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den Hals. Taun aber drängte die Mutter sic
Hinalls.
Lange hielt es das Mädchen ans schient Zimmer
j cd ach nicht ans, seine Ruhe war ja hin und sein
Herz so schwer.
Und als die Frau Prokurator sich eben anderen
Als ein wilder Anabe liebt' ich
lau- den Herbst, den blüthentosen,
Alit der IVeilder bunten Farben
And der Stürme tollem Tosen.
Mntterpflichten hingegeben hatte und beschüstigt
war, die Packetsendung für die Jungen vorn
zubereiten, wobei ihr hie alte treue .Magd Aunlies
mit Rath und That zur Seite stand, rief Luise
schon „Adieu" und nahm einen Gruß für Tante
entgegen.
(matsctzung folgt.)
t
Hills und Alibi.
Doch den Frühling, doch den Frühling
Hab' ich damals nicht verstanden:
Anders ist es, meine Liebe,
Seit sich unsre Herzen fanden.
Gern nun überließ den Herbst ich
jungen oder alten Anaben:
Gebt den Frühling frischen Herzen,
Die wie wir so lieb sieb haben.
T- Ä. Lange.
JUtr» alter mi6 neuer Zeit.
Wii' das Erbmarschallamt an die Frei-
Herrn Riede sei zu Eisenbach kam. Rach
einer Sage. Im 15. Jahrhundert lebte am
Hofe Landgraf L u d wi g' s I. v on H es s e n Ritter
H e r m a n n R i e d e s e l von der Bratend u r g.
Ter Rätter liebte ein schönes Fräulein, die ihm
nicht minder zugethan war, Margarethe, die
Tochter des im Jahre 1432 verstorbenen Erb-
marschalls Röhrig von Röhrenfurth. Obgleich
Riedesel alles aufbot, um den Bater Röhrig zu ge
winnen, ja, obwohl der Landgraf selbst oft als Für
sprecher der Liebenden auftrat, so blieb der Erbmarschall
doch unerbittlich. Aber es sollte anders kommen.
Einst jagte Hermann in einem dichten Walde, als er
plötzlich jemand um Hilfe rufen hörte. Seiner
Ritterspflicht eingedenk, eilte er dem Rufen ent
gegen. Wenige Schritte nur, und er erblickte den
Baker seiner Geliebten von Räubern niedergeworfen,
in . der äußersten Gefahr ermordet zu werden.
Rasch , stürzt er ans die Uebelthäter los, haut
wacker um sich und zwingt sie Zn eiliger Flucht.
„Unbekannter Alaun," sprach der Erbmarschall,
„fordere von mir, was du willst, kein Lohn wird
mir zu groß sein, um Dir Deine Brnderthat zu
vergelten." Er kannte nämlich Riedesel nicht,
weil dieser geharnischt war, und in Folge dessen
der Helm sein Antlitz verbarg. „Aleine Bitte
ist kühn," erwiderte der junge Rätter, „aber Du
wirst sie mir nicht versagen. Ich bitte Dich um
die Hand Deiner Tochter!" „Du sollst sie haben,"
sprach der Greis, „so Du anders von edlem Blute
bist." „Das bin ich", versetzte Riedesel, schlug das
Bisir auf und warf sich dem staunenden Röhrig
in die Arme. Freudig zogen sie an das Hoslager
des Landgrafen zurück und brachten Margarethe
die frohe Kunde, daß alle ihre Wünsche erfüllt
seien. Soweit die Sage. — Thatsache ist, daß aus
der Ehe Hermann Riedesel's und Margarethens
von Röhrenfurth die ganze jetzt noch blühende
Familie der Freiherren Riedesel zu Eisenbach
stammt, Thatsache auch, daß Hermann Riedesel
im Jahre 1429 für sich und seine Leibeslehns
erben die Anwartschaft auf das Hessische Erb
marschallamt und die ansehnlichen Mannlehen der
Röhrenfurthischen Familie erhielt, welch' letztere ihm
im Jahre 1432 nach dem Tode Röhrig's wirklich
zufielen, und daß Hermann im Jahre 1459 bei
dem Regierungsantritt Landgraf Ludwig's II. mit
dem Erbmarschallamt feierlich belehnt wurde.
Die vorstehend erzählte Sage scheint übrigens erst
neueren Ursprungs zu sein. Sie findet sich nach
K. W. I u st i in seinen D e n k w ü r d i g k e i t e n IV,