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(Gaden — einstöckiges Wohnhaus, Gemach) und
das Gartenfleckchen zn bauen, unbeschadet der daran
bestehenden Rechte des Landgrafen oder anderer.
In der zweiten Urkunde erfahren wir, daß die
Brüder Heinrich, Konrad und Konrad von
Uffhausen, genannt Am Ende, vom Abt Konrad
zu Fulda die Erlaubniß erlangt haben, auf ihrem
Gute zu Oberuffhansen, an dem Wege nach Fürsteneck
(beides zwischen Eiterfeld und Geisa) hinauf ein
Gaden mit einem steinernen Fuße zn bauen. Die
Besitzer des Gutes dursten aber keineswegs bei dem
Bau nach ihrem Belieben verfahren, vielmehr
wurde ihnen auferlegt, den Fuß mit Steinen und
mit Lehm (leymen) auszumauern und untersagt,
hoher als 8 Fuß zu bauen, es sei denn mit Wissen
und Willen des Abtes und feiner Nachfolger.
Vermuthlich handelte es sich in beiden Doku
menten um Lehngut. Die Art der auferlegten
Verpflichtung aber beweist, namentlich im letzten
Falle, wie doch schon damals aus Jnnehaltung
bestimmter obrigkeitlicherseits festgestellter Normen
gesehen wurde.
Die Wasserversorgung der Residenz-
stadt Kassel unter Landgraf Moritz. Vor
mir liegt ein altes Heft (Original) mit Aufzeich
nungen über damals aus Veranlassung des Land
grafen Moritz gemachte „Ausgabe und Arbeit, so
! vom 1. Januarii ans den 24. Februarii Anno 1605
| in 8 Wochen geschehen ist". Die im Ganzen nicht
! weniger als 1244 fl. 14 Albus 2 Heller be
tragenden Unkosten beziehen sich größtentheils auf
! bauliche Aenderungen im fürstlichen Residenzschlvß,
in welchem eine Kindtaufe abgehalten werden sollte.
! Es kann dies nur die Taufe des Prinzen Philipp,
des ältesten Sohnes ans des Landgrafen zweiter
Ehe, gewesen sein, der bei Lutter am Barenberge
ans mehreren Wunden blutend in feindliche Ge
fangenschaft gerieth und in dieser meuchlerisch er
mordet wurde.
Ist das Aktenstück schon deshalb interessant, weil
verschiedene Theile des alten, im Jahre 1811 leider
! durch Brand vernichteten Schloßbaues darin genannt
! werden, so ist darin die Thatsache besonders be-
I merkenswert!), daß damals schon eine künstliche
! Wasserleitung bestanden haben muß. Es heißt
> nämlich unter der Ueberschrift „Brunnenleiter"
I folgendermaßen:
12 fl. 8 Albus. Dieser hat dafür wie fein Amt
; und Beruf fordert, wöchentlich wie auch alle Tage
und Stunde zn Einführung Wassers in die Stadt,
ins Schloß und Aue an den Gängen, Röhren und
Zeiten flicken, bessern und reinigen müßen, welche
dann hie, dann da durch Stauden, Wurzelgewächs
und andere Materien verstopft oder sin welchen)
Mangel der Röhren ansgebrochen.
Aus g&eimatfy uuö gtremöe.
Geschichtsverein zn Hanau. Am 27. Mürz
sprach in der Monatsversammlung des Hanauer
Geschichtsvereins Professor Dr. Suchier über
den Münz fund von Marköbel. Dort sind
im Herbst 1899 gelegentlich der Schachtarbeiten
eines Neubaues des Besitzers Wolf 48 Stück römische
Münzen gefunden worden, die dem Verein von
demselben zur Verfügung gestellt sind. Der Vor
tragende legte die Münzen vor, erläuterte an der
Tafel die darauf befindlichen Inschriften und gab
überhaupt werthvolle Aufschlüsse über das römische
Münzwesen.
25 Jahre Intendant der Königlichen
Schauspiele. Im Jahre 1875 übernahm der
einem althessischen Adelsgeschlechte entsprossene
Major z. D. Adolf Freiherr von und zu
Gilsa (geboren 1838 zu Idstein) die durch den
Tod des bisherigen Intendanten von Carls
hausen erledigte Stelle des Intendanten der König
lichen Schauspiele in der Residenzstadt Kassel,
sodaß er als solcher am 1. April auf eine an
schönen Erfolgen reiche 25 jährige Dienstzeit zurück
blicken konnte. Es ist unter Herrn von Gilsa stets
das vornehmste Streben der Bühnenleitung gewesen,
der klassischen wie der modernen Kunst gleich ge
recht zu werden, es gilt dies von der Oper wie
dem Schauspiel. Den historischen Opernabenden,
dem Mvzartzyklus einerseits reihte sich andererseits
würdig die Ausführung der Shakespeareffchen Königs
dramen wie der bedeutendsten Schöpfungen unserer
deutschen Dichterheroen an. Wie aus dem Gebiete
der modernen Kunst in der Oper durch die sorg
same, Richard Wagner gewidmete Pflege Hoch
bedeutendes geleistet wird, so läßt auch die ab
gerundete, vortreffliche Darstellung, welche den
dramatischen Werken der Gegenwart, sobald sie auf
der Königlichen Bühne erscheinen, ausnahmslos zu
Theil wird, von der künstlerischen Befähigung und
Durchbildung der Bühnenleitung das günstigste
Urtheil gewinnen. Auf besonders hoher Stufe
befindet sich am Königlichen Theater alles, was
aus die Ausstattung und Einstudirnng der Stücke
Bezug hat.