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Das 50jährige Jubiläum des Kasseler
Oratorienvereins wurde in diesen Tagen be
gangen, denn am 18. Oktober 1861 wurde dieser
aus Anregung des Musikdirektors a. D. Heinrich
Weidt in Kassel gegründet. Weidt war der erste
musikalische Leiter, vr. Harnier der erste Vorsitzende
des Vereins, der am 4. November 1861 im Stadt
bausaale seine erste musikalische Abendunterhaltung
veranstaltete. Als 1863 Weidt einem Ruse nach
Pesth solgte, setzte der Verein seine Tätigkeit aus,
und Frau Musikdirektor Spohr übernahm die Auf
bewahrung des Inventars. 1869 fand der Verein
in Albrecht Brede einen neuen Dirigenten, der ihn
bald zu hoher Blüte führte. Unter seiner hin
gebenden Dirigententätigkeit wurden im Laufe der
Jahre die meisten großen Chorwerke unserer Klassiker
ausgeführt, daneben aber auch die Werke neuerer
Meister gepflegt. 1897 übergab Musikdirektor Brede
den Dirigentenstab des Vereins an Kapellmeister
vr. Beier, dessen Nachfolger 1902 Musikdirektor
Hallwachs wurde, der seit etwa dieser Zeit auch
die Kasseler Liedertafel leitet. Der Verein erfuhr
nach der Übernahme der musikalischen Leitung durch
Hallwachs, dessen Verdienste kürzlich durch Ver
leihung des Titels eines Königl. Musikdirektors an
erkannt wurden, eine völlig neue Organisation und
wird hoffentlich noch recht viele Jahre mit im
Mittelpunkt des Kasseler Musiklebens stehen.
Personalchronik. Pros. vr. Julius Roden -
b e r g in Berlin wurde anläßlich seines 80. Geburts
tages von seiner Vaterstadt Rodenberg, nach der er
sich genannt hat, durch die Überreichung des Ehren
bürgerbrieses geehrt. — Zum Nachfolger von Pros.
Kolitz als Direktor der Kasseler Kgl. Kunstakademie
wurde Pros. Hans Olde, Lehrer an der Weimarer
Hochschule der bildenden Künste, berufen. Hans
Olde ist geborener Holsteiner, am 25. April 1855
in Süderau geboren, studierte 1879—84 in München,
1886 in Paris und war dann in Berlin, München
und in seiner Heimat tätig. Er hat vorwiegend
Landschaften, Tierstücke und Bildnisse gemalt. —
Der Vorstand der Deutschen Landwirtschaftsgesell-
schast hat beschlossen, für hervorragende Mitarbeit
bei der Vorbereitung und Durchführung der Jubi
läums - Wanderausstellung zu Kassel dem Vize
präsidenten für Gau 7, Rittergutsbesitzer v. Stock-
hausen-Abgunst, die große silber - vergoldete
Eyth-Denkmünze „Dem Mitarbeiter" zu verleihen
und Ökonomierat G e r l a n d - Kassel eine Ehrengabe
zu überreichen. — Der Allgemeine Verband der
Eisenbahnvereine der preußisch-hessischen Staats
bahnen und der Reichseisenbahnen ernannte seinen
bisherigen Vorsitzenden, den früheren Präsidenten
der Kgl. Eisenbahndirektion in Kassel, den Wirklichen
Geheimen Oberregierungsrat Ulrich in Wilhelms
höhe zum Ehrenpräsidenten.
Friedrich Carl v. Savigny, der berühmte
Rechtslehrer, starb am 25. Oktober vor fünfzig
Jahren. Er war geboren zu Frankfurt a. M. am
21. Februar 1779 und bezog schon als Sechzehn
jähriger die Universität Marburg, wo er sich im
Jahre 1800 bei der juristischen Fakultät habilitierte.
Nach vorübergehender Wirksamkeit in Landshut kam
Savigny im Jahre 1810 an die neugegründete
Universität Berlin, wo er seinen Ruf begründete
und die Augen weiter Kreise ans sich lenkte. 1817
ward er Mitglied des Staatsrats und 1842 Justiz
minister. In den Märztagen des Jahres 1848
trat er von seinem Amte zurück und hielt sich seit
dem vom öffentlichen Leben fern. Politisch ist er
niemals hervorgetreten. Savigny, ein Führer der
sog. historischen Schule der Rechtsgelehrten, hat eine
größere Reihe von Werken versaßt, von denen
namentlich seine „Geschichte des römischen Rechts
im Mittelalter" hervorzuheben ist.
GegendieBlechpest. Der Regierungspräsident
erließ eine Polizeiverordnung gegen die Verunstaltung
landschaftlich hervorragender Gegenden außerhalb
geschlossener Ortschaften durch Ausschreitungen der
Reklame. In 21 Kreisen des Regierungsbezirks
Kassel werden darin zahlreiche Örtlichkeiten und
Gegenden näher bezeichnet, wo Reklame-Schilder
und -Tafeln, sowie Aufschriften oder Abbildungen,
die durch Form, Farbe, durch die Art der Dar
stellung oder die Art der Anbringung das Land
schaftsbild verunzieren, nicht angebracht werden
dürfen, bei Androhung einer Geldstrafe bis zu
60 Mark oder entsprechender Haftstrase. Bereits
bestehende Anlagen müssen binnen einer vom Land
rat des betreffenden Kreises zu bestimmenden Frist
beseitigt werden.
Todesfälle. Am 16. Oktober verschied im
säst vollendeten 7 5. Lebensjahr der weithin in Heffen
geachtete und beliebte Rektor a. D. Heinrich Schenk,
der noch über sein 1909 begangenes 50 jähriges
Dienstjubiläum hinaus im Amte tätig gewesen war,
bis ein tückisches Leiden die eiserne Kraft seiner
Hünengestalt brach. Seine Liebe und Anhänglich
keit zur hessischen Heimat, der er in Wort und
Schrift diente, waren vorbildlich. 1836 zu Nieder
grenzebach in der Schwalm geboren, genügte er nach
Absolvierung des Seminars zu Schlüchtern seiner
Militärpflicht als hessischer Gardist und kam 1861
zur Versehung des lutherischen Rektorats nach
Frankenberg, wo er nahezu fünfzig Jahre wirkte.
Schenks große Beliebtheit bekundete sich an seinem