296 sê-
2. Abschnitt schildert die Niederlage der preußischen Sonder
bundsbestrebungen, die schwankende Politik Preußens gegen
über der hessischen Ständeopposition. die Friedrich Wil
helm IV. zugleich verdammte und doch begünstigte, und-
schließlich das Finale in Olmütz und in Kassel. Was
Bismarck damals an seine Frau schrieb, „in Hessen werden
wir uns furchtbar blamieren", ging in Erfüllung, aber
weder Hasienpflug noch der Bundestag konnten sich des
Sieges lange freuen. Der großdeutsche Standpunkt des
Hopfsch^n BucheS wird zur Zeit wohl nicht viel BerstLnd-
nis finden, dadurch wird aber fein Wert schon um der mit
geteilten neuen Quellen willen nicht beeinträchtigt. Ph. L.
Personalien.
Verliehenr dem Organisten Paulstich in Hanau der
Königliche Kronenorden 4. Kl.
übertragen r die Verwaltung einer Postratstelle bei
der Ober-Postdirektion in Stettin dem Postrat D r e ß l e r
in Kassel; eine Stelle für Bezirks-Aufsichtsbeamte bei der
Ober - Postdirektion in Kassel dem Ober - Postinspektvr
Saeuberlichin Chemnitz; eine Telegrapheninspektorstelle
bei dem Fernsprechamt in Düsseldorf dem Ober-Post
praktikanten Neu rohr in Kassel.
Erteilt: die Erlaubnis zum Anlegen des ihm ver
liehenen Ritterkreuzes des Fürstlich Lippischeu Hausordens
dem fürstl. Konzertdirektor Kramer-B angert zu Kassel.
Wiedergewählt r Oberbürgermeister Dr. Gebeschus
zu Hanau auf 12 Jahre.
Versetzt: Oberzollkontrolleur des GrenzaufsichtsdienfteS
Badenhausen in Leer (Ostfriesland) als Oberzoll
kontrolleur des Bezirksdienstes nach Berlin-Pankow zum
1. Oktober.
Gebore« : ein Sohn: Hauptlehrer Frank und Frau
Elise, geb. Grebe lFriedloS. 4. September); Regierungs
baumeister Werner Bergmann und Frau Hanna, geb.
Menfing (Halle (Saale). 12. September); Dr. K. Mer
kel und Frau (Melsungen, 18. September); — eine
Tochter: Staatsanwalt Dr. Bähr und Frau Gertrud,
geb. Schlichting (Koblenz, September); Dr. Kirstein
und Frau Meta, geb. Hülbrock (Marburg).
Gestorbe«: Frau Luise Hertz er, geb. Flock auS
Rinteln, 75 Jahre alt (BucyruS, Ohio, 13. August);
Privatmann Wilhelm Hilgenberg. 71 Jahre alt
(Kasiel, 29. August); Dr. pdil. Fritz Schreyer, 29 Jahre
alt (Bochum, 3. September); Frau Bürgermeister Rüppel
aus Großalmerode (HerSfeld, 3. September); Dr. rned.
Georg Wichmann, 60 Jahre alt (Melsungen. 3. Sept.);
Frau Mary Holmquist, geb. Everts, 38 Jahre alt
(Kasiel, 4. September); Professor für Psychiatrie Dr. Au
gust Cramer, 52 Jahre alt (Göttingen, 5. September);
Charakter-Komiker Claudius Merten, 1877—80 als
Nachfolger Varenas und Vorgänger Böllers an der Kasseler
Hofbühne (Berlin, 5. Sept.); Frau Amalie Foerster,
geb. Kampfmüller, 67 Jahre alt (Kassel. 6. September);
Sekretär an der Landesbibliothek Wilhelm Jacob:
(Kassel. 6. September); Privatmann Adam Schade, 78
Jahre alt (Kasiel, 7. September);'Rechnungsrat Theodor
Finkelde, 61 Jahre alt (Kasiel, 7. September); Rentner
M. I Kircher, 65 Jahre alt (Fulda. 8. September);
Rentner Fritz Voltz, 79 Jahre alt (Hanau, 9. Sept.);
Apotheker F. W. Meyer (Marburg. 10. September);
Frau Elise Fellmann, geb. Schultheis, 85 Jahre alt
(Kasiel. 10. September); Gasthofbefitzer August Schom-
bardt aus Kasiel, 38 Jahre alt (Nordhausen, 11. Sep
tember) ; verw. Frau Elisabeth Strauch, geb. Schwartz-
kopf (Kassel, 11. September); Chemiker Dr. phil. Bern
hard Wackenroder (Kasiel, 18. September).
Sprechsaal.
Gestatten Sie mir zu dem jüngsten Heft des „Hesien-
land" (Nr. 17) die folgenden Bemerkungen.
1. In dem Aufsatz „Alte berühmte Rintelner Druck
werke" sagt Herr Pfarrer Schuster (S. 258), die alte
Univerfitätsdruckerei und als deren Fortsetzung die Böfen-
dahlsche habe nie ihren Platz gewechselt, gibt dann aber
in einer Fußnote zu, daß dies dennoch möglich sei. In
der Tat verhält es sich so. Zu der Zeit, als ich Gymnasiast
in Rinteln war (1846—1851), befand sich allerdings die
Bösendahlfche Buchhandlung dem Kollegienplatz und
altem Gymnasium, der ehemaligen Universität, gegenüber;
die Druckerei jedoch war im Bösendahlschen Wohn
haus. an der Weserstraße, der „Stadt Bremen" gegenüber,
in einer Hinterstube, in der ich selbst mehr als einmal
gewesen bin.
2. Zu der „Anfrage" (S. 276), das Lied ,,0ù peut-on
être mieux" betreffend, das hier — und wohl auch ander
wärts — in der französischen Kolonie bei der „kête àu
kekuge" noch immer gesungen wird, habe ich von einem
geschätzten Mitglied derselben, dem Mufikalien-Verleger
Herrn C. A. Challier. nachstehende Auskunft erhalten :
Das Lied stammt auS der 1769 erstmalig aufgeführten
Oper „Lucile" von Grätry. der Text ist. von Marmantel,
d. h. nur die erste Strophe, wie die französischen Kolonisten
das Lied fingen, die folgenden Strophen find ad hoc hin
zugedichtet worden Eine sehr hübsche Ausgabe, Noten
und Text, ist erschienen: Berlin, C. A Challier u. Co.
Berlin W. Julius Rodenberg.
„Où peut-on être mieux qu’au sein de sa famille“
ist ein Quartett aus der Oper „Lucile" von Grêtry aus
dem Jahre 1769. Eine Ausgabe für eine Singstimme mit
Klavier ist in jedem Mufikaliengefchäft erhältlich (Berlin.
Challier, Verlagsnummer 2853). Daß dieser Chor jemals
in Hessen als Nationalhymne gesungen sein soll, ist natür
lich nur ein Witz der Pamphletisten der nachwestfälischen
Zeit. Die Melodie war im Revolutionszeitalter ziemlich
beliebt. Marie Antoinette ließ sie im Kreise ihrer Anhänger
fingen und die Jakobiner sangen sie zum Preise Marals.
— Eine eigentliche „hessische Volkshymne" hat es weder vor
noch nach der französischen Fremdherrschaft gegeben. Seit
1813 entwickelte sich wie in andern Ländern auch in Heffen
der Brauch, den Fürsten mit der Melodie de8 Carehfchen
„God save the hing“ anzusingen, der man eine ganze
Reihe meist ebenso gut gemeinter wie schlecht gelungener
Dichtungen untergelegt hat. — Die beste hessische Volks
melodiensammlung ist die bekannte von Lewalter (1890 ff).
Die Texte find älter und ursprünglicher in der Sammlung
von Fr. L. Mittler (1854). die aber keine Melodien hat.
Steglitz. Dr. Philipp Losch.
Das vortreffliche englische Musik-Lexikon „Grove’s Dictio
nary of Music“ (London 1907) hat dem französischen Ge
sangsstück: Où peut-on être mieux qu’au sein de sa
famille einen kurzen Artikel gewidmet, von dem ich eine
.Übersetzung überreiche: „Où peut-on être mieux qu’au
sein de sa famille?“ Ein Quartett auS GrstrhS
„Lucile" (1769). Historisch berühmt geworden dadurch,
daß eS bei verschiedenen Gelegenheiten gesungen wurde, wie
z. B. in Versailles aut 15. Juli 1789 ; in Carleton Houfe
beim ersten Besuch deS Königs George III. und der Königin
Charlotte beim Prinzen von Wales am 3. Februar 1795
nnd während des Rückzugs von Moskau am 15. November
1812. Nach der Restauration wurde eS von den Bourbonm
als königstreues Lied angenommen.
Kaffel. Edward Holzapfel.
Für die Redaktion verantwortlich: Paul Heidelbach, Kaffel. Druck und Verlag von Friedr. Scheel, Kaffel.