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Adschiedsbrief schrieb, muß dem Obigen zufolge
erst nach dem Fvrtzug der Eltern von Wollers
hausen geboren sein. Nannte sich Held Hasserodt
selbst Friedrich Wilhelm, wie ihn auch das west
fälische Kriegsgericht bezeichnete, so ist doch der
Vorname Georg, der der hessischen Ueberlieferung
entspricht (s. auch das Gedicht von Dr. H. Brunner:
„Georg Wilhelm von Hafserodt" im „Hessenland"
III, S. 229), durch das Kirchenbuch seines Heimaths-
ortes sicher bezeugt.
Sebastian Bach in Kassel. Die „Kasselische
Zeitung von Policey, Commercien und anderen
dem Publico dienlichen Sachen" bringt in der
Nummer 38 des II. Jahrganges vom 22. Sep
tember 1732 unter der Rubrik „Modifikation
von allerhand Sachen" an erster Stelle folgende
Ankündigung:
„Es ist die im hiesigen Stifft St. Martini,
oder der so genannten grossen Kirche grosse und
Kostbahre Orgel, woran beynahe 3 Jahr gearbeitet,
endlich durch den Orgelbauer Herr Nicolaus
Becker von Mühlhausen nach heutiger Art ein
gerichtet, und zu seiner perfection gebracht worden.
Nachdem dann nun dieses Werck aufs Hohen Obrig
keitlichen Befehl durch den Berühmten Organen,
und Musicdirectorem Herr Bach von Leipzig mit
zuziehung des hiesigen Hoff und Stadt Organen
Hern Carl Möller examiniret werden wird, in
ohngezweiffelter Hoffnung, daß solche die erwünschte
probe erhält, so soll diesem selbige künfftigen
Sontag, geliebts Gott, in öffentlicher versamlunge
vollkommen gespielet und mit einer Nu8ica1i8cbeu
harmonie inauguriret werden. Man wünschet,
daß sothanes, zur Ehre GOttes hauptsächlich ge
reichendes Merck der gantzen Gemeinde und einem
jeden und insbesondere zur auffmunterung ge
reichen möge." Zz.
(Vergl. auch Dr. Carl Scherer, Jvh. Seb. Bach's
Aufenthalt in Kassel. Aufsatz in den Monatsheften für
Musikgeschichte. Jahrg. 25 [1893], Nr. 8.)
Buo Kernrcrth irnö Ärgernde.
Geschichtsverein. Am Montag, den 25. Ok
tober, werden die Vortragsabende des Vereins
für hessische Geschichte und Landeskunde
im Saal der Oberrealschule in der Hedwigsstraße
zu Kassel wieder ihren Ansang nehmen.
Vortrag zum Besten des Philipps-
Denkmals. Am Mittwoch, den 20. Oktober,
wird Se. Exzellenz Generallieuteuant z. D. von
Schmidt, Vorsitzender des Ausschusses für das
dem Landgrafen Philipp dem Großmüthigen in
Kassel zu errichtende Denkmal, zum Besten des
selben im Saale des evangelischen Vereinshauses
daselbst einen Vortrag über „Kassel im 16. Jahr
hundert als Stadt unb Festung" halten,
woraus besonders hingewiesen sei.
Kasseler Grimmsammlung. Die Kasseler
Grimmsammlung hat abermals eine werthvolle, sehr
dankenswerthe Bereicherung erfahren durch die
Güte des Geh. Regierungsrathes Pros. Dr. Her
mann Grimm. Wie dieser dem Vorsitzenden der
Kasseler Grimmgesellschast Oberbibliothekar Dr Loh
meyer schreibt, kam in Berlin kürzlich „ein
alter, viele Jahre lang verschlossen dastehender
Koffer zur Untersuchung, welcher (Grimm'sche)
Papiere längst vergangener Zeit enthielt. Mit
Hülse des Dr. Steig zu Berlin hat der Inhalt
sich in drei Pallete zertheilt, deren erstes, die
frühen Zeiten betreffend, nach Hanau abgeht, das
dritte für den hiesigen (in der königlichen Biblio
thek zu Berlin aufbewahrten) Grimmschrank
bestimmt ist, das zweite aber unter Ihrer Adresse
nach .Kassel gesandt worden ist. Ich glaube," so
schließt Hermann Grimm, „daß das Meiste darin
für das Kasseler Grimm-Museum paßt,, und würde
mich sehr freuen, dies durch einige Zeilen Ihrer
Hand bestätigt zu sehen."
Unter den theils handschriftlichen, theils ge
druckten Papieren fanden sich schon bei flüchtiger
Durchsicht eine Reihe von höchst interessanten
Stücken, so z. B. zehn Schulzeugnisse der Brüder
Jakob, Wilhelm, Ferdinand und Ludwig Grimm
aus der Kasseler Lyceumszeit, verschiedene bisher
unbekannte Briefe der Brüder, ihrer Tante Hen
riette Zimmer, der Prinzessin Friederike von
Hessen und anderer fürstlicher Persönlichkeiten,
Studentenkarten Jakob's, Schulhefte und hand
schriftliche Sammlungen der Brüder aus der
ersten Kasseler Zeit, die von Jakob am 9. April
1802 bei seinem Abgänge vom Lyceum Frideri-
cianum gehaltene lateinische Rede u. a. m. Durch
die hochherzige Zuwendung hat der Sohn Wilhelms
sich erneuten Anspruch auf das wärmste Dank-
gesühl aller Verehrer unserer Brüder Grimm er
worben.