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Um den empörten Geist der öffentlichen Ordnung
wieder zu versöhnen, erbot sich Jordis. der Gemeinde
den Streifen Hute abzukaufen. Der Maire war
auch einverstanden, der Gemeinderat widersetzte sich
aber entschieden und behauptete, das Stück Land
sei zu wertvoll und der Gemeinde unentbehrlich.
Man hatte nämlich inzwischen erfahren, daß König
Jérôme Schönfeld kaufen wollte, und hoffte von
ihm mehr zu erhälten. Damit hatten sich die
Bauern allerdings stark verrechnet. Allerdings
nahm Jérôme später den schon von Jordis annek
tierten Streifen Hute ohne weiteres mit in Besitz,
auf ihr Geld aber mußten die Bauern lange
warten. Noch im Jahre 1811 war kein Heller
bezahlt trotz unaufhörlicher Mahnungen des Maires
Löwer an die König!. Kabinettskaffe!
Im Sommer 1809 wohnten Jordis' noch in
Schönfeld und erhielten u. a. mehrmals den Be
such von Jacob Grimm. Dann kam es im Au
gust d. I. zum Abschluß zwischen Jordis und Cousin
de Marinville, der im Aufträge Jérômes die Ver
handlungen führte. Jordis erhielt 100 000 Fr.
(30 000 Taler) für Schönfeld und wurde einige
Zeit darauf von Jérôme geadelt. Im Jahre 1812
verlegte er sein Geschäft nach Paris, weil, wie er
behauptete, „seine Natur ihn durchaus nach dem
Süden zog" oder richtiger, weil er dort wohl noch
bessere Geschäfte zu machen hoffte, als in dem
kleinen Kassel.
Die Beziehungen der Brüder Grimm zu dem
Ehepaar Jordis blieben auch in der Ferne bestehen.
Noch von Paris schickte Lulu an Wilh. Grimm
Märchen, und als Jacob 1814 und 1815 als
«"
Spohrs musikalischer Anteil an !
von Hessen ir
Die Mitteilungen von Spohrs Aufgaben an
läßlich einer hessischen Fürstenhochzeit, die uns
Altmeister Louis Spohr selbst — der be
kanntlich 35 Jahre lang von 1822—1857 durch
die Macht seiner musikalischen und menschlichen
Persönlichkeit dem Kasseler Musikleben zu außer
gewöhnlicher, weit über die Grenzen der engeren
Heimat hinausgehender Bedeutung verhalf — in
seiner leider vergriffenen Selbstbiographie gibt,
dürften so allgemeines Interesse für sich in An
spruch nehmen, daß es sich verlohnt, den Anteil
Spohrs an diesem Feste seinen Freunden und Ver-
*) Über die Vermählungsfestlichkeiten vgl. „Hefsenland*
1895, S. 122 ff., 164 f. D. Red.
hessischer Legationssekretär zur Wiedererlangung
der von den Franzosen geraubten Bücher und
Kunstschätze in „dem verwünschten Ort" weilte,
fand er freundschaftliche Aufnahme in Jordis'
Hause, das einer der besuchtesten Salons für die
'Schöngeister und die großen Männer jener Tage
geworden war. Karl Grimni, der als freiwilliger
Jäger mit noich Frankreich gezogen war, konnte
sogar trotz seines militärischen Verhältnisses wieder
für einige Wochen in Jordis' Dienst treten und
wurde von ihm als Kurier in finanziellen An
gelegenheiten nach Belgien und Aachen geschickt.
Lulu war in Paris als geistreiche Salondame viel
gefeiert und umworben. Der Minister Hardenberg
schrieb ihr zärtliche Billetts, und Varnhagen v. Ense
war sterblich verliebt in sie, was sie nicht ungern
sah, wie Jacob Grimm, der den „fatalen" Menschen
nicht leiden konnte, mit Ingrimm bemerkte. Jordis
selbst ging nach dem zweiten Pariser Frieden vor
übergehend nach Berlin, wo er seinem Schwager
Arnim durch sein großspuriges Auftreten als
Commissaire général du Roi de Prusse en
affaires de finances, noch mehr aber durch seinen
in eine Oberforstratsuniform gesteckten Leibjäger
mächtig imponierte. Das Verhältnis zwischen ihm
und seiner Frau gestaltete sich immer unglücklicher,
und schließlich kam es zu der oft geplanten, aus
religiösen Gründen aber immer wieder aufgeschobenen
Trennung. Nach Jordis' Tode (1839) schloß Lulu
eine zweite Ehe mit dem Baron Richard Pierre
Rozier des Bordes zu Paris. Sie starb zu
Würzburg am 19. November 1854, nachdem sie
im Jahre zuvor noch zwei Bändchen geistliche Ge
dichte und Kinderlieber hatte erscheinen lassen.
»er Hochzeit der Prinzessin Maria
» Jahre 1825.*»
ehrern an der Hand seiner Aufzeichnungen bekannt
zu geben.
Spohr hatte schon im Jahre zuvor vom Kur
fürsten den Auftrag erhalten, zu diesem feierlichen
Akt der Vermählung der Prinzessin Marie mit
dem Herzog Bernhard von Sachsen-Meiningen eine
neue Oper zu schreiben. Er erinnerte sich daher
seiner schon einmal, nämlich zur Zeit seiner Tätig
keit am Theater an der Wien, gehegten Absicht,
die Sage vom Rübezahl musikalisch zu bearbeiten.
Damals hatte er sie dem jungen Theodor Körner
angetragen, und Körner sich auch bereit erklärt,
die Oper stofflich zu bearbeiten. Freilich war das
Versprechen dann nicht zur Ausführung gekommen,
weil Körner als Freiwilliger zu Lützows Reiter-