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verein berufen und zu dessen Vorsitzenden gewühlt.
1828 erfolgte seine Ernennung zum Mitglied
der staatswissenschaftlichen Prüfungskommission,
und, um dies gleich hier vorweg zu nehmen,
1831 wurde er zum Geheimen Oberbergrath,
1835 aber zum Direktor der Ober-Berg- und
Salzwerksdirektion ernannt. Auch wurde ihm
1831 die Stelle eines einstweiligen Referenten im
Finanzministerium, dann auch die Spezialaussicht
über den Betrieb und die Verwaltung der
Münze übertragen, und gleichzeitig wurde er mit
der Leitung der Steuerdirektion in Abwesenheit
des Steuerdirektors Me ist erlin betraut. Aus
seine Anregung beantragte Oberbürgermeister
Schomburg im Landtag die Gründung einer
Handels- und Gewerbeschule zu Kassel, die auch
in's Leben gerufen wurde und Anfangs mit den
besten Kräften bedacht wurde; haben doch Wühler,
Bunsen, Philippi, Buss und Duncker*)
daran gewirkt. Da man aber regierungsseitig
der Schule gar kein Interesse entgegenzubringen
wußte, sogar hinter dem Rücken der Direktion
Lehrer geringerer Bedeutung einschob, so mußte
die Schule trotz ihrer schönen Ansänge bald ver
kümmern, weshalb Schwedes 1839 aus die ihm
1832 übertragene Mitgliedschaft an der Direktion
verzichtete.
Inzwischen hatte Preußen die Steuerpolitik be
gonnen, aus deren Grundlage allmählich die
Einheit Deutschlands erwachsen sollte. Anhalt
und Hessen-Darmstadt waren nothgedrungen
bereits der preußischen Steuergemeinschaft bei
getreten, Oesterreich aber begann in richtiger Er
kenntniß der Folgen eines unter preußischer
Leitung stehenden Zollvereins dagegen zu arbeiten
und suchte die Gründung eines mitteldeutschen
Zollvereins zu bewirken, worauf das damals noch
von England abhängige Hannover mit Leiden
schaft einging, sodaß, wenn diese Bemühungen
Erfolg gehabt hätten, das preußische Zollgebiet
in zwei Theile gespalten, der preußische Plan
also vereitelt worden wäre. Kurhessen war die
natürliche Verbindung zwischen den beiden Hälften
des preußischen Staats, und von der Entscheidung
dieses Staates hing damals die Weiterentwickelung
des Zollvereins und damit das Schicksal Deutsch
lands ab. Es ist das Verdienst von Schwedes,
daß Kurhessen auf die preußische Seite gelenkt
wurde. Es herrschte damals in den leitenden
*) Als 1854 die Professur der Mineralogie und Geo-
gnosie zu Marburg zu besetzen war, wandte sich die
Fakultät an Alexander von Humboldt mit der
Bitte um den Vorschlag einer geeigneten Kraft. Dieser
erwiderte, wie uns Schwedes erzählt: „Wie könnt ihr
fragen, ihr habt ja Duncker in Kassel."
Kreiselt Kassels, vielleicht veranlaßt durch die
unerquicklichen Verhältnisse zwischen Kurfürst
Wilhelm II. und seiner Gemahlin Auguste,
einer preußischen Prinzessin, aber lebhaft genährt
durch die sich zu jener Zeit erhebende mystische
Partei, eine stark preußenfeindliche Stimmung.
Deshalb trat der Kurfürst dem Vertrag über
Gründung eines mitteldeutschen Zollvereins bei,
obgleich ihm Schwedes an der Hand einer Land
karte nachwies, wie sehr Kurhessen dadurch ge
schädigt werde. Als aber dann 1831 der
förmliche Antrag Preußens auf Beitritt zum
preußischen Zollverein in Kassel eintraf, da siegte
die Altsicht von Schwedes gegen die namentlich
auch von Meisterlin vertretene gegenteilige
Anschauung, und der Kurfürst schloß sich für
sein Lattd an Preußen an. Es war ein Glück,
daß Meister litt den Vertretern Preußens
gegenüber eine solche Stellung eingenommen
hatte, daß diese jede Verhandlung mit ihm ab
lehnten, weshalb Schwedes mit dieser Aus
gabe betraut wurde, und es traf sich ebenso
glücklich, daß Schwedes wiederum statt Meister
lins zu den 1832 zu Berlin beginnenden Ver
handlungen über die Grüitduitg des großen
deutschen Zollvereins als Vertreter Kurhessens
unter dem Titel eines technischen Beiraths des
bei dem Berliner Hofe beglauhigten kurhessischen
Gesandten von Steuber gesandt werden mußte,
weil sich Meisterlin weigerte, seinen Namen hinter
den des Gesandten zu setzen. Schwedes hat dann
die Stellung eines kurhessischen Zollvereins
bevollmächtigten bis 1845 mit Eifer und Erfolg
bekleidet.
Es mag eingeschaltet werden, daß Schwedes
aus seiner ersten Reise nach Berlin über Weimar
bei Goethe eingeführt wurde, der sich in einer
längeren Unterredung eingehend über die inter
essante geoguostische Beschaffenheit Hessens aus
sprach.
.Bedeutsam sind die ersten Eindrücke, welche
Schwedes von Preußen hatte: „Die preußischen
Posten", schreibt er, „sind vortrefflich, und ich
werde unseren hessischen etwas zur Besserung
einrühren. Ueberhaupt sehe ich allenthalben, daß
doch die preußische Regierung recht kräftig und
intelligent ist." „Berlin", heißt es in einem
anderen Brief, „ist doch eine großartige Stadt
und interessant, wie mich heute der flüchtige
Blick hinein gelehrt hat. Es hat alles einen
großen, kräftigen Anstrich, woran man sieht, daß
man in einem Lande lebt, wo lange gut regiert
worden ist. Das Militär hat allenthalben ein
lebhaftes Aussehen und ist wie aus einem Guß.
Wenn Preußen einmal losschlagen muß, so be