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Mittelalterliche Landwehren im sogenannten sächsischen Heffengau.
Von F. Pfafs.
(Fortsetzung.)
Welche Bewandtnis hat es nun mit jenem David,
der als fremdes Element in einer bekannten Reihe
erscheint? Landau meint im Hinblick auf eine
andere Urkunde, er habe auf dem Eichsfeld gelegen
und sei nur durch eine Verwechselung nach Hessen
versetzt worden.*) Aber es ist nicht zu bezweifeln,
daß er an der Warme zu suchen ist, denn im
Jahre 1303 verpfände der Erzbischof Gerhard von
Mainz die Hälfte seiner Burg David bei Scharten
berg, die demnach lviederhergestellt war, den Rittern
Friedrich von Nosdorf und Hildebrand von Harden
berg.**) Nun wird in der angeführten Urkunde
aus dem Jahre 1271 ausdrücklich eine größere
Burg Schartenberg von einer kleineren unter
schieden, und in einem Lehnbriefe aus dem Jahre
1388 ist von einer obersten und untersten Burg
die Rede, während die letztere vielleicht nicht niehr
bestand. Die Existenz einer zweiten selbständigen
Burg ist festgestellt und ihre Lage und wenigen
Reste sind nachgewiesen f), sie stellte ursprünglich
wohl eine Vorburg dar wie die Wenigenburgen
bei Gudensberg und bei Amöneburg. Man ist
versucht, unsern David in dieser Befestigung wieder
zufinden. Da er jedoch einen anderen Namen
trägt, in der Nähe des Schartenbergs gelegen
haben soll und eine größere Selbständigkeit be
sessen zu haben scheint, so neige ich mehr zu der
Annahme, daß die Burg auf dem benachbarten
Falkenberg gemeint ist und daß David die populäre
Bezeichnung für die Befestigung dieser niedrigeren
Kuppe bildete. Eine Burg Falkenberg wird, soweit
sich übersehen läßt, nirgends in Urkunden und
Chroniken erwähnt, wohl aber ihre Inhaber, die
von Falkenberg. Ihr Wappen und die üblichen
Vornamen stellen sie als einen Zweig der von
Schartenberg dar, mit dem im 18. Jahrhundert
ausgestorbenen Geschlecht des Namens zu Herstelle
haben sie nichts zu schaffen, wie in der Regel
behauptet wird, denn dies wird durch jene Kenn
zeichen auf den Falkenberg bei Homberg zurück
geführt.
Man darf es fast als gewiß ansehen, daß die
Gudenberge, der Falkenberg und der Schartenberg
durch die Landwehr zusammengeschlossen waren.
Die Gudenberge sind, nachdem sie bald nach dem
*) Landau, Ritterburgen I, 377 Anm. I.
**) Regesten der Erzbischöfe von Mainz herauSgeg. von
von der Ropp I. Rg. 803.
t) Touristische Mitteilungen III S.70ff. Schartenberg
von W. Lange.
Jahre 1270 vom Landgrafen Heinrich gründlich
gebrochen waren, nicht wieder aufgebaut worden,
der gleichfalls zerstörte Falkenberg erscheint wohl
wieder als Burg, falls jener David ihn bezeichnet,
verschwindet aber dann gänzlich aus der Über
lieferung ist, der Schartenberg endlich wurde samt der
Hälfte des dazugehörigen Gerichts im Jahre 1294
vom Erzbischof Gerhard dem Landgrafen überlassen.
Unter diesen Umständen nehme ich an. daß die
Linie über das Warmetal als die älteste in der
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von mainzischer
Seite errichtet und vom Landgrafen durchbrochen
worden ist, als er die an ihr liegenden Burgen eroberte.
In dieselbe Zeit ist auch wohl die Strecke über
das Essetal von Haldeffen bis zur Rikser Warte
zu setzen und als von derselben Partei errichtet
anzusehen. Die Grenzfeste Haldeffen an der Land
wehr ist von Heinrich zerstört, indes bald her
gestellt und im Jähre 1350 wieder von den Hessen
genommen worden.
Die Landwehr zwischen dem Schartenberg und
der Rikser Warte scheint erst im 14. Jahrhundert
entstanden zu sein, nachdem Heffen die Hälfte der
Grafschaft Schartenberg, zu der Ehrsten und Meim
bressen gehörten, und im Jahre 1297 die Burg
Grebenstein, an der alsbald die Stadt angelegt
wurde, erworben hatte. Der Umstand, daß sie
auf der Grenze zwischen der Feldmark von Greben
stein und seinem Markwald hergeht und die große
zerstörte Warte bei Schachten dieser Stadt gehörte,
führt zu der Annahme, daß sie von hessischer Seite
aufgeworfen ist. Die jenseit gelegene Malsburg
war noch im 14. Jahrhundert mainzisch, und im
Jahre 1334 verwandte das Erzstift 85 Mark
Silber auf ihren Ausbau, was sein Interesse an
der Erhaltung der Feste beweist.*) Im Jahre
1425 hatte es über eine ganze Reihe von Grenz
verletzungen zu klagen.
Die lange Teilstrecke vor dem Reinhardswald
von der Fulda bis Haldeffen, die im Atlas für
die ursprüngliche fränkische Landwehr erklärt wird,
ist wohl eher für die jüngste Anlage zu halten,
nämlich für einen Knick, mit dem etwa um die
Mitte des 14. Jahrhunderts der Reinhardswald
von hessischer Seite zugeschlagen worden ist. Der
Bann über den ganzen Forst ging damals an
Heffen über, und der alte Streit mit Mainz um
die Vorhölzer, Sonderhölzer und Markwaldungeq
*) Justi, Hessische Denkwürdigkeiten IV, 1 S. 399,