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„Weil es uns wegen seiner uns ver
fertigten Arbeit Herkules zur Genüge
bekannt ist, daß Otto Philipp Küper sein er
lerntes Kupferschiuiedehandwerk wohl versteht,
so haben wir ihn von der Verfertigung eines
Meisterstückes wohl befreit re."
Darnach ist also nicht im mindesten daran zn
zweifeln, daß Küper und kein anderer die „Arbeit
Herkules" verfertigt hat, das steht urkundlich fest.
Wie ist aber damit die Inschrift der kürzlich
aufgefundenen Platte zu vereinigen?
Nach der oben angeführten Urkunde war Küper
am 8. Juni 1717 mit seiner Arbeit bereits fertig.
Die Inschrift aber giebt den 30. November als
Tag der Fertigstellung des „Bildes" an. Es folgt
daraus mit Sicherheit, daß noch nach dem 8. Juni
an dem Standbild weiter gearbeitet ist, und diese
weitere Arbeit wird kein anderer geleistet haben
als der Goldschmied Antoni aus der alten Reichs
stadt Augsburg, die durch die Blüthe des Kunst
gewerbes in ihren Mauern weltbekannt war, zumal
es sich um Arbeit handelte, die besonders seiner
Ausführung bedurfte und schwerlich Sache des
Kupferschmiedes war, nämlich die Fertigstellung
des Kopfes mit den Haupthaaren. Möglicherweise
rührt der Kopf überhaupt von Antoni her.
Wie Antoni's Inschrift in den Kopf des Stand
bildes gelangt ist, dürfte unschwer zn vermuthen
sein. Seine Künstlereitelkeit dürfte ihn dazu ver
anlaßt haben, sich als Schöpfer des Ganzen zu
preisen. Vielleicht hat er seine Platte anzubringen
gewußt, ohne daß es jemand ahnte. Derartige
Fälle ereigneten sich auch sonst häufiger. Eine
andere Möglichkeit wäre ja die, daß Antoni neben
der Ausführung der Künstlerarbeit die Urheberschaft
des ganzen Entwurfes zuzuschreiben und in Küper
nur seine ausführende Kraft zu suchen wäre,
dessen Arbeit lediglich in Herrichtung der Roh
figur bestanden hätte. Mit den Worten der land
gräflichen Urkunde wäre auch das immerhin zu
vereinigen, doch liegt ein zwingender Grund zn
dieser Annahme nicht vor.
Sollte sich etwas Weiteres über Antoni ermitteln
lassen, wird nicht versäumt werden, es bekannt zu
geben. ZS. H.
Aus Keimcrth un6 Ivernde.
Universitätsnachrichten. Zum Rektor
der Universität Marburg wurde für das kommende
Amtsjahr der Professor der alten Geschichte
Di-. Niese gewählt. Die Wahl der Dekane
fiel in der theologischen Fakultät aus Professor
Dr. Hermann, in der juristischen auf Professor
Dr. Lehmann, in der philosophischen auf Professor
Dr. Ko schwitz und in der medizinischen auf Professor
Dr. Behring. — Der zum Rektor für die Uni
versität Gießen für das Jahr 1900/01 gewählte
Professor der Rechtswissenschaft Dr. Arthur
Schmidt hat die landesherrliche Ernennung dazu
erhalten. — Professor Dr. Rath gen zu Marburg
wurde der Rothe Adlerorden 4. Klasse verliehen.
Anwaltskammer zu Kassel. In der am
7. Juli stattgehabten Versammlung der Anwalts
kammer wurde für den verstorbenen Geh. Justiz
rath Rieß Justizrath Noch oll als Vorstands
mitglied gewählt. In der unmittelbar folgenden
Vorstandssitzung wurde der bisherige Stellvertreter
des Vorsitzenden Justizrath Alster zum Vorsitzenden
und Justizrath Di-. Renner zu dessen Stellvertreter
erkoren.
Rhönklub. Tie 24. Jahresversammlung
des Rhönklubs findet am 18., 19. und 20. August
in Nordheim v. d. Rhön statt. Das Programm
ist in seinen Hauptzügen folgendes. Sonnabend,
den 18. August: Empfang der Gäste am Bahnhof,
Abgabe der Festkarten in der Bahnhossrestauration;
Abends Begrüßungsfeier im Saale des „Fränkischen
Hofes".— Sonntag, den 19. August: Vormittags
musikalischer Frühschoppen; während dessen Haupt
versammlung der Abgeordneten der Zweigvereine
im Beez'schen Saale; Nachmittags Mittagstafel im
„Fränkischen Hose" und Ball im Beez'schen Saale.
— Montag, den 20. August: Vormittags Spazier
gänge in der Umgebung von Nordheim; Nach
mittags Zusammenkunft auf der Lichtenbnrg und
Ausflüge in die Rhön nach Wahl der Festtheil-
nehmer. — Tie Vorbereitungen zum Rhönklub-
feste trifft der Zweigvereiu „Rother Kuppe".
Einweihung des Rimberg-Thurm s.
Am 22. Juli wurde der Rimberg-Thurm bei
Caldern, dessen Herstellung der Ob er hessische
Tvuristenverein in letzter Zeit den Haupttheil
seiner Thätigkeit gewidmet hat. unter großer Theil
nahme der Bevölkerung der Benutzung übergeben.
Der Erbauer des Thurms, Architekt Tauber,
überlieferte denselben namens des Thurmbauaus
schusses als dessen Vorsitzender dem Oberhessischen
Tonristenverein. für den dessen Vorsitzender Haupt
lehrer Schneider den Thurm übernahm.