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und bequemeren Weg über Alsfeld, Grünberg.
Lich und Hungen nach der Wetterau gewählt
haben und wäre der Wegschwierigkeiten in dem
Vogelsgebirge enthoben gewesen, dessen Terrain
dem Herzoge hätte bekannt sein müssen. Es
würde sich dann auch von selbst ergeben haben,
statt auf Frankfurt direkt zu marschiren, sich zu
nächst des festen Punktes Friedberg zu vergewissern,
was im Bereiche der Möglichkeit lag.
Am 20. März setzten sich auf Befehl des
Herzogs die Truppen aus ihren Winterquartieren
in Bewegung. Die Kolonnen des Erbprinzen
brachen aus dem Hochstifte Paderborn und die
unter dem Befehle des Herzogs von Holstein und
des Generallieutenants von Wutginau stehenden
Regimenter aus dem Herzogthume Westfalen auf.
Der Erbprinz marschirte über Marburg nach
Kassel, woselbst er am 23. März eintraf, das
Corps des Herzogs von Holstein und Wntginau's
über Brilon, Korbach' im Waldeckischen nach
Fritzlar. Der Prinz von Isenburg rückte aus
seinen Winterquartieren bei Fritzlar über Hom
berg an der Esze bis Rotenburg vor. Herzog
Ferdinand kam am 24. März in Kassel an,
wohin er den Erbprinzen, den Herzog von Hol
stein und den Prinzen von Isenburg beschied, um
ihnen weitere Instruktionen zu ertheilen. Dein
Prinzen von Isenburg wurde das Kommando
über das Corps des Erbprinzen ertheilt, während
letzterer das Jsenburgische Corps übernahm.
Die zum Vormarsch nach Frankfurt bestimmte
Armee bestand aus 25 Bataillonen Infanterie,
39 Schwadronen Kavallerie, ans 21 schweren
Geschützen, 3 500 Mann leichter Truppen und
zählte insgesammt gegen 29 000 Mann. Sie
wurde eingetheilt 1) in die Avantgarde unter
dem Erbprinzen in einer Stärke von 11 Bataillonen
Infanterie und 16 Schwadronen Kavallerie, zu
denen noch an leichten Truppen 2 Schwadronen
preußischer, und 1 Schwadron hessischer Husaren
sowie 6 Kompagnien hannoverscher Jäger kamen,
insgesammt etwa 12 500 Mann; 2) in die
Kolonne zur Rechten unter dem Prinzen
von Holstein und dem Generallieutenant von
Wutginau in einer Stärke von 5 Bataillonen
Infanterie, 12 Schwadronen Kavallerie, an leichten
Truppen: 1 Schwadron preußischer Husaren und
1 Bataillon preußischer Jäger, insgesammt etwa
6 500 Mann; 3) in die Kolonne zur Linken
unter dem Prinzen von Isenburg in einer Stärke
von 9 Bataillonen Infanterie und 11 Schwadronen
Kavallerie, an leichten Truppen: 1 Schwadron
hessischer Husaren, 1 Kompagnie hessischer Jäger
und das Schützencorps des hannoverschen Majors
von Stockhausen, insgesammt etwa 9500 Mann.
Die Avantgarde marschirte am 25. März von
Rotenburg über Hersseld, Schlitz nach Fulda,
woselbst sie am 28. März eintraf. Die Jäger,
von den Grenadieren der Avantgarde unterstützt,
entwaffneten hier die fürstbischöfliche Garnison.
Die linke Flügelkolonne, bei der sich Herzog
Ferdinand befand, brach am 25. März von
Kassel ans, folgte der Marschroute der Avant
garde, trieb nach leichtem Scharmützel die Oester
reicher aus Hünfeld und traf am 30. in Fulda ein.
Die rechte Flügelkolonne marschirte von Fritzlar
über Homberg an der Esze, Schwarzenborn, Lanter-
bach, das eine französische Abtheilung bei ihrem
Eintreffen räumte, nach Stockhansen, 4 Stunden
nordwestlich von Fulda.
„Der General - Major von Hardenberg mit
3 Bataillons und dem vom Trümbach'schen Frey-
Corps deckt gegen Marburg die Flanque und
hält Ziegenhayn und die Gegend von Fritzlar-
besetzt/'*) Diesem General fiel hauptsächlich die
Ausgabe zu, die Zufuhr des Proviants aus den
Magazinen zu Kassel und Ziegenhain zu sichern.
2. Unternehmungen van Fulda aus.
Expedition nach Franken.
Nachdem der Erbprinz seinen Truppen in Fulda
einen Tag Ruhe gegönnt hatte, setzte er sich am
30. März ans der Straße nach Gersfeld in
Marsch. Sobald er das Rhöngebirge überschritten
hatte, theilte er seine Truppen in zwei Kolonnen.
Die erste, die er selbst führte, nahm den Weg
über Bischossheim, Melrichstadt nach Meiningen,
die zweite ging über Fladungen und Kalten-
Nordheim vor.
„Am**) 31. trafen 2 Escadrons Husaren nebst
einem Detachement Cavallerie von der Avantgarde
bey Ostheim im Wurtzburgischen auf 2 Escadrons
Kaiserliche Curassiers von Hohenzollern, welche
durch 1 Bataillon wurtzbnrgische Truppen soutenirt
worden . . . Der Feind ging durch, die Infanterie
kam in Confusion, wurde niedergehauen und
165 Kriegsgefangene gemacht."
Am 1. April marschirte die Abtheilung des
Erbprinzen nach Meiningen, wo 2 Bataillone
kurkölnischer Truppen vom Leibregiment und von
Elberfeld in Garnison lagen, die sich sogleich als
kriegsgefangen ergaben.
Der Oberstlieutenant von Schlotheim über
rumpelte an demselben Tage mit 40 hessischen
Husaren eine kaiserliche Kavallerie-Patrouille in
Tann in der Rhön bei der Messe und machte sie
*) Marburger Archiv-Akten: Relations von der aklarten
Armee. Suppl. Bd. III.
**) Ebenda.