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schränkten Arbeitszeit des 4h-. Buchenau nicht so bald
zu erwarten.
Der Vorsitzende beschließt die Berichte mit der
Bemerkung, daß die Unternehmungen der Kommission
säst durchweg in gutem Stande seien und für das
neue Geschäftsjahr ein stärkeres öffentliches Hervor
treten erwartet werden dürfe. Es liege in der
Natur der Sache, daß gelehrte Arbeit längere Zeit
bedürfe, um zu reifen.
Ausflug des hessischen Geschichtsver
eins zu Kassel. Der Verein für hessische
Geschichte und Landeskunde unternahm am
26. Mai seinen ersten diesjährigen Sommerausflug
und zwar nach der Altenburg bei Felsberg, an
welchem sich 60 — 70 Herren und Damen bethei-
ligten. Leider nöthigte das unfreundliche Wetter
zunächst zur Einkehr im „Schwan" zu Gensnngen,
wo Dr. med. Carl Schwarzkops seinen an
gekündigten Vortrag über die „Geschichte der
Altenburg" hielt. In seiner fesselnden Weise
erläuterte Redner die Banart und Einrichtung
dieses alten Rittersitzes, um sodann aus die älteste
Vergangenheit des im Bauernkriege 1525 zerstörten
Schlosses einzugehen, das er zu den ältesten des
Hessenlandes zählt. Schon für die Zeit der
römischen Kaiser vermuthet er dort Befestigungen
der alten Chatten gegen Germaniens, auch erblickt
er in der Altenburg den Stammsitz der Grafen
von Felsberg, welche schon im 13. Jahrhundert
verschwinden. Im Jahre 1322 wird die Alten
burg zuerst genannt und zwar als im Besitze der
Familie von Besse befindlich, die sich nach ihrem
Sitz aus Schloß Felsberg auch von Felsberg nannte.
Landgraf Otto. erwarb damals von der Wittwe
des Ritters Werner von Besse und dessen Söhnen
die Altenbnrg nebst Mühle an der Eder. Später
waren die von Elben, von Holzheim und
von Lin ne im Mitbesitz der Burg als landgräs-
liches Lehn. Nach der Eroberung der Burg und
deren Vernichtung, abgesehen vom Thurm und
Ringmauern, durch die aufständischen Bauern gab
Landgraf Philipp die Anwartschaft aus die Burg
dem ehemaligen Landhofmeister und Regenten von
Hessen Ludwig von Boineburg unter der
Bedingung, daß er dieselbe wieder herstelle. Nach
dem Aussterben des Mannesstammes des Geschlechts
von Holzheim im Jahre 1537 und dem Tode des
Ludwig von Boineburg fiel sie dann dessen Söhnen
zu, von denen sie wieder aufgebaut wurde. Auch
diese unb ihre Nachkommen weilten jedoch nur
vorübergehend daselbst. Im 30 jährigen Kriege
erlebte sie nochmalige Verwüstung durch Tilly's
Scharen. Friedrich von Boineburg, der Schwieger
sohn des berühmten hessischen Generals von Geyso,
sorgte für Wiederaufbau. Sein Sohn Urban war
der erste seiner Familie, welcher seinen Wohnsitz
ständig ans der Altenbnrg nahm und auch auf
derselben starb (1721). Ihm ist die Entstehung
des Herrenhauses am Fuße des Burgberges zu
zuschreiben, das er zum Wittwensitze bestimmte.
Infolge eines weitläufigen Rechtsstreites in der
Familie blieb die Altenbnrg um die Wende des
18. und 19. Jahrhunderts unbewohnt. Die Ge
bäude zerfielen und das Schloßgebäude wurde 1811
niedergelegt.
Nach Beendigung des mit reichem Beifall auf
genommenen Vortrags, für den der Vorsitzende
Bibliothekar der Landesbibliothek Di-. Brunner
dem Redner den Dank des Vereins aussprach, er
möglichte die inzwischen eingetretene Besserung des
Wetters noch den Besuch der alten Burgstätten
Altenbnrg und Felsberg.
Die XI. Versa m m lang des H e s s i s ch e n
Städte tags wird am 15. und 16. Juni in
Schmalkalden stattfinden. Aus der Tages
ordnung stehen n. a. folgende Fragen: „Einführung
von Gemeindegrundstenern nach dem gemeinen Werth
der Grundstücke" (Berichterstatter Bürgermeister
I o ch m u s - Kassel), „Einführung einer Rnhegehalts-
kasse für Gemeindebeamte, in Verbindung mit einer
Kasse zur Versorgung der Wittwen und Waisen
derselben im Regierungsbezirk Kassel" (Bericht
erstatter Oberbürgermeister Dr. Antoni-Fulda
und Stadt- ,nnd Kassenrath Bödicker-Kassel),
„Verbesserung der Verkehrs- und gesundheitlichen
Verhältnisse in Städten durch Niedcrlegung alter
Stadttheile"(Berichterstatter Stadtbaurath H ö p f n e r-
Kassel).
Universitätsnachrichten. Dem Direktor
der Universitätsbibliothek Dr. Roediger zu Mar-
bürg ist der Charakter als Geheimer Regierungsrath
verliehen worden. — Ter Assistent am Gesammt-
katalog der preußischen Bibliotheken Dr. Philipp
Losch zu Berlin ist zum Hülssbibliothekar an der
Universitätsbibliothek zu Greifswald ernannt
worden. — Vom 7.—8. Juni tagt in Marburg
die Versammlung Deutscher Biblio
thekare.
Todesfälle. Am 24. Mai verschied zu Darm
stadt, 54 Jahre alt, Prinz W i l h e l m v o n H essen,
Bruder des verstorbenen Grvßherzogs Ludwig IV.
von Hessen und bei Rhein, großherzoglich hessischer
General der Infanterie. Ohne in der Oesfentlich-
keit hervorzutreten, war der Verstorbene, der mor
ganatisch vermählt war, wegen seines schlichten
Wesens in Darmstadt sehr beliebt.