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Hinterfront.
im Erdgeschoß in unmittelbarer Nähe deS Haupteinganges ,
und des Treppenhauses.
Aas Innere des Heims, das Eisenbahnbediensteten aller
Klaffen Aufnahme bietet, ist den verfügbaren Mitteln ent
sprechend einfach, aber behaglich eingerichtet. Die Möbel
find, soweit sie nicht nach Zeichnung der Bauverwaltung
angefertigt wurden, in den Paderborner Werkstätten nach
Entwürfen von Max Heiderich oder in Kasseler Werkstätten
nach Zeichnung von A. Nübel hergestellt. !Auf freundliche
Farbe in den sonst schlichten Räumen ist Wert gelegt.
Auch die Möbel haben zum Teil farbige Verzierungen
figürlicher wie ornamentaler Art erhalten, deren Skizzen
von Hans Sautter herrühren. W. Schliephake hat sich
um die Ausmalung der Eingangs» und Gesellschaftsräume
verdient gemacht. Die Bauarbeiten find durchweg von
ortsansässiger Meistern ausgeführt worden.
Vom Kasseler Hofihealer.
Zwei Novitäten hat uns die Theaterleitung in kurzer
Aufeinanderfolge beschert. In der Oper gab es vor allem
den,Rofenkavalier*. Es wird dem Hörer begreiflich,
daß der Kampf der Meinungen um das Werk so laut und
erbittert toben kann. Daß den verhimmelnden Ruhmes
tönen die verdammendsten Urteilegegenüberstehen. Denn zahl
reiche kontrapunktische Verstiegenheiten und Ungeheuerlich
keiten wechseln ab mit entzückenden Strecken von berückender
Einfachheit. Neben den Straußschen Künsteleien tritt auch
seine echte Kunst hervor. Und da die ersteren keinen Resonanz
boden im Publikum finden, kann die letztere kaum das
Werk vor dem Schicksal bewahren, mehr Proben zu erleben
als Aufführungen. Und davon wird eS auch die Tatsache
nicht erretten, daß es UNS in ein Milieu versetzt, daS in
seinem freundlichen Humor sofort für fich einnimmt, und
daß HoffmannSthal fich auch in diesem Libretto, das feiner
Wesensart so fern zu liegen scheint, als Dichter erweist.
Unserer Bühne aber gab eS Gelegenheit zu zeigen, was sie
vermag. Herr H e r tz e r hatte die Oper mit großem Geschick
und hingebender Sorgfalt inszeniert, die Gruppierungen
lebensvoll arrangiert, jede Einzelheit mit Geschmack und
mit feinstem Verständnis vorbereitet. Herr Prof. Dr. Sei er
erwies fich wieder einmal als ausgezeichneter musikalischer
Leiter. Die von ihm aufgewendete Mühe; seine aufopfernde
Einstudierung deS Werkes, seine kunstverständige Leitung
wurden denn auch von dem Publikum mit wärmstem Beifall
anerkannt. Frl. v. d. Osten verkörperte die Titelrolle
mit prächtigem Temperament, mit Verve und Humor.
Frl. Daniela entzückte als Marschallin durch ihre klang
schöne. prächtig geschulte Stimme. Herr Bartram gab den
Baron von Lerchenau mit zündender Wirkung wieder und
löste in Darstellung und Gesang seine Aufgabe restlos.
Alle Mitwirkenden, auch die Vertreter kleiner und kleinster
Rollen, machten sich um das Gelingen des Abends verdient.
Daß man ab und zu die Oper aus der Sphäre feinern
Humors in die vergröberte der Operette versetzte, könnte
leicht abgestellt werden.
DaS Schauspiel brachte unS Sudermanns fünfaktige
Tragödie .Der Bettler vonSyrakuS* Das Stück
führt einen tiefen Gedanken in eindrucksvoller Gestaltung
vor. Schlimmer als der Tod ist das Bergeffenwerden.
Das wahre Nirwana ist das Ausgelöschtsein aus dem Ge-.