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Kirche untersagte. Ich meine aber, die oben ge
schilderte alte Sitte sei besser gewesen, da dabei die
Kirmes nicht zu einem bloßen Tanzvergnügen herab
gedrückt, sondern der Zusammenhang mit der Kirche
— Kirchweihe — noch etwas gewahrt wurde.
B. Ehr.
Aus Dermal
Hessischer Geschichtsverein. Der Kasseler
Verein unternahm am 27. September einen Ausflug
mit Damen in das Baunatal. Von Grifte aus,
wo die Kirche und die alte Burgstätte besichtigt
wurden, wanderte man über die Höhe, auf der sich
Spuren einer sehr alten Straße zeigten, nach Her
tingshausen, wo der Kaffee eingenommen wurde und
der Vorsitzende General Eisen traut einen Über
blick über die Geschichte des nahegelegenen Holz
häuser Hahns, einer mächtigen Basaltkuppe, die
früher eine Burg des Wernerschen Grafengeschlechtes
trug, und seiner Umgegend gab. Bei dem sodann
aus der Frankfurter Straße angetretenen Weiter
marsch überschritt man den Schauplatz des am
23. April 1809 zwischen den westfälischen Truppen
und der Jnsurgentenschar Dörnbergs stattgefundenen
Gefechts. Rechnungsdirektor Wo ring er bot hier
eine Darstellung des Verlaufs dieses Kampfes.
Nachdem noch der Wilhelmsdamm mit der Baunaer
Brücke besichtigt war. erreichte man aus schönem
Waldwege durch das untere Baunatal den Bahnhof
Guntershausen, von wo die Rückfahrt angetreten
wurde.
Marburger Hochschulnachrichten. Der
ordentliche Professor und Direktor der chirurgischen
Klinik in Greifswald, Dr. msä. Friedrich König,
ein geborener Hanauer, hat einen Ruf als Nachfolger
des Geheimrats Friedrich angenommen. — Der der
zeitige Rektor Geheime Konsistorialrat Professor
Budde wurde zum Ehrendoktor der schottischen
Universität St. Andrews promoviert. — Dem ordent
lichen Professor in der philosophischen Fakultät Ge
heimen Regierungsrat Dr-, v. Sybel wurde der
Kronenorden 3. Klasse verliehen.
Kunstchronik. Mit diesem Semester wird der
durch Proseffor Schneiders Ausscheiden vakant ge
wordene Lehrstuhl für Architektur an der Kasseler
Kunstakademie wieder besetzt, und zwar durch den
als ordentlichen Lehrer hierher berufenen Architekten
Regierungsbaumeistera. D. Wilhelm von Tettau.
Zu Erfurt 1872 geboren, wurde von Tettau, ein
früherer Offizier, nach vollendetem Studium Re
gierungsbauführer und dann als Regierungsbau
meister im Ministerium der öffentlichen Arbeiten be
schäftigt. — Karl Roth, der Schöpfer des Kasseler
Rathauses, wurde in die Architekturabteilung der
Technischen Hochschule in Berlin berufen, wo er
und fremde.
die bisher von Professor Raschdors gehaltenen Vor
träge über die wichtigsten Arten von öffentlichen
Privathochbauten und Städteanlagen übernimmt.
Die Frankfurter Universitätssrage
wurde neuerdings zwischen dem Kultusminister und
den Frankfurter Vertretern des Planes, besonders
Herrn Adickes, besprochen) die Verhandlungen sollen
jedoch wieder abgebrochen worden sein.
Todesfall. In Breslau verstarb am 20. Sep
tember der Kgl. Regierungspräsident Philipp
v. Baumbach im 50. Lebensjahr. Er war zu
Kassel geboren, war 1894 bis 1902 Landrat des
Kreises Gelnhausen, wurde 1903 vortragender Rat
int Finanzministerium, 1908 Regierungspräsident
in Osnabrück und 1909 in gleicher Eigenschaft nach
Breslau berufen. Um den Kreis Gelnhausen hat
er sich bleibende Verdienste erworben.
Aus Zierenberg. Es besteht die Absicht, den
Turm der ehemaligen Klosterkirche von Burghasungen,
der vor Jahren zusammenstürzte, wieder aufzubauen.
Landrat Geheimrat v. Buttlar gab die Anregung
zu dieser Renovierung, die aber erst nach und nach
erfolgen kann, da es an den nötigen Mitteln fehlt.
— Am 24. September fand aus der Höhe des
kleinen Schreckenberges die Einweihung des nach den
Plänen Ernst Happels auf den fünf Meter hohen
Resten einer alten Warte errichteten Aussichtsturmes
statt.
AusMarburg. Ein bekannter Geschichtsforscher,
Metropolitan a. D. Klein, hat sich jetzt ebenfalls über
den mutmaßlichen Ursprung der riesigen Steinschale
aus der Ohm bei der Grinselau geäußert. Er schließt
sich der im Hessischen Geschichtsverein vertretenen
Ansicht des Archivars Dr. Rosenseld an, daß dieser
sog. Taufstein des Bonisatius nie kirchlichen Zwecken
gedient hätte und daß seine Bearbeitung und Her
stellung in eine Zeit falle, die noch weit rückwärts
von den Tagen liegt, in denen irische und schottische
Missionare als die ersten Boten des Evangeliums
der Lahn, Ohm und Wohra entlang zogen — und
wo später Bonisatius seine Tätigkeit entfaltete. Der
Stein stamme vielleicht aus jener fernen Zeit, als
rein keltisches Volk in dieses Gebiet kam. Er schreibt,
daß er in dem Steine nichts anderes zu erblicken
vermöge, als den anderen Teil einer Handmühle