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worden, doch scheint mehrfach zwischendurch die
Tätigkeit des Verfassers ganz, geruht zu haben,
da er offenbar später die Ereignisse nachträgt und
dabei gelegentlich Späteres früher bringt.
So bringt die Chronik viel Interessantes in
lokalgeschichtlicher Hinsicht, nicht nur für Stause
bach, sondern auch für die Umgegend, besonders
Amöneburg, Kirchhain, Marburg. Doch auch
sonst findet sich manches Erwähnenswerte. Es
kommt uns fast als ein Wunder vor, daß die so
geplagten Leute nicht ganz mutlos wurden, daß
sie. sobald der Feind fortgezogen, zäh und un
verdrossen wieder an die Arbeit gingen. Sehr
bemerkenswert ist ferner, wie schnell sich die bäuer
liche Bevölkerung von mancher, dem völligen Ruin
gleichen Ausplünderung erholt. Das zeigt ein
Vergleich der Jahre 1637 und 1645, in denen
es Preis gelang, seinen Viehstand von 2 Kühen
wieder auf 11 Stück Rindvieh, 17 Schweine und
4 Ziegen zu bringen. Ja, fünf Jahre nach dem
Krieg, drei Jahre nach Aufhören der letzten Kon
tribution an die Heere, fand eine Hochzeit in
Stausebach statt, bei der vier Tage lang 13 Tische
voll Gäste bewirtet wurden und zwar mit 22 Ohm
Bier, 12 Va Maß Branntwein, 8 Mött Korn zu
Brot und 10 Metzen Weizen zu Kuchen gebacken,
800 Pfund Fleisch von einem Rind, einem Bullen,
zwei Schweinen und zwei Schafen, außer dem Ge
flügel , die Hochzeitsgäste hatten 85 Rtlr. geschenkt.
Interessant für den Meteorologen find die
großen Temperaturunterschiede der einzelnen Jahre,
so groß, wie sie heute nicht mehr vorkommen;
daß z. B. im Mai eines Jahres nur drei Tage
ohne Frost, in einem anderen Jahre (1661) die
Kühe und Schafe den ganzen Januar und Februar
auf die Weide getrieben werden und die Weiber
ins Gras gehen.
Wir wollen die Chronik nicht verlassen, ohne
über einen freundlichen Zug aus dieser wilden,
rohen Zeit zu berichten, nämlich das gute Ein
vernehmen der Bevölkerung der Umgegend ohne
Rücksicht auf die Konfession. Die wohl ursprüng
lich, da aus Leidenhofen und Wittelsberg stammend,
evangelische, aber später in Schröck oder Stause
bach zum Katholizismus übergetretene Familie
Preis sowie die anderen katholischen Einwohner
von Stausebach fanden abwechselnd freundliche
Aufnahme und Zuflucht im evangelischen Kirch
hain und auf der katholischen Amöneburg, Preis
sogar im evangelischen Pfarrhaus zu Kirchhain.
Doch mag die politische Stellung der beiderseitigen
kaiserlich gesinnten Landesherren dazu beigetragen
haben. Auch der Kulturhistoriker wird beim Lesen
der Chronik manches Interessante finden, und be
sonders der Schulmann wird mit Verwunderung
sehen, wie gut und gewandt schon damals ein
einfacher Bauersmann mit der Feder umgehen
konnte.
Heilige Klänge.
Nun ist es füll.
Der Lärm verstummt, der Strom vorbeigerauscht.
Möcht' wissen, was mein Ghr noch immer lauscht
Und sehnt und will.
Nun ist es still,
Der Lärm verstummt, der Strom vorbeigerauscht,
Möcht' wissen, was mein Ghr noch immer lauscht
Und sehnt und will.
Es ist so still.
Manch wirrer Laut und Wort von tausend Zungen,
Hinaus in Wind und Welt.sind sie gedrungen
Mit Sang und Spiel.
Es ist so still.
Nur einem Kindermunde möcht' ich lauschen,
Der süßer tönt als Sang und Harfenrauschen
Und Saitenspiel.
Marburg.
Heinrich Elsas.
Der Begründer der Mllingshänser Malerkolonie
Am 7. Dezember verschied zu Berlin 81 jährig
der Genre- und Porträtmaler Professor vr. Lud
wig Knaus, der als der eigentliche Begründer
der Malerkolonie Willingshausen in der Schwalm
gelten kann. Er gehörte zu den ersten, die unsere
Schwalmgegend aussuchten, um ihr künstlerische
Motive zu entnehmen, und er, der Liebling des
deutschen Volkes und einer der wenigen deutschen
Maler von europäischer Berühmtheit hat in der
Tat zeit seines Lebens reiche Befruchtung seines
Schaffens aus seinen Willingshäuser Studien er
fahren , unter den berühmtesten seiner Gemälde stehen
diejenigen mit an erster Stelle, die irgend ein Motiv
aus dem Schwälmerleben zum Ausdruck bringen.
Knaus ist Wiesbadener von Geburt. Am 5. Ok
tober 1829 wurde er dort als Sohn eines armen
Optikers geboren, der mühselig durch Handschleiferei
Augengläser herstellte. Mit 16 Jahren suchte er