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auf dem es errichtet wurde, ging 1803 an Hessen
über, das Mühle und Wirtshaus an einen Hom-
berger Müller verkaufte, der seinerseits beide wieder
an die sie noch jetzt besitzende Familie Nau abtrat.
Nach Ausweis des Grundbuches gehört also der
Grund, aus dem das Denkmal errichtet wurde, dem
jetzigen Brückenmüller, während der Staat schon
wiederholt Aufwendungen für Wiederherstellung
machte und gleichfalls Besitzansprüche erhebt. Vierzig,
jährige Verhandlungen haben die Rechtslage bis
heute noch nicht klären können. Das aus rotem
Sandstein hergestellte Denkmal besteht aus einem
aus einer Unterlage ruhenden vierkantigen Sockel,
der selbst wieder eine vierkantige, von einer Granate
gekrönte Pyramide trägt. Sockel wie Pyramide
enthalten neben dem altsranzösischen und altenglischen
Wappen lateinische Inschriften, die sich aus den
Wiederaufbau des Wirtshauses beziehen, und außer-
dem die Namen der drei Feldherren. Die noch
wenig bekannte Ehrensäule — eine gute Wiedergabe
findet man in der trefflichen Kartenserie von Heller-
Lichtenau — wurde vom Redner, der für die Zu
hörer auch eine von ihm selbst gezeichnete Situations-
karte hatte vervielfältigen lassen, in einer plastischen
Nachbildung vorgeführt.
Die Darbietungen des Kasseler Herren
abends am 21. November waren wieder recht
reichhaltig. Rechnungsdirektor Woringer hatte
schon am letzten Herrenabend im Anschluß an den
Wolffschen Vortrag über die Gründung der Kolonie
Friedrichsseld die Vermutung ausgesprochen, daß die
Gründer wohl aus religiösen Gründen damals ihre
Heimat verlaffen hatten, um von der Herrschaft des
katholischen Kurfürsten von Trier wegzukommen.
Diese Vermutung konnte er heute noch verstärken
durch die nachträgliche Feststellung, daß zur Zeit
der Auswanderung ein Sechstel der Bewohner nasiau-
saarbrückisch und fünf Sechstel trierisch gewesen waren.
Rechtsanwalt Dellevie sprach über die Rechts-
verhältniffe der Marburger Studenten nach den
Freiheitskriegen und ging dabei im wesentlichen aus
von den Bestimmungen vom 16. Dezember 1819,
die mit Rücksicht aus die damaligen politischen Zu
stände von außerordentlich reaktionärem Geiste ge
tragen waren. Der Bortrag veranlaßte eine an
regende Diskussion. Verlesen wurde sodann ein Auf
satz der Kreuzzeitung, der eine amüsante Schmuggel
episode aus der Zeit des Zollvereins behandelte.
General Eisen traut zeigte und kommentierte einen
militärischen Erlaß aus 1760, in dem ein Verbot
des Marschalls von Broglie bekannt gegeben wurde,
sich für die alliierte Armee anwerben zu lassen.
Rechnungsdirektor Wo ring er sprach über die pom-
mersche Familie von Borcke, von der ein Zweig in
Hessen ansässig wurde. Sekretär Sauer erzählte
einige gut pointierte Anekdoten vom Förster Schäfer
im Eichwäldchen. Zum Schluß machte General
Eisentraut unter Vorlegung von Funden auf
schlußreiche Mitteilungen über eine alte Töpferei
des 8. und 9. Jahrhunderts, deren Reste bei Drai-
nierung einer Wiese des Herrn von Stumm-Holz-
hausen an der darmstädter Grenze gefunden wurden.
Marburger Hochschulnachrichten. Der
Regierungs-Assessor und Privatdozent vr. Bredt
wurde zum außerordentlichen Professor für Staats
und Verwaltungsrecht ernannt.
Personalchronik. Regierungsbaumeistera.D.
Philipp Pforr, ein geborener Hersselder, wurde
Direktor der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft zu
Berlin.
Gedenktag. Am 10. Dezember d. I. ist der
100. Geburtstag des verewigten Gymnasial-Ober-
lehrers, Professors und Pfarrers TheodorDith-
mar, der am 10. Dezember 1810 in Homberg
das Licht der Welt erblickte und in Marburg, wo
er Jahrzehnte lang in kurhessischer und darnach in
preußischer Zeit am Gymnasium als Lehrer und
zuletzt als Oberlehrer wirkte, am 16. Mai 1901
im hohen Alter von über 90 Jahren verstarb. Seine
Marburger Schüler hingen an ihm mit dankbarer
Liebe und schätzten insbesondere seinen Unterricht,
den er in Prima in deutscher Sprache und Literatur
erteilte und seinerzeit von Vilmar als dessen Erb
teil überkommen hatte. Als treuer Hesse war er
allezeit ein warmer Freund und Mitarbeiter der
Zeitschrift „Heffenland", die er mit mancher schönen
dichterischen Gabe bedachte. Zwei seiner Gedichte,
in der Nibelungen-Strophe versaßt, das eine ein
Nachruf beim Tode Dilmars im Jahre 1868 und
das andere ein solcher beim Ableben des letzten
Kurfürsten von Hessen im Januar 1875, verdienen
besonders hervorgehoben zu werden. Bis in sein
hohes Alter war er als Gelegenheitsdichter eifrig
tätig und wußte seine Freunde bei Geburtstagsfeiern
und anderen Anlässen mit anmutigen dichterischen
Gaben zu erfreuen. Er ruhe in Frieden, und sein
Gedächtnis bleibe bei allen, die ihn kannten, noch
lange im Segen. F. Riebeling. Metropolitan.
AusMarburg. Die aus dem 13. Jahrhundert
stammende Elisabethkirche befindet sich bekanntlich
im Besitze der Evangelischen. Die Bemühungen der
Katholiken, das Gotteshaus zu bekommen, hatten
keinen Erfolg, und so kauften diese vor einigen
Jahren in der Nähe einen großen Bauplatz, um
dort eine neue katholische Elisabethkirche zu erbauen.
In der „Fuldaer Ztg." veröffentlicht ein inter