ein Fest der Schule, bei dem der Musik- sowie der
Turn- und Ruderverein ihr vielbewundertes Können
zeigten. Außerdem ging, von Primanern vortrefflich
dargestellt, des im Todesjahr Shakespeares geborenen
Opitzianers Andreas Gryphius köstliches Scherzspiel
„Herr Peter Squenz" in Szene. Am Morgen des
nächsten Tages fand in der Aula eine Festseier
mit Chorgesängen und Rezitationen statt. Professor
Bl eck mann. der mit Professor Sunkel und den
Herren Stern und Stolzenberg der Anstalt seit
ihrer Begründung angehört, hielt die Festrede und
gab einen umfassenden Rückblick aus Werden und
Wachsen des Wilhelmsgymnasiums. Am Abend
vereinte ein von Oberlandesgerichtsrat Hasse ge
leiteter Festkommers im großen Stadtparksaal die
zahlreich erschienenen alten Schüler und ihre Gäste,
darunter das Lehrerkollegium und die Primaner
der Anstalt. Am dritten Tage beschloß eine Zu
sammenkunft im Ratskeller und später aus Wil
helmshöhe das schöne Fest, das manche alten Schul
kameraden nach einem Vierteljahrhundert zum ersten
Mal wieder zusammenführte.
Der aus Kassel gebürtige Berliner Bildhauer
Adolf Kürle hat das Modell des Denkmals
für Windhuk über den Feldzug in Südwest fertig
gestellt. Der Sockel besteht aus afrikanischem Mar
mor und trägt einen Reiter in doppelter Lebens
größe. Das Denkmal wird die Höhe von 10 Metern
erhalten. Die Enthüllung soll am 1, Januar nächsten
Jahres stattfinden.
Personalchronik. Zum Polizeipräsidenten
von Frankfurt a. M. ist Oberregierungsrat Ries
v. Scheurenschloß in Kassel in Aussicht ge
nommen. — Seinen 90. Geburtstag beging am
10. Mai der Kammermusiker a. D. Fritz Hoff-
mann zu Kassel. Er war früher Stabshoboist
bei der Kurhessischen Garde und bestand 1856 vor
Altmeister Spohr die Allsnahmeprüfung für das
Hostheater. Es kostete damals Schwierigkeiten, daß
ihm das gewünschte Gehalt von 60 Talern bewilligt
wurde. Lange Jahre hat er dann als Kammer
musiker die 1 Trompete geblasen. Dem letzten
Kurfürsten hat er öfter das Solo des Dessauer
Marsches vorgespielt.
Todesfälle. Nach einer Notiz im „Kasseler Tage
blatt und Anzeiger" vom 11. d. M. ist am 7 d. M. in
Hannover der Major a. D. Viktor Köhler ge
storben, ein aller Kurhesse und aus der kurhessischen
Armee hervorgegangen. Er war in Kassel geboren
am 23. Dezember 1847 als Sohn des 1850 (8.März)
ebenda verstorbenen Kriegsrats Johann Paul Köhler.
Dieser war 1813 bei der Reorganisation nach der
westfälischen Zeit in das (1806 beurlaubte und im
November 1813 wieder einberufene) kurhessische Leib-
Dragoner-Regiment als Premierleutnant eingetreten
und hatte in ihm die Feldzüge 1814 und 1815 in
Frankreich mitgemacht, war nach diesen aber wieder
ausgeschieden. Sein Sohn Viktor, 1862 in das kur-
hessische Kadettenkorps eingetreten, ging von diesem
aus 1866, als die Armee sich bereits in der Bundes-
sestung Mainz versammelt hatte, dorthin und wurde
am 6. Juli als Freiwilliger in dem alten Regiment
seines Vaters, dem nunmehrigen 1. (Leib-)Husaren-
Regiment eingestellt. Hier in Mainz wurde er am
26. Juli Korporal und rückte mit dem Regiment im
September in dessen alte Garnison Hofgeismar ein.
Nachdem Kurfürst Friedrich Wilhelm mittels Urkunde,
datiert Stettin 18. September 1866, seine Offiziere
und Truppen von dem ihm geleisteten Fahneneide
entbunden hatte, wurde die Armee unter den Befehl
des in Kassel anwesenden preußischen Generals der
Infanterie von Werder, als Generalgouverneurs von
Hessen, gestellt. Während dieses „Interregnums"
nun hat von Werder (eine Tatsache, die nur wenigen
bekannt ist) noch 3 kurhesstsche Kadetten in der Armee
angestellt es waren dies Moritz von Heimrod (geb.
1845 in Kassel, Sohn des Obersten von Heimrod,
ehemaligen Kommandeurs des Leib-Garde-Regiments),
Wilhelm von Uslar-Gleichen (geb. 1847 in Kassel,
Sohn des Majors von Uslar-Gleichen) und Viktor
Köhler. Alle drei traten dann in die preußische
Armee über. Köhler, der zum Portepeesähnrich im
1. (Leib-)Husaren-Regiment ernannt war, wurde am
25. November d. I. in gleichem Dienstgrade in das
aus letzterem formierte hessische Husaren-Regiment
Nr. 13 (Hofgeismar) übernommen und 1867 (^.Ja
nuar) in diesem Sekondleutnant. 1874 (18. Juli)
zum Premierleutnant befördert, wurde er 1877
(17 April), nachdem das Regiment im gleichen Jahre
seine Garnison mit Frankfurt-Bockenheim vertauscht
hatte, dem Regiment aggregiert und nach Hannover
als Adjutant zum Militär-Reitinstitut versetzt. 187 8
(25. Juli) wurde er unter Entbindung von dieser
Adjutantur und Beibehaltung seiner Stellung ä la suite
des Regiments hier Reitlehrer, in welcher Stellung
er auch nach seiner Beförderung zum Rittmeister
(17 Februar l 881) bis 1887 verblieb. Am 20. Sep
tember d. I. wurde er dann als Eskadronchef in das
braunschweigische Husaren-Regiment Nr. 17 (Braun
schweig) versetzt und erhielt hier 1889 (16. August)
mit dem Charakter als Major und der Regiments-
unisorm den aus Gesundheitsrücksichten erbetenen
Abschied. Den Krieg 1870/71 hatte er anfänglich
bei seiner Schwadron, später als Ordonnanzoffizier
beim Generalkommando des XI. Armeekorps mit
gemacht und sich als solcher das Eiserne Kreuz 2. Klaffe
erworben. Die Angabe jedoch, daß er auch 1866