Melsungen 1359—1394.
(Im Zusammenhang mit der hessischen Landesgeschichte.)
Von Dr. 2. A r m b r u st.
Minier den großen Wirren,
W Hälfte des
i Hessen herrschten, hatte
am wenigsten zu leiden. Da sich Landgras Hein- !
rich II. öfters in Geldverlegenheit befand, wurde
die Stadt verschiedentlich verpfändet. 1359 erhielt
Hermann von Tressnrt, der Letzte seines Stam
mes, das Gericht Wittelsberg, den Frauen
berg und Stadt und Schloß Melsungen für
eine Geldsumme als Pfand. Ein halbes Jahr
zehnt spater wird Otto von Röhren fürt als
Amtmann von Melsungen bezeichnet. Eine solche
Amtmannschast ist häufig die Folge einer Ver
pfändung. Einige Zeit nachher griff der Land
graf weit tiefer in die Selbständigkeit der Stadt
ein. Am 22. Januar 1369 versetzte er nämlich
Bürgermeister, Schössen und Bürger an Metze,
die Witwe Bernhard's von Binsförth, an
Strnße. ihren Sohn, und beider Erben. In
dessen behielt er sich und den Melsnnger Bürgern
die Einlösung vor. Wenn nun auch Melsungen
als grnndherrliche Stadt ursprünglich eine un
freie Bevölkerung hatte, so war doch sicherlich
eine solche Maßregel etwas Ungewöhnliches.
Daher suchte Heinrich II. die Bürger durch ein
wichtiges Zugeständnis; zu versöhnen und zu
entschädigen. Am 5. Februar 1370, also gerade
ein Jahr nach der merkwürdigen Verpfändung
der ganzen Bürgerschaft, übergab er der Stadt
gemeinde aus sonderlicher Gunst und Gnade
sein Gehölz. Schöneberg genannt, bis zum
Gerichte Spangenberg. Vom Rande dieses
Waldes hatten die Melsnnger sicherlich schon
lauge Holz geholt und ihre Schweine hinein
getrieben: denn 1288 betheuerten sie bei einem
Streite mit dem Kloster Hardehausen, daß sie
auch den benachbarten Schwerzelsörter Wald
für landgrüslich gehalten und darum als Holz-
quelle und Weidegrnnd benutzt Hütten. Run
wurde ihneu vom Laudgrasen der prachtvolle
Forst ans dem Schöneberge in einer Ausdehnung
von 2459 Acker angewiesen, das Roden und Ver
wüsten desselben aber ausdrücklich verboten. Der
Ausdruck schenken wird in der Urkunde Ver
ist anscheinend nur eine Uebergabe
lnche.
Mittlerweile erhob im Hessenlande die Zwie
tracht ihr Haupt. Im Dezember des Jahres
1366 starb der einzige Sohn Heinrich's II.,
Otto der Schütz, dem die Burg Spangen-
berg zur Wohnung diente. Auf die Rachfolge
in der Landgrafschast machte sich der Sohn seiner
Schwester Hoffnung, Herzog Otto der Ouade
l— der Tolle) von Braunschweig, der seinen
Sitz zeitweilig ans dem Schlosse Ballruz am
Ritterplane in Göttin gen hatte und darum
auch Herzog an der Leine genannt wurde.
Ter alte Landgraf nahm jedoch Hermann, den
Sohn seines Bruders Lildwig, zinn Mitregenten
an, obwohl dieser in Magdeburg für den
geistlichen Stand vorbereitet wurde. Der junge
Hermann besaß keine Eigenschaften, die ihn be
liebt machen konnten, besonders erfüllte seine
wissenschaftliche Erziehung die Ritterschaft mit
Vvrnrtheilen. So gelang es Otto dem Ouaden,
sich, mit einem großen Theile der hessischen
Adeligen in Verbindung zu setze». Die Ritter
einigten sich zu dem großen Sternerbunde,
wie sie sich nach dem Stern im Wappen des
Grasen von Ziegenhain, neben Herzog Otto dem
Haupte des Bundes, nannten. 1371 begann der
Krieg gegen die beiden Landgrafen, zu deren
Glück sich der hessische Erbfeind, das Erzbisthum
Mainz, den Rittern nicht anschloß. Bei den
Städten fanden Heinrich II. und Hermann
thätige Unterstützung. Unter den wenigen Rittern,
die ihnen treu blieben, waren auch zwei Mel-
sunger Burgmannssamilien, die Riedesel und
die Röhrensurt. Welche Parteistellung die
übrigen drei Burgmannen, die W o l f e r s h a u s e n,
S ch l u t w i n s d o r f und Handels h a u s e n, ein
nahmen, ist nicht ganz sicher, doch bleibt deren
Treue sehr zweifelhaft, denn zwei neue Ritter
geschlechter, die Leimbach und Tabelshansen
lDagvbertshauseu), erhielten um diese Zeit ihren
Sitz in der Stadt. Später, nach der Wieder-
die in der zweiten
vierzehnten Jahrhunderts in
Melsungen nicht
mieden, es
zum Rießbranche.