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Zerrüttung des Reiches. Andererseits zeigte sich
bei diesem Anlaß wieder das Erwachen vater
ländischen Geistes auf deutscher Seite: eine große
Anzahl deutscher Fürsten und Prinzen stand in
den Reihen der Kämpfer, wie denn aus dem
pfälzischen Hause allein vier Fürsten vor Mainz
den ehrlosen Raub und die Verwüstung ihres
Heimathlandes zu rächen suchten. Der Landgraf
von Hessen ließ seinen 13jährigen Erbprinzen
Friedrich hier den Ernst des Krieges kennen
lernen. Mehrere der deutschen Fürsten verloren
vor Mainz das Leben, andere vergossen ihr Blut;
Prinz Friedrich Wilhelm von der Pfalz wurde
am 14./24. Juli durch eine Kanonenkugel getödtet,
Prinz Leopold von Pfalz-Veldenz wurde am 15./25.
August schwer verwundet und starb nach einigen
Tagen, Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels
wurde am 24. August (3. September) von einer
Musketenkngel so verwundet, daß er bald danach
starb, Prinz Eugen von Savoyen wurde hier
verwundet u. A. m.
Nach der Eroberung von Mainz und Be
setzung der Festungswerke unter Feldzengmeister
von Thüngen zog der größere Theil derBelagernngs-
armee ab, die Hessen marschirten über Kemmel,
Nastätten, Branbach, überschritten bei Lahnstein
die Lahn ans der dortigen Brücke und rückten zu
der Armee, welche unter Kurfürst Friedrich III.
Bonn belagerte. Nach dem Falle dieser Festung.
2./12. Oktober, marschirten die Truppen in die
Winterquartiere, die Hessen durch das Nassauische
und Katzenelnbogen in die Gegend von Mainz.
(Fortsetzung folgt.)
M et x H u v g.
(ijerrn Dr. Wilhelm 5 dj o o f
Wie steigst dir tuntseß gen Kimm et,
Sn nein Ccl'tlaßciß,
Sn Arnum, wie Um stein Dichter
Je schöner trnumen thut'.
Jtnd die in ihrem Schoosre
Dich treu gehütet hnt,
Sie tngert dir zu Müßen,
Die nl'te Kestenstndt! *
(So leuchtet non der Köhe
Dno Schloß im Morgenschein,
Eirr wunderliches Alnnzen
Wmftiegt den grnuen Steirr.
freundlich zugeeignet.>
And nus den Menstern schnuen
Jahrhunderte Hernus,
Sie grüßen jeden Winkel
And jedes Giebelhaus. —
Auch ich hab' tief iru Kerzen
Den Geistergruß gespürt.
Es hnt ruit leisen Kunden
Mir nn's Gewand gerührt.
Daß ich verschtosstnerr Mundes
Irr alt" der Schönheit stand,
And für den Keirrrathzauster
Wirr eine Ahrärre farrd!
Inna Ritter.
Die Begründung der rvatdenstschen Kolonie Matdensdcrg.
Von A. Heilmann, Pastor in Göttingen.
(Schluß.)
ls Steuer und Abgabe war durch Artikel
nn 19 des Aufnahmepatents festgesetzt worden:
^j* 1272 Gulden für 25 Morgen Land Grund
steuer, 1 1 /2 Gulden für 25 Frohndetage, die die
Unterthanen der Herrschaft schuldig wären, also
im Ganzen: 14 Gulden; aus jeden Fall aber
sollte jede Familie, auch wenn sie keine 25 Morgen
hätte, 10 Gulden Steuer geben für alles zusammen,
wogegen den Waldensern völlige Befreiung von
allen Diensten und Lasten zugesichert wurde. Von
den Aeckern, die sie in Benutzung nähmen, und
auf denen der Zehnte ruhte, sollten sie aber den
Zehnten sogleich geben. Ueber die Fassung des
Art. 19 wurde viel verhandelt; der Graf stellte
für seine Einwilligung zu der obigen Fassung die
Bedingung, daß seinem Sohn eine Kompagnie in
dem Garderegiment des Königs von England ge
geben würde. Dies war nun aber eine schwierige
Sache, da Holland keinen Einfluß auf die Be
setzung der großbritannischen Heeresstellen hatte.
Valkenier theilte dies dem Grafen mit unter dem
Hinzufügen: „Dennoch sind Jhro Hochmögenden