gehaust, wie der Adler auf hohem Horst, unb
die Geschichte bestätigt es vollauf, Kriegshelden,
Staatsmänner und hohe Würdenträger der Kirche
haben hier ihre Wiege gehabt, die Eindrücke der
Kindheit sind hier, wie so oft, maßgebend für die
Entwicklung im späteren Leben gewesen.
Aus riesigen Basaltselsen, die ein Titanenbau
meister als Fundament aufgethürmt zu haben
scheint, thronen himmelanstrebend, wie ans dem
selben Guß, die gewaltigen Thürme und Mauern
der Burg, majestätisch schaut sie herab aus die
winzig erscheinenden Häuser des Dorfes Rimpach,
das sich wie Schuh flehend zu Füßen des
Herrschers anschmiegt.
Nur von Westen her ist die Höhe ans fahr
barem Wege zu erreichen. Auf ihm gelangen
wir zum äußeren Thor, von dein nur der untere
Theil stehen geblieben, der obere Theil aber,
ein es beschützendes Haus, verschwunden ist, und
mit ihm der „Neid köpf", der von den Besitzern
der gegenüber befindlichen L u d w i g s b n r g znm
Trotze eingemauert war.
Im äußersten Schloßhofe, der ehemals mit
Gebäuden aller Art, man sagt auch mit Wind
mühlen, bestanden war, können wir die Aus
dehnung überschauen, wir sehen drei Mauern in
Zwischenräumen an der Bergeslehne sich hinziehen.
Der Durchgang durch die zweite Mauer als Zu
gang zum zweiten Burghöfe ist auf der entgegen
gesetzten Seite, ein Beweis der Vorsicht des
Erbauers. Vormals war der Eingang bind)
eine Zugbrücke versichert, sie ist verschwunden,
wie auch der Graben durch Trümmer zugedeckt
ist. Ueber dem Thorbogen steht das Wappen
der Herren von Haustein: Zn Silber
drei mit den Sicheln links gekehrte schwarze
Halbmonde, Freiherrnkrone. Der gekrönte
Helm mit schwarz-silberner Decke trügt eine oben
mit sieben schwarzen Hahnenfedern geschmückte
silberne Säule, begleitet zu beiden Seiten von
einen! mit den Sicheln auswärts gewendeten
schwarzen Halbmond. Sv wird es auch in einer
Urkunde von 1959 zuerst dargestellt. Sonderbar
ist es, daß in dem Wappen Werner's, 1909, zuerst
die Monde anders iabnehmend) stehen, so wie sie
auch noch jetzt die Familienglieder führen. Eine
Inschrift sagt ans: „Juno Domini MnVYIll
ist Ort gebawet."
Wir treten durch den Thorbogen in den zweiten
Hof. Er ist verödet, hohe Mauern starren uns
auf allen Seiten entgegen, hier soll ein Brunnen,
der noch 1790 sichtbar war, gestanden haben.
Nichts Bemerkenswerthes hält uns ans, nur gehen
weiter zu dem innersten Raume, dem dritten,
eigentlichen, Burghöfe. Und hier fällt uns die
Enge des Raumes aus, der kaum zehn Meter groß,
fünfeckig ist. Von allen Seiten ist er mit Ge
bäuden eingefaßt, die altersdunkel, von zahlreichen
Fenstern durchbrochen, mit Thürmen und zackigen
Giebeln abschließen. Treten wir durch das erste
Thor links in den mächtigen, in seiner ganzen
Höhe noch erhaltenen Thurm ein. Eine bc-
wundernswerth gebaute Wendeltreppe führt uns
mehrere Stock hoch hinauf, dann bricht sie ab,
die Höhe ist unerreichbar, unten sind Keller
gewölbe. Die zweite Thür links führt zu einem
weit mehr zerfallenen Thurm, er entbehrt der
Stiegen, hier geleitet eine Treppe zu dem Burg
verließe hinab. Schaudernd steigen wir hinunter
und gelangen zu einer kleinen viereckigen Oefsnnng,
durch welche einst die Gefangenen hinabgelassen
wurden, um dort unterirdisch ohne Lust und
Licht zu verschmachten. Es wird das Semmel-
tz a n s lv ch genannt, weil hier H a u s S e m m el-
roth, der Gattenmörder, im vorigen Jahrhundert
eingekerkert war.
Dem Thurm zur Seite ist eine Nische, die
wohl früher ein Heiligenbild barg, daneben ein
offenes Fenster, das eine entzückende Aussicht nach
der Werra eröffnet. Die Thür der nächsten
Hvswand ist vermauert. Wir betreten gegenüber
das überdachte Gebäude, in ihm ist der Rittersaal,
der erst 1897 neu hergestellt wurde. Eine hohe
geräumige Halle nimmt uns auf, die jetzt gastlich
zur Aufnahme der Besucher dient, für deren Bc-
wirthung der jetzige Kastellan Funcke freundlich
besorgt ist. Von den Wänden blicken die Ahnen der
Familie, in Oel gemalt, ernst ans uns herab, und
Inschriften belehren über die hervorragendsten
Ereignisse aus der Familiengeschichte. Seitwärts
vom Saal erhebt sich der ungefähr 80 Fuß hohe
Thurm, in dem eine Stiege, anfangs breit, nachher
aber sehr eng, hinausführt. In der Mitte befindet
sich wieder ein Gefängniß, ein niedriges dunkles
Gemach mit sieben Fuß dicken Wänden und
eisenbeschlagener Thür, in der eine verschließbare
Klappe zum Hineinreichen der Gefangenenkost ist.
sTiese Klappe ist immer als ein sicheres Zeichen
des vormaligen Gefängnisses zu betrachten.) Es
ist sicher nicht einladend, aber jedenfalls noch
ein Paradies zu neunen gegen den anderen
unterirdischen Kerker. Hier und in allen Thürmen
sind Verbindungsthüren zu den noch jetzt erhaltenen
Gemächern und Hallen der übrigen Gebäude,
aber Eulen Hansen in ihnen und die Winde
treiben durch die offenen Fenster ihr tolles Spiel.
Endlich erreichen wir die Plattform und flnden
uns reichlich belohnt für die gehabte Mühe.
Wir stehen aus schwindelnder Höhe, fast das
ganze Gebiet zwischen Harz und Thüringen