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Daraus ist nur zu entnehmen, weil die Lage von
Geils Haus nicht bekannt ist, daß der Schwan
in der Stadt selbst und nicht etwa vor dem
Thor liegt, also nicht da, wo sich der sogenannte
Schwanhof jetzt befindet. Ob der letztere in
Beziehung zu der Marburger Familie zum
Schwan steht, etwa ursprünglich im Besitze derselben
war oder nicht, ist bis jetzt nicht zu ermitteln
gewesen. Die erste Erwähnung des Schwanhoses
als eines landgräflichen Besitzthnms findet sich
in den Marburger Kämmereirechnungen von
1594, 24. Oktober, wo Clauß Flick „U. gn. F. u. H.
Hoisfmann im Schwan" genannt wird. Im
Jahre 1613, 29. September, bekennt Land
graf Moritz, daß er den zu seinem Vorwerk bei
Marburg, der Schwan genannt, gehörigen Wein
schank, wie er ihn seiner Gemahlin Juliana
geschenkt habe, der Stadt Marburg für 2000 Gulden
überlasse. Man darf sich nicht verleiten lassen,
diesen Weinschank auf dem Schwanhof und
Daniel's Haus zum Schwanen zu identifiziren.
Daß Daniel zum Schwan übrigens neben seiner
Gastwirthschaft und dem Weingeschäft auch Land-
wirthschaft und Handel mit landwirthschaftlichen
Produkten getrieben habe, ist vielfach bezeugt.
Nach Ausweis der Protokolle seit 1518 beschäftigt
sich das Marburger Stadtgericht und auch das
Hofgericht seit 1501 sehr häufig mit den Streitig
keiten, in die Daniel infolge seiner umfangreichen
geschäftlichen Beziehungen geräth. Leider ist aber
der Gegenstand des Streits selten angegeben.
1501 führt Daniel am Hofgericht Prozesse mit
der Stadt Marburg des Geschosses und der Bethe
halben, ferner daß er etliche Weine eingelegt und
nicht verrechnet und bekundet habe. Von
1505—1509 prozessirt er mit dem Wirthe Thiß,
Mathißen oder Theis „zum Bären" wegen einer
Geldschuld des letzteren. 1506 verklagt Daniel
den Hermann Zimmermann von Cyriaxweimar
am Hofgericht, daß er ihm ein Halbhundert
verkaufte Schafe nicht bezahlt habe. 1519 führt
er einen Streit mit Joachim, dem Schultheißen
im Grunde zu Brcidenbach.
In den Stadtgerichtsprotokvllen von 1518,
Mittwoch nach Viti, 16. Juni, beschuldigt Daniel
die „Waidschätzer", bezw. Wollenweber, die den
Waid zum Blaufärben gebrauchten, an seinen
von ihnen gekauften Waidstücken (wahrscheinlich
Fässern) fehlten drei.
Im Stadtgericht, Mittwoch nach Viti et Moclesti
(20. Juni) 1526 soll Kolhenn beweisen, daß
Daniel zum Schwan das Hans und Gütchen zu
Ockershansen, das er Hennen verliehen hat, in der
Kanzlei mit Recht verloren habe.
In der Gerichtssitzung von Freitag nach
Pfingsten 1527 (14. Juni) wird der Ankauf
eines Hauses von Kurt Buchfürer durch Daniel
erwähnt.
Zu bemerken ist noch, daß in diesen Gerichts-
Protokollen keine Andeutung von geschäftlichen
Beziehungen Daniel's auf Grund Don Kunst-
aufträgen an damalige Künstler vorkommt.
Ludwig Juppe, der Bildhauer, wird nur einmal,
1525, als Schuldner Daniel's erwähnt. Wenn
Johann von der Letzten, der Maler der ge
nannten Flügelthür, ein Marburger Bürger war,
kann es nur der in den Geschoßlisten von 1510
im ersten Stadtquartier wohnende und von
1517—1525 unter den Schildern aufgeführte
Johannes Mol er oder Möller*) sein, an
dessen Stelle von 1530—1545 JohaN Moler's
Frau mit 1 Psd. tritt. Er ist wahrscheinlich
auch der Bildschnitzer Johann, den für Bild
schnitzerei innerhalb 14 Tagen zu bezahlen, Ludwig
Juppe in der Gerichtsitzung 1518, Mittwoch nach
Viti (15. Juni), dem Schultheißen zusagt.
*) Ein anderer Marburger Künstler, Gerhard Maler,
erwähnt 1455 in der Neustadt mit 4 ß, tut 1. Qu.
1470 mit 23 ß, 1472, 1490, 1493, 1494, 1496 und 1499,
heißt auch Maler uud Maler. Er erhält 1496 Lohn „von
der Stube aus dem Hause uud das Bild zu maleu und
feste Arbeit gehabt an den Glasfenstern." Auch 1493
uud 1494 erhält er Arbeitslohu von der Stadt.
(Fortsetzung folgt.)
—
Zur Geschichte der französischen Kolonie Frankenhain.
Vortrag, gehalten bei der 200jährigen Jubelfeier von Helwig Schmitt.
(Schluß.)
6) Aie Urbergangsprriodr, von 1780—1860.
Dieselbe ist dadurch interessant, daß sie den
Kampf zwischen Franzosenthum und Deutschthnm
ausweist. Sollte die Kolonie vor dem Aus
sterben geschützt werden, so mußte fremdes Blut
in die Franzosenadern. Wie konnte das geschehend
Kleine Ursachen haben oft große Wirkung.
Anno 1777 überstieg ein junger Bauernbnrsche,
George Heinmöller ans Flvrshain, die
chinesische Mauer Frankenhains und schlich sich
in die Kolonie und darauf in das Herz der
Mamsell Jeanette Melqne ein. Die Bresche