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Alterthumssnnde in der Schlitzer Gegend.
Kürzlich wurden durch einen nierkwürdigen Zufall
in der Kirche des unweit Schlitz gelegenen Filial-
dorses Fraurom dach die Ueberreste eines alten
Wandgemäldes entdeckt. Die Treppe aus dem
Schiffe zum Thurm ist so eng, daß der Kirchen
diener beim Ausstieg jedesmal den Kalkanstrich
mit dem Aermel abwischte. Ans diese Weise kamen
nach und nach einige Bilderstriche zum Vorschein.
Der vom Großherzogl. Ministerium zur Fest
stellung der hessischen Alterthümer entsandte Professor
Di-. Bronner aus Mainz entdeckte die Bilderstriche
und splitterte 4—5 qm der Kalkschicht ab. Bei
guter Beleuchtung sieht man nun ganz deutlich in
halber Lebensgröße einige Ritter zu Pferde, die
sich zum Theil im Kampfe befinden/ die Weisen
aus dem Morgenlande, einige Wappen u. dgl.
Professor Dr. Bronner wird in einiger Zeit wieder
erwartet, um seine Arbeit fortzusetzen. Ueber das
Alter und die Entstehung der Bilder wird sich
wohl erst nach vollständiger Freilegung und Unter
suchung derselben Genaueres sagen lassen. Die
Kirche zu Franrombach ist eine der schönsten und
größten des Schlitzer Landes, obgleich der Ort
selbst klein und unbedeutend ist. Nach der Ueber
lieferung soll der hl. Sturmius aus der Suche
nach einem geeigneten Platz für ein Kloster hier
in der sonst unbewohnten Gegend die erste An
siedlung gefunden haben. An dieser Stelle sei
dann ein Kloster Unsrer lieben Frauen gegründet
und der Ort Frauenrohmbach benannt worden.
Ueberreste starker Fundamente haben sich auch
unweit der jetzigen Kirche beim Neubau einer Hof-
raithe gefunden, und es wäre deshalb sehr gut
möglich, daß Vorstehendes auf Thatsache beruht.
Bei dieser Gelegenheit sei noch bemerkt, daß bei
Nenovirung der Dorskirche zu Hartershausen
unweit Schlitz kürzlich mitten im Schiff der Kirche
unter den Steinplatten ein gewölbtes Grab auf
gefunden wurde, welches die Ueberreste eines etwas
über 2 Meter großen Skeletts barg. Ein Finger
nagel sowie ein Nagel der großen Zehe war
noch vollständig erhalten, ebenso ein Stück gelb-
nnd schwarzseidenes Halsband und die Reste des
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Keusche A
Bericht über die Neuere Litteratur zur
deutschen Landeskunde. Herausgegeben
im Austrage der Central-Kommission siir
Wissenschaftliche Landeskunde von Deutschland
von Professor Dr. Alfred Kirchhofs und
Professor Dr. Kurt Hassert. Bd. I
2,20 Meter langen reichverzierten Sarges. In
dem Altar der Kirche eingemauert fand sich eine
viereckige Bleikapsel, welche, oben mit einem Wachs-
siegel verschlossen, eine kleine Reliquie und einige
mit einer Seidenschnnr' umwickelte Pergament
stückchen enthielt. A. L.
Lands bürg. Vom Zweigverein Ziegenhain
des Knüllklnbs wird uns mit Bezug auf die
in Nr. 18 des „Hessenland" gebrachte Notiz über
die Landsbnrg, die sich ans die Wiedergabe der
Verhandlungen in den Tageszeitungen gründete,
berichtigend mitgetheilt, daß in der General
versammlung lediglich beschlossen worden ist. eine
Kommission zu wählen, die unter Zuziehung von
Sachverständigen nach Prüfung der vorhandenen
Bnrgüberreste bestimmte Vorschläge machen soll.
Dabei wird bemerkt, daß der Zweigverein Ziegen-
hain, welcher die Geldsammlung betrieben hat und
auch den Ban allein auszuführen gedenkt, nach
wie vor die Errichtung eines steinernen Thurmes
erstrebt.
Burgwart. In der Nr. 1 der nunmehr im
3. Jahrgang erscheinenden Zeitschrift „Der Burg
wart" befindet sich an erster Stelle ein Aufsatz
von F. Hoffmann über „die mittelalterliche
Befestigung der Stadt Fulda", der um so
lesenswerther erscheint, als -ihm mehrere Ab
bildungen beigefügt sind, welche die Einrichtungen
der damaligen Stadtmauern veranschaulichen. —
„Der Burgwart", Zeitschrift für Burgenkunde und
mittelalterliche Baukunst, erscheint monatlich einmal
unter der Redaktion von C. Krollmann in Halensee
(Verlag von Franz Ebhardt & Co. in Berlin),
und ist das Organ der Vereinigung zur Erhaltung
deutscher Burgen. In dem oben erwähnten Aus
satz sagt Hoffmann, daß man um 1700 „alte
ehrwürdige Bauten so wenig achtete, daß sie nur
aus dem Grunde niedergelegt wurden, um durch
Bauwerke im herrschenden Geschmack ersetzt zu
werden." Da dies um 1900 aber auch noch ge
schieht, so verdient die genannte Vereinigung die
weiteste Unterstützung»
(1896—1899). Berlin, Alfred Schall.
Königliche Hosbnchhandlung, 1901. Preis
6 Mark.
Mit vorliegendem Unternehmen suchen die verdienst
vollen Herausgeber eine klaffende Lücke in der
Literatur auszufüllen, nämlich den zeitgenössischen