender keiner besonderen Emp
fehlung. Die einzelnen Monatsblätter stellen dar: Haustein.
Zusammenfluß von Werra und Fulda, die Edder bei Grifte.
Fischhaus bei Arolsen, Lange Brücke in Fulda. Fuldatal
bei der Grauen Katze. Grebenstein. Kugelburg bei Volk
marsen. Rauschenberg. Ebene bei Fritzlar. Kirchhain. und
— wohl das schönste Blatt diesmal — die Entengaffe in
Witzenhausen. Aus praktischen Gründen dürfte eS sich
doch empfehlen, dem eigentlichen Kalendarium einen etwas
kräftigeren Ton zu geben. Hbach.
Hessischer Volkskalender für daS Jahr 1913.
30. Jahrgang. Herausgegeben von Fr. Ellenberg.
Pfarrer in Sebbeterode. Kaffel (Verlag Friedr. Lometsch).
80 Seiten und eine farbige Kunstbeilage. Preis 40 Pf.
Dreißig Jahre geht nun dieser bekannte Kalender ins
hessische Land, um sich zu den zahlreichen alten immer
wieder neue Freunde zu werben. Auch diesmal wünschen
wir ihm viel Glück auf den Weg. Ist er doch reichhaltig
wie immer und trefflich redigiert. Auch an Bilderfchmuck
ließ er's wieder nicht fehlen. Manch alter Bekannte be-
gegnet uns unter diesen Bildern, und wir freuen uns.
daß eS dem Herausgeber gelungen ist, solche wirkliche Kunst
auch denen zu vermitteln, die für kostbare Werke nichts
ausgeben können. Der Kalender als ganzes ist so recht
geeignet, an langen Winterabenden in der Famienstub«
hervorgeholt zu werden; steht doch schon in den ersten
30 Seiten eine solche Menge von Lesestoff, daß man mit
seiner Lektüre manchen Abend ausfüllen kann. Daß auch
die größeren Beiträge gut find, dafür bürgen schon die
Namen der Mitarbeiter. Einen hübschen Aufsatz hat u. a.
Heinrich Bertelmann der demnächst tausendjährigen Stadt
Kaffel gewidmet, und allerlei Hesfische» auS den Jahren
1812 und 1813 weiß A. Becker zu erzählen. Die hessische
Jahresschau erscheint mir diesmal ganz besonders gut ge
lungen. Hbach.
Eingegangen:
Marburger Akademischer Kalender. 34. Ausgabe.
Winter-Semester 1912/13. HerauSgeaeben von der
N. G. Elwert'schen Univ.-Buchhandl., Marburg 1912.
77 Seiten. Preis 50 Pf.