Die kurhessischen Landtagsabgeordneten von 1862
Von Professor Dr. Karl Wippermann.
€ iu wichtiger Abschnitt in der politischen Ent- ■
Wicklung des hessischen Kurstaats war es. als
nach langen Kämpfen das 1850 durch Hassenpflug
beseitigte Verfassungswerk von 1831 bezw. 1840
wiederhergestellt war und nun zum ersten male
wieder ein nach Maßgabe des letzteren berufener
Landtag zusammentrat, der nach dem Falle der >
„provisorischen" und anderer Gesetze der Zwischen
zeit die gesetzgeberische Anknüpfung an das alte
Recht und die entsprechende Neugestaltung als Ans- j
gäbe hatte. Naturgemäß fielen die Wahlen meistens
aus Männer, die in den Zeiten des Ringens sich
zu gunsten des alten Rechts verwendet und das
allgemeine Vertrauen erworben hatten.
Da wirft sich wohl jetzt, nach 40 Jahren, die
Frage auf: Haben diese Männer die großen deutschen
Reformen und wie lange haben sie sie erlebt, oder
was ist ans diesem Stück Kurhessen etwa noch am
Leben?
Am 21. Juni 1862 war infolge des 1850
wieder begonnenen Verfassungskampfs die Verfassung
vom 5. Januar 1881 auf Verlangen des Bundes
tags wiederhergestellt worden und am 80. Oktober
1862 trat ein zum ersten male wieder nach dem
Wahlgesetze vom 5. April 1840 gewählter Landtag
zusammen, der bis zu dem ihm durch die Verfassung
gesteckten Zeitpunkte, dem 31. Oktober 1868, ver
sammelt blieb. Seine Mitglieder waren:
Hartwig, Oberbürgermeister und erster Abgeordneter
der Stadt Kassel. Er hat die großen Neugestaltungen
nicht mehr erlebt; schon am 1. März 1868 starb er in
Kassel.
N e b e l t h a n . Oberpostmeister, zweiter Abgeordneter der
Stadt Kassel. Präsident des Landtags, war 1867 mehr
fach thätig in der Überleitung in die preußischen Ver
hüttnisse, erhielt endlich die lange vorenthaltene Bestätigung
als Oberbürgermeister von Kassel, Mitglied des preuß.
. Herrenhauses, 1871 als Abgeordneter von Marburg
Mitglied der Versailler Kaiserdepntation, starb am
31. Juli 1875 in Kassel.
Rudolph, Oberbürgermeister und Abgeordneter der Stadt
Marburg, Sekretär des Landtags. Gestorben am 13. De
zember 1893.
Ziegler, erster Abgeordneter der Stadt Hanau, Vize
präsident des Landtags, starb am 14. August 1878.
T r a b e r t. zweiter Abgeordneter der Stadt Hanau, ging
nach 1866 nach Österreich, wurde 1889 als General
sekretär der K. K. Staatsbahnen Pensioniert, lebt in
Wien. Bekannter Schriftsteller.
Weinzierl, Abgeordneter der Stadt Fulda, starb am
5. Juni 1886.
Scholl, Abgeordneter der Stadt Melsungen.
Oetker, Friedr., Abgeordneter der Stadt Schmalkalden.
1867 hessischer Vertrauensmann in Berlin. 1868—74
Mitglied der hessischen Kvmmunallandtage. 1867—81
Mitglied des Abgeordnetenhauses, starb am 17. Februar
1881 im Augustahospital zu Berlin, beerdigt in Kassel.
Reischauer, Abgeordneter der 5 schaumbnrger Städte,
starb am 80. Dezember 1872 in Rinteln.
Henkel. Obergerichtsanwalt in Kassel. Abgeordneter der
10 Diemel-Städte. Ihm, als Vorsitzenden des permanenten
Stündeausschnsses. reichte der Befehlshaber der am 20. Juni
1866 von Wetzlar ans in K nrhcssen eingerückten preußischen
Truppen. General v. Beier, und damit symbolisch dem
ganzen Lande im Ständehause zu Kassel die Hand mit
dem Versprechen, daß die Landesverfassung erhalten
bleiben solle. In preußischer Zeit Justizrat und Ehren
bürger von Kassel, wo er am 26. Juni 1873 starb.
Sunkel. Kaufmann in Hersfeld, Abgeordneter der Städte
Hersfeld. Rotenburg. Sontra. Spangenberg. Ist in
Hersfeld gestorben.
Malcomeß, Schreinermeister in Homberg. Abgeordneter
der Städte Homberg. Borken. Felsberg.
Mangold, Abgeordneter der Städte Eschwege, Altendorf,
Großalmerode. Lichtenau, Waldkappel. Wanfried. Witzen-
hansen, ist schon in den 1860er Jahren gestorben.
Brom m. Abgeordneter der Städte Frankenberg. Kirch-
hain. Wetter rc.. war später Mitglied des preußischen
Abgeordnetenhauses.
C o m i t t i, Abgeordneter der Städte Hünfeld. Salmünster.
Schlüchtern. Soden. Steinau, ist schon in den 1860er
Jahren gestorben.
Reiff ert, Abgeordneter der Mainstädte.
Loth. Abgeordneter des Landmahlkreises Kassel und der
Landgemeinden in den Ämtern Wolfhagen und Zieren
berg, später Mitglied einiger hessischer Kommunalland
tage. starb am 1. Oktober 1884 in Rothenditmold.
Knobel. Abgeordneter des Laudwahlbezirks Hofgeismar,
der populäre Volksmann. starb schon am 2. November
1867 in Ehken.
Vaupcl, Abgeordneter des Landwahlbezirks Eschwege-
Schmalkalden, ist in den 1870er Jahren gestorben. Ebenso
W n ch s m u t h. Abgeordneter des Landwahlbezirks Witzen-
hausen. und
Nödiug, Abgeordneter des Landwahlbezirks Rotenburg.
G und lach, Abgeordneter des Landwahlbezirks Hersfeld.
Hellwig, Abgeordneter des Landwahlbezirks Fritzlar,
war in der preußischen Zeit noch mehrere Jahre lang
Mitglied des Abgeordnetenhauses und ist am 25. Juni
1889 in Haddamar gestorben.
Schreiber. Abgeordneter des Landwahlbezirks Homberg.
E ucker. Abgeordneter des Landwahlbezirks Marburg.
Löber, Abgeordneter des Laudwahlbezirks Frankenberg.
Gutsbesitzer, starb am 14. Juni 1876.
Erb, Abgeordneter des Laudwahlbezirks Fulda, starb am
_ 21. August 1871.
H a berland, Abgeordneter des Landwahlbezirks Hünfeld,
Apotheker, schon Mitglied des Landtags von 1881, starb
am 30. August 1870.