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Schaffte wurde er bei der Direktion der Franz-
Josess-Bahn, die damals noch nicht verstaatlicht
war, angestellt und avancierte bis zum Vorstände
der Personal- und Rechtsabteilung. Adam Trabert,
der politische Mann aus dem Kurfürstentum
Hessen, war in Österreich Beamter geworden. Die
Sturm- und Drangjahre waren vorüber, ruhig
konnte sein Schisslein nunmehr dahingleiten, bis
es in den Hafen einlief. Nach der Verstaatlichung
der Franz-Josefs-Bahn, deren Folgen ihm nicht
behagten, wurde er als Generalsekretär erster Klasse
der K. K. österreichischen Staatsbahnen aus sein
Ansuchen 1889 pensioniert. Aber noch einmal
ergriff er die politischen Waffen, und zwar um
für eine österreichische Einheit zu kämpfen, die
ans einem demokratischen Katholizismus beruhen
sollte, aus „Licht, Wahrheit und Freiheit ohne
jegliche Art von Reaktion — ". Die Verhältnisse
haben ihm jedoch den Kampf verleidet und er
zog sich zurück, fortan der Dichtkunst allein zu leben.
Der Politiker ist ein Kind seiner Zeit, der
Dichter lebt für alle Zeiten, und daß Trabert
ein wahrer Dichter ist, darüber herrscht kein Zweifel.
Er ist entschieden einer der besten Lyriker der
Neuzeit. Tiefe der Empfindung und Einfachheit
der Form sind die Hauptvorzüge seiner Muse.
1888 und .1889 veröffentlichte er die „Deutschen
Gedichte aus Österreich", in drei Bünden („Schwert
lieder eines Friedsamen", „Ein Menschenleben"
und „Trösteinsamkeit"). Ör. Wilhelm Schoos
schreibt darüber in seinen „Studien zu einer hessischen
Litteraturgeschichte": Ein reiches, warmes Gefühls
leben pulsiert in den „Schwertliederu". Einige
sind vorzüglich geeignet, der Jugend und dem
Volke bekannt gemacht zu werden, da sie voll
jugendlichen Feuers sind und fast soldatischen
Sinn atmen. Von einer anderen Seite zeigt
sich das bedeutende lyrische Talent Trabert's in
„Ein Menschenleben". Hier offenbart sich uns
eine echte Dichterseele. Wie ein roter Doppelfaden
zieht durch sie der immer und überall wieder
kehrende Gedanke an die hessische Heimat mit
dem dankbaren Gefühle für die neue. Auch in
„Trösteinsamkeit" schallen uns die mächtigen
Akkorde der Vaterlandsliebe entgegen. —
Unsere Zeitschrift, der Adam Trabert seit ihrer
Begründung ein treuer Freuud geblieben ist, ver
dankt ihm eine ganze Reihe wertvollster dichterischer
Beiträge.
Trabert hat auch eiu sünsaktiges Schauspiel
„Elisabeth, Landgrüfiu vvu Thüringen und Hessen"
(l892)verösfentlicht,demvorwenigenJahren(1899)
noch ein zweites „Julian der Abtrünnige" gefolgt
ist. Seine „Elisabeth" nennt Trabert einen „Protest
gegen das Ehebruchsdrama der Gegenwart, gegen
die auf der Bühue eingebürgerte Zweideutigkeit
uud sittliche Verdorbenheit". Dies dürste wohl
mit ein Grund sein, daß dies Schauspiel bis
jetzt Buchdrama geblieben und wenig bekannt
geworden ist.
In Trabert's Pulte besiudeu sich übrigens noch
einige weitere dramatische Arbeiten, die nur deshalb
ruhen, weil sie den Fehler haben, „an den alten,
unsterblichen Idealen klassischer Zeit festzuhalten".
In den Augen aller Modernen gewiß ein unver
zeihliches Verbrechen, für welches der greise Dichter
jedoch mit einem noch lange andauernden, milden
Lebensabend gesegnet werden möge. W. Zz.
Zwei alte Cieder >>°» H. Crabert.
I.
Klinasors 6c$ana.*)
Kornblumen, ihr blauen,
Ihr Ähren so schwer,
Tauperlen der Anen,
Wo kommt ihr wohl her?
lver schuf dich, o Sonne,
Du leuchtendes Gold,
Den Menschen zur Wonne,
So lieblich und hold?
Ich ahn' ihn und schweige;
Ihr Menschen, o glaubt!
Ich schau ihn und neige
Demütig mein ksaupt.
ll.
£ied der Weberin.*)
Mein Flachs ist gesponnen
Im vollmondschein;
Nun find' ich am Bronnen
Den Liebsten mein.
Ihr himmlischen Kerzen,
Ihr Sternlein der Nacht,
Wer hat euch den Herzen
Zum Troste gemacht?
*) Aus A. Traberts Schauspiel „Elisabeth, Landgräfin von Thüringen
und Hessen".
Die Nixlein der (Quelle,
Sie lockten ihn her;
Du schöner Geselle,
Nun spinn' ich nicht mehu.
‘) Aus A. Traberts noch unediertem Schauspiel „Heinrich der Stolze".