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August von Lippe, der früher als Offizier in
hessischen Diensten gestanden und sich im Türken»
krieg ausgezeichnet hatte, und zwar nur für feiste
Person, das Recht, Rotwild und Rehe zu schießen
und Lappjagden abzuhalten; er mußte aber einen
Revers unterzeichnen, daß daraus für den Orden
kein Vorrecht abgeleitet werden dürfe. Daß neben
allen diesen Einschränkungen das alte Recht, wonach
der Besitz des Landes das Jagdrecht gewährt, noch
nicht vergessen war, zeigt uns eine Jagdirrung
des Ordens mit Mainz von 1670, der Orden
bekam nach längerem Hin und Her die Jagd
gerechtigkeit im Stausebacher Feld abgesprochen,
weil er seinen dortigen Burgsitz verkauft hatte.
^Fortsetzung folgt.)
vor hundert Jahren.
Mitgeteilt von Heinr. Roh de, Hofgeismar.
Nr. 40 ff. des 48. Jahrgangs' des „Daheim"
enthält eine höchst interessante Schilderung von
Napoleons Feldzug.nach Rußland im Jahre 1812.
Sie entstammt aus der gewandten Feder der Frau
Frickewirth-Art nach Aufzeichnungen ihres Urgroß
vaters, weiland Königlichen Oberförsters zu Rothe
haus bei Gräfenhainichen, Karl Götting. der als
westfälischer Untertan gezwungen wurde, die napo-
leonifchen Feldzüge mitzumachen. Götting, der
sich als Offizier des achten Korps an dem Feldzug
beteiligte und hauptsächlich die Schlacht bei Boro-
dino und den Übergang über die Beresina in
erschütternder Weise beschreibt, erwähnt besonders
mehrfach einen Adjutanten Wendelstadt, mit dem ihn
innige Freundschaft und treue Kameradschaft ver
bunden haben muß. Karl Wendel st adt, geboren
am 17 März 1787 als der zweite Sohn des
prakt. Arztes Joh. Konr. Wendelstadt zu Marburg,
später Physikus zu Hersfeld, und seiner Gattin
Johanne Rebekka geb. Bücking, widmete sich der
Pharmazie, sattelte dann um und wurde Forst
mann, zog 1812 als westfälischer Chaffeur mit
nach Rußland und ist daselbst — man weiß nicht
wo - geblieben. Nach einem in dem Besitz der Frau
verw. Bürgermeister Schirmer, geb. Wendelstadt,
sich befindenden, von Maler Müller in Marburg
gezeichneten Porträt muß Wendelstadt ein auf
fallend schöner Mensch gewesen sein.
Der Liebenswürdigkeit der Frau Bürgermeister
Schirmer, einer Großnichte Karl Wendelstadts,
verdanke ich zwei Briefe von diesem aus dem Feld
zug nach Rußland, die ich, soweit sie nicht Familirn-
verhältnisse betreffen, in dem „Heffenland" zu
veröffentlichen in freundlichster Weise ermächtigt
worden bin, und die jetzt „nach hundert Jahren"
von weitgehendstem Interesse fein dürften.
„Dahma, den 26. März.
Lieber Vater!
Ich freye mich, daß ich entlich so viele Ruhe
habe, um dir und allen von meiner lieben Familie
zu sagen, daß ich bis jetzt noch recht gesund und ver»
gnügt bin, gerne hätte ich dieses schon lange getahn,
wenn wir nicht jeden Tag von Caßel an bis hierher
marschiert hätten. Heute haben wir den ersten
Ruhetag, deswegen ergreife ich die Feder, um mich
einmal recht mit dier zu unterhalten, und freue
mich schon in voraus aus eine erwünschte Antwort
von dier, denn dieses ist unstreidig das angenähmfte,
was mier widerfahren könnte. Ich bin nun schon
durch manche Stunde, Berg und große Wäßer von
euch Lieben gedrent. Wir haben viele Umwege
machen müßen, um dem vielen Militair, welches
sich hierher begibt, aus dem Wege zu kommen, dieses
verursachte, daß wier oft große Märsche bei dem
Schlimsten Wetter und grundloßen Wegen haben
machen müßen, und dieses lernt einen erst das Be»
schwerliche eines Soldaten kennen. Oft, ja beynahe
immer liegen von uns bey einem Mann von mittler
Claße 10. 15 und auch 20 Mann zufamen im
Quartier, dieses veruhrsacht einem oft große Un»
bequemlichkeiten, und doch bleibt mann in einer so
großen Gesellschaft vergnügt, Gott gebe nur, daß
ich meine Gesuntheit erhallte, und so werde ich
gewiß alles aushalten und vergnügt bleiben, wann
ich zuzeiten eine gute Nachricht von Euch bekomme.
Unser Marsch ist von Caßel nach Münden, Güttingen,
Heiligenstadt, Mülhausen, Sondershaufen, Roßlar,
Sangerhaufen, Eisleben, Halle, Zürbig, Radegeist,
Deßau, Wittenberg, hier gingen wier über die Elbe,
Gütterbog. Damen. Unser bestimmungSort ist Glogau
und von da nach Warschau. In Glogau sollen wier
schon den 6. Aprill sehn. Die hiesige Gegend ist
eine schöne Ebene, welche uns schon in 8 Tagen
keinen Berg aufzuweisen imstande gewesen ist: Das
merkwürdigste an dieser Gegend ist, daß gar keine
Waldungen hier sind, dagegen aber desto mehr Wind
mühlen, diese kann man beysammen in einer Rehe
90 bis 110 zu sehn bekomen. ..."
Hier folgen Familienangelegenheiten. Unter
zeichnet ist der Brief:
Dich ewig liebender C.
Lsrgsvt im Bataillon Chasseur Carabinier
6. Compagnie bey der 2. Königlichen West-
phälischen Militair Division 1. Brigade.