des Gesamtvereins deutscher Geschichts- und Altertums
vereine hatte Stadtbaurat a. D. Thhriot in Hanau über
nommen. der aber durch plötzliche Erkrankung verhindert
wurde, die Reise anzutreten. Bei der Jahresversammlung
des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung
in Wernigerode vom 17. bis 19. April 1911 vertraten
Generalmajor z. D. Eisentraut und Bibliothekar Dr. med.
Lange den Verein.
Unserem Tauschverkehr ist der Altertums- und Geschichts
verein in Herborn beigetreten.
Unser Kassen führer. Kreditvereinsdirektor Henkel ist
leider durch berufliche Abhaltung verhindert heute hier
zu erscheinen. Ich habe Ihnen deshalb in seiner Vertretung
den Kassenbericht zu erstatten. Die Rechnung unseres
Vereins für das Vereinsjahr 1910/11 die von dem Landes
rentmeister Gotterdamm und Gerichtskassenrendant Bierschenk
Hierselbst geprüft und richtig befunden worden ist. liegt
hier zur Einsicht der Mitglieder aus. Sie schließt ab mit
einer Einnahme von 14 712 Mark 15 Pfg. und einer
Ausgabe von 6810 Mark 15 Pfg., so daß ein Bestand von
7902 Mark in das neue Veretnsjahr übernommen wurde.
Die hoffentlich bald eintretende Erledigung der Bickellschen
Erbschaftsangelegenheit wird für den Verein noch mit einer
größeren Ausgabe verbunden sein, die aber bei dem günstigen
Stande der Vereinskasse und dem sparsamen Wirtschaften
der Vereinsleitung ohne erheblichen Einfluß sein wird.
Wir dürfen deshalb den Stand unseres Vereinsvermögens
als einen sehr guten bezeichnen und auch in dieser Beziehung
ohne Sorgen in die Zukunft blicken.
Für den ausführlichen Bericht spricht der Vor
sitzende dem Schriftführer den Dank des Vereins
aus. Zum Andenken der im verflossenen Jahr ver
storbenen Mitglieder erhebt man sich von den Sitzen.
Dem Kassenführer wird Entlastung erteilt. An
Stelle des verstorbenen Geheimrats Dr. Knorz wird
Landgerichtsdirektor Schroeder als stellvertretender
Vorsitzender und als Ort für die nächste Mitgliederver
sammlung Schmalkalden gewählt. Daß die Franken
berger Seminaristen mit ihren jugendfrischen, kräftigen
Stimmen durch den Vortrag mehrerer Volkslieder
die Feier verschönten, soll noch mit besonderer An
erkennung erwähnt werden.
Das um 4 Uhr beginnende vorzügliche Festessen
nahm einen anregenden Verlauf. Den Abend ver
brachte man bei Konzert aus dem jenseits der Edder
schön gelegenen Goßberg. Der dritte Tag galt
einem Ausflug nach Schloß Lichtensels und dem
Hessenstein. Zu Wagen ging's durch das malerische
Nuhnetal über die durch einen mannshohen Stein
mit dem preußischen Adler bezeichnete Südgrenze
Waldecks zur alten Grenzstadt Sachsenberg und
von da nach Dalwigkstal, dem Sitz des in zwei
Linien blühenden Geschlechtes der Dalwigks. Ein
vortreffliches Frühstück gab die nötige Stärkung
zum Ausstieg zum Schloß Lichtensels, wo man durch
die schloßherrliche Familie freundlichst empfangen
wurde. Nachdem alle Teilnehmer auf der Burg
eingetroffen, gab General Eisentraut einen Rück
blick aus die Geschichte der Burg Lichtensels. Ver
mutlich war der Stammsitz der Familie von Dal
wigk, von der sich zahlreiche Mitglieder im 17.
und 18. Jahrhundert in hessischen Kriegs- und
anderen Diensten auszeichneten, die bei Hoof ge
legene Schauenburg. Ein Zweig der Familie nahm
von dem von Hersfeld erworbenen Schloß Wallen
stein den Namen Wallenstein an. Noch im Ansang
des 18. Jahrhunderts übten die Herren von Schauen
burg in Elmshagen und der Hälfte Martinhagens
die niedere Gerichtsbarkeit aus. Die Burg Lichten
sels, schon im 13. Jahrhundert von Abt Widukind
von Corvey erbaut, wurde 1413, also vor fast
500 Jahren, von Heinrich von Waldeck an einen
von Dalwigk abgetreten, durch den auch von Land
graf Heinrich III. von Hessen mitunterschriebenen
Lehnvertrag 1473 erhielten die Herren von Dalwigk
das ganze Schloß sowie das Amt Lichtensels von
dem Grasen von Waldeck „zu Mann- und Burg
lehen mit allen Zubehörungen" Wie das Schloß
gehört auch der 1555 an dessen Fuße erbaute Hos
Sand den Freiherren von Dalwigk - Lichtensels-
Sand, dagegen der oberhalb der Orke gelegene,
1593 erbaute Hof Camps der Linie von Dalwigk-
Lichtenfels-Camps, der auch der Kasseler Polizei
präsident zugehört. Unter liebenswürdiger Führung
des Schloßherrn und seiner Gemahlin wurden die
Jnnenräume des Schlosses besichtigt, das seit fünf
Jahren durch den bekannten Restaurator des Schlosses
Burg im Wuppertal, Architekt Fischer-Barmen,
einer Restaurierung unterzogen und in zwei Jahren
vollendet sein wird. Im Burghof machte Hof
photograph Eberth-Kassel, der bereits in Franken
berg die Teilnehmer aufgenommen, einige Gruppen
aufnahmen, wie auch eine Gesamtausnahme des
Schlosses sowie der drunten in Dalwigkstal gelegenen
eigenartigen kleinen Eisenbacher Kirche, der gemein
samen Erbbegräbnisstätte derer von Dalwigk. ge
macht wurde. Dann begab man sich auf schattigen
Waldwegen nach Niederorke und von da zu Wagen
nach Edderbringhausen, wo das Mittagsmahl ein
genommen wurde. Ein Teil der Mitglieder bestieg
dann noch unter der sachkundigen Führung Dr. Gät-
jens-Frankenau den nahen Heffenstein, der unsern
Lesern bereits in Wort und Bild („Hessenland"
1911, Nr. 2 s.) vorgeführt wurde.
Damit endete die dank den Bemühungen der
gastlichen Frankenberger außerordentlich wohlge-
lungene und auch vom schönsten, wenn auch un
gewöhnlich heißen Wetter begünstigte 77. Jahres
versammlung des Vereins, die den auswärtigen
Mitgliedern noch lange in angenehmer Rückerinnerung
I bleiben wird. P H.