WMiL» 891 S«É*£,
dastehende Terrassengarten, ein fuldisches Sanssouci,
dem Zustand der Verwahrlosung entrissen und in
Stand gesetzt würde. Die das Gesamtbild stören
den Wirtschaftsgebäude mit ihren meist neuen
Scheunen und Ställen, von denen einige jetzt ein
Raub der Flammen geworden sind, sollten mög
lichst beim Wiederaufbau nicht wieder in der Nähe
der Propstei und Schloßgebäude errichtet werden.
Ein Brand kann hier Kulturwerte zerstören, die
nicht wieder zu ersetzen sind. E. Wenzel.
Vorfreude.
Kamen seltsam wie im Traum
Heut' Erinnerungen.
Als wir still den Tannenbaum
Schmückten unserm Jungen.
Stand ich schüchtern und entzückt
Einst als kleiner Bube,
Lauschend an die Tür gedrückt
Vor der Weihnachtsstube.
Konnt, das Ghr am Schlüsselloch,
Kaum die Sehnsucht bannen,
G wie sütz und. heimlich roch
Drin der Duft der Tannen!
Sich, da blinkt es goldig klar
Vor mir auf der Schwelle:
Christkinds lichtes Engelhaar
An vergest'ner Stelle.
«affel.
Nahm es auf und 1mg es fort,
Stolzer wie ein Nitter
Den erkämpfim Drachenhort,
Hegt ich meinen Flitter.
Kam die Weihnacht hell und bunt,
Lichterbaum und Gaben,
Wurden wohl die Augen mnd
Dem erstaunten Knaben.
Fragte Mutter: „Saz geschwind,
Welche hat gefallen
Nun am besten meinem Kind
Von den Gaben allen?-
Satz auf Mutters Schatz und sann
Zwischen Traum und Wachen,
Blickte nach Per Reihe an
Meine Siebensachen.
-Ach, das Allersckönste war,
Wenn ich eins erküre,
Christkinds goldnes Engelhaar
Vor der Weihnachtstüre-. —
Denk ich rückwärts manchen Tag,
Mutter, will mir scheinen,
Eine tiefe Wahrheit lag
In des Kindes Meinen.
Mutzt aus Tmg und Phantasie
Stets mein Bild mir weben,
Und es ward die Freude nie
Schöner beim Erleben.
Stand ich sehnend noch davor
Am verschloss'nen Gitter,
Fand ich doch an Glückes Tor
Meinen goldnen Flitter.
Karl Freiherr von Berlepsch.
Aus Heimat und fremde.
Hochschulnachrichten: Marburg: DieZahl
der Immatrikulierten beträgt 1950 Männer und
126 Frauen (gegen 2109 Männer und 179 Frauen
im Sommersemester), dazu 31 Männer und 2 Frauen
als Hörer, insgesamt 2109, also gegen 100 mehr
als im letzten Wintersemester. — Gießen: Die
Zahl der Studierenden beträgt in diesem Winter
semester 1338.
Personalchronik. Fürst Heinrich von Hanau,
der fünfte Sohn des letzten Kurfürsten von Hessen,
beging in Horfchowitz (Böhmen) seinen 70. Geburts
tag. Als Prinz gehörte er vom Jahre 1862 als
Sekond-Leutnant dem kurhesfischen Leibgarderegiment
an und erfreute sich allgemeiner Beliebtheit bei
Offizieren und Mannschaften. Er schied im August
1866 beim Abmarsch des Regiments von Mainz
nach Kassel aus seinem Truppenteil. Sein jüngerer
Bruder, Prinz Philipp von Hanau, war Sekond-
Leutnant in der kurhessischen Garde du Korps und
schied gleichfalls 1866 aus dem Militärdienste.
Prinz Philipp wohnt bekanntlich aus seinem Gute
in Oberurf, Kreis Fritzlar.
Todesfälle. Am 6. Dezember verschied zu Kassel
im 92. Lebensjahre der Oberschenk Moritz Freiherr
v. Dörnberg. Der Verstorbene wurde am 25. Mai
1821 als Sohn des Kurhesfischen Majors a. D.
Wilhelm Freiherrn v. Dörnbetg, eines jüngeren
Bruders des bekannten Obersten v. Dörnberg, der in
westfälischer Zeit den mißglückten Aufstand organi
sierte, geboren und vermählte sich am I.März 1851
mit Marie Freiin v. Malepert-Neufville. Er war
früh in den kurfürstlichen Hofdienst getreten, wurde
später Zeremonienmeister, dann Oberschenk und trat
1866 in den Ruhestand. Zum Mitglied der Kom
mission zur einstweiligen Verwaltung des Kurfürst,
tichen Hausfideikommisses bestellt, trat er aber bald
wieder aus und nicht in die Generalkommisston zur
Verwaltung des Kurfürstlichen Hausfideikommiß-
vermögens ein, die bis nach dem Ableben des Kur-
fürsten und dem bekannten Agnaten-Bergleich, durch
den das Kurfürstliche Hausfideikommißvermögen in
das Eigentum des preußischen Staates überging, be
stand. Mildem seiner Familie am 18. April 1732 ver
liehenen Erbküchenmeisteramt der Landgrasschast Hes
sen wurde er als der damalige Älteste der Familie
1877 von Preußen beließen; er war der siebente Erb
küchenmeister seiner Familie. Zum Mitglied des
Kronrates ist er nicht ernannt worden, wie einige
Blätter fälschlich berichteten. Auch nach 1866 war
er noch lange Jahre hindurch Mitglied der Direktion
des Hofhospitals.
Im Alter von 73 Jahren starb am 9. Dezember
zu Hanau der aus Deckerhagen gebürtige Veterinär-