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Am 12. Oktober 1798 zog die französische
Besatzung von Fritzlar ab, welche dort seit dem
27. April 1797 gelegen hatte, weil die Stadt wie
alle mainzische Besitzungen von den Franzosen
besetzt war.
Am 13. Oktober 1419 wurde der Bau der
Burg Ludwigseck bei Rotenburg vollendet.
Am 13. Oktober 1813 starb der hessische Patriot
Oberbibliothekar Geheimer Hofrath Friedrich Wil
helm Strieder, der Verfasser der hessischen Gelehrteu-
und Schriftstellergeschichte, welche sich noch heute
eines vorzüglichen Rufes erfreut.
Am 15. Oktober 1527 wurde auf dem Landtage
zu Kassel die Aufhebung der Klöster in Hessen
beschlossen.
Ein Jugendbrief des letzten Kurfürsten.
Im Jahr 1819 studirte in Leipzig der siebzehn
jährige Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen,
Sohn des damaligen Kurprinzen, späteren Kur
fürsten Wilhelms II., selber vom Geschicke die
kurze Reihe der Kurfürsten von Hessen zu be
schließen bestimmt. Der prinzliche Student nahm
Klavierunterricht bei dem damals neunundzwanzig-
jährigen A u g u st F e r d i n a n d A n a ck e r, der sich
später, als Domkantor und Musikdirektor in Freiberg
in Sachsen, durch Kompositionen verschiedener Art,
vorzüglich durch seinen noch jetzt von Zeit zu Zeit
zur Ausführung gelangenden „Bergmannsgruß"
(Text von Döring) in weiteren Kreisen einen
Namen gemacht hat. Wie so mancher junge
Mensch, der Klavierstunden erhält, weil dies nun
einmal zur höheren Bildung gehört, mag auch
Prinz Friedrich Wilhelm von Hessen wenig Fleiß
aus das Klavierspiel verwendet und seinem Lehrer
mehr Verdruß als Freude gemacht haben. Nach
mündlicher Ueberlieferung in der Anacker'schen
Familie hätte der Schüler einmal dem Lehrer, der
ihn tüchtig ausschalt, gesagt: „Wenn Sie von
Adel wären, würde ich Sie fordern", worauf
Anacker geantwortet hätte: „Und wenn Sie kein
Aus Keimcrth
Ehrenbürger der Stadt Marburg. Am
5. Oktober beging der Geheime Medizinalrath
Professor Dr. von Heusinger zu Marburg
seinen 70. Geburtstag. Um den greisen Herrn,
der sich in allen Kreisen der dortigen Bürgerschaft
hohen Ansehens und großer Beliebtheit erfreut, für
seine Verdienste als Stadtrath zu ehren, die er sich
in mehr als 30jähriger Thätigkeit besonders aus
dem Gebiete des Gesundheits- und Schulwesens
erworben hat, ernannte ihn die Stadtverwaltung
zum Ehrenbürger Marburgs.
Prinz wären, würde ich Ihnen eine Ohrfeige geben."
Wie dem sei. Anacker brach den Unterricht ab,
erhielt aber darauf von dem Prinzen einen Brief,
der hier in buchstäblich treuem Abdruck folgen
mag*):
Bester Herr Anacker!
Ich bin so traurig darüber, daß Sie mir keine Stunden
mehr ertheilen, daß ich es nicht beschreiben kann.
Doch schöpfte ich einige Hoffnung, daß sie dieselben mir
fortgeben werden, als Below mir sagte, ich möchte Sie
schriftlich darum bitten, und sie würden es gewiß mir
zugestehen. Deshalb ergreife ich die Feder. Sie flehentlich
darum zu bitten. Haben Sie, bitte, die einzige Güte den
Unterricht mir fortzugeben, ich verspreche Ihnen mit einem
solchen Eifer in den Stunden und in den Übnngszeiten
zu spielen, daß Sie, lieber Anacker, mich nicht wieder
erkennen. Bedenken Sie die Schande für mich, wenn Sie
mir keinen Unterricht mehr geben, es würde sich nach
allen Orten verbreiten und ich würde mich nie mehr sehen
lassen dürfen, ohne daß man mit Fingern auf mich zeigen
müßte.
Lieber Herr Anacker, lassen Sie sich diesmal nur noch
erbitten, und kommen sie wieder zu mir, sonst würde ich
ganz verzweifeln.
Noch einmal bitte ich Sie dringendst und bleibe in
froher Hoffnung
Ihr
Leipzig, Ihnen gewiß sehr erkenntlicher
den 13ten December 1819. und treu ergebner
Friedrich Wilhelm, Prinz v. Hessen.
Ich kann Ihre gütige Antwort nicht erwarten.
Daß Anacker diesen beweglichen Bitten sollte
haben widerstehen können, läßt sich wohl nicht
annehmen, doch wissen seine Nachkommen nichts
darüber. Der Mittheilung an dieser Stelle schien
der Brief des Prinzen deshalb nicht unwerth, weil
er auf dessen kindliche Sinnesart wie auf den
Geist seiner Erziehung ein freundliches Licht wirft.
G. M.
*) Die Handschrift ist sehr hübsch und deutlich, die
Schreibung mit ihren Fehlern in der Abschrift genau
wiedergegeben. Der Brief befindet sich z. Z. im Besitz
des Enkels des Adressaten, Seminaroberlehrers A. in
Dresden-Plauen.
uuö Irrernöe.
Universitätsnachrichten. Auf eine 25jährige
Thätigkeit als akademischer Lehrer der Universität
Gießen kann der Professor der Theologie Ge
heimer Kirchenrath D. Bernhard Stade zurück
blicken. Aus diesem Anlaß wird am 23. Oktober
bei Beginn der Vorlesungen des Jubilars für das
Winterhalbjahr eine Feier veranstaltet werden.
Dem Dr. für. H. Weipert, Sohn des ver
storbenen Pfarrers zu Kassel, wurde die Verwaltung
des deutschen Konsulats in Söul aus Korea über-