Wir sehen, der einfache hessische Soldat, der
übrigens eine kläre deutliche Handschrift und ver-
hältnißmäßig guten Stil sein Eigen nennt, auch
nach damaliger Anschauung orthographisch schrieb.
hatte in nichts seinen Gleichmuth und seine
Gemüthsrnhe verloren. Der lange Aufenthalt in
Amerika hatte ihn nicht ini mindesten mit Bitter
keit erfüllt.
Airs KermcrtH xtxtö Ädernde.
In biläum. Das in Mainz in Garnison
liegende 3. Großherzoglich Hessische In
fanterieregiment (Leibregiment) Nr. 117
beging am 9. Juni das Fest seines 2 OOjährigen
Bestehens. Landgraf Ernst Ludwig von
Hessen gründete das Regiment im Jahre 1697
unter den Namen „Kreisregiment". Das Regiment
blickt aus eine ruhmreiche Vergangenheit zurück,
da es fast in allen Kämpfen, an welchen die
hessen-darmstädtischen Truppen seit jener Zeit An
theil genommen haben, aus welcher Seite es auch
stehen mochte, tapfer mitgefochten hat, so im
18. Jahrhundert im spanischen, polnischen und
im österreichischen Erbfolgekrieg, im siebenjährigen
Krieg und in den Kümpfen gegen das revolutionäre
Frankreich. Im Anfange des 19. Jahrhunderts
focht die Leibbrigade, so wurde das frühere
Kreisregiment damals genannt, gleich den übrigen
Rheinbundstruppen mit besonderer Auszeichnung
unter der Fahne Napoleons, in dessen Feldzuge
gegen Rußland es fast völlig aufgerieben wurde.
In den Jahren 1848 und 1849 half es den
Ausruhr in Baden niederschlagen, im Jahre 1866
kämpfte es gegen die Preußen bei Frohnhofen, im
Feldzuge gegen Frankreich 1870/71 u. A. in der
Schlacht bei Gravelotte mit heldenmüthiger Tapfer
keit, sodaß es sich 80 eiserne Kreuze erringen
konnte. Im Jahre 1872 kam es als 3. Groß
herzoglich Hessisches Infanterieregiment (Leib
regiment) Nr. 117 nach Mainz in Garnison, wo
es seitdem blieb. Nachfolgendes Gedicht eines
alten Angehörigen des Regiments, des Hauptmanns
z. D. Wagner, das hier mitgetheilt sei, giebt
ein lebhaftes Bild einer Kampsesthat des Regiments,
die mit besonders glänzenden Lettern in das Buch
seiner Geschichte eingetragen ist:
Bei Wagram.
Auf Wagrams blutgetränktem Feld.
Wo Tod und Schrecken dräuen.
Da wogt die Schlacht; es drängt der Feind
Den edlen Hessenleuen.
Die Kugel saust, das Hurrah schallt.
Gedröhn' rings und Gewieh're,
Die Erde bebt, die Hölle brüllt —
Fest steh'n die Musketiere.
Schon stürmet wild der Feind heran
In trunk'nem Siegeswahne.
Er nimmt sich als das beste Ziel
Die blaue Hessenfahne;
Held Scharnhorst fällt, und mit ihm hin
Sinkt auch das Banner nieder.
Doch Stabsfeldwebel Bornemann
Faßt tvdesfroh es wieder.
Die Uebermacht der Feinde kommt
Ihm näher: „Her die Fahne!
Pardon sei Dir!" — „Ich will ihn nicht,
Will sterben ans dem Plane!"
Da stürzt die Rotte aus ihn zn,
Und mit gespalt'nem Haupte
Der Fahndrich ruht auf dem Panier,
Das ihm kein Sieger raubte. —
Wer ist, der hoch ihn priese nicht,
Ihn nicht mit Ehrfurcht nennte.
Den treuen, tapfern Fähnderich
Bom dritten Regimenté?
Dreihundertjährige Jubelfeier der
Gründnng der Wallonischen und Rieder-
ländischen Gemeinde zu Hanau. Die
300 jährige Jubelfeier der Gründung der Wallo
nischen und Niederländischen Gemeinde zu Hanau
am 1. und 6. bis 10. Juni ist unter überaus großer
Betheiligung in programmmäßiger Weise glänzend
verlaufen. Nachdem wir die wichtigsten Theile
der Feier bereits in voriger Nummer gur Kennt
niß unserer Leser gebracht haben, erübrigt es noch
das am 1. Juni enthüllte Denkmal des Grasen
Philipp Ludwig II. in seinen Haupttheilen
zu beschreiben. Das Denkmal, wie bereits erwähnt,
eine Schöpfung des Professors Wiese, Direktors
der Zeichenakademie zn Hanau, besteht aus einem
viereckigen, geschmackvoll ausgeführten Granitsockel
mit der Büste des Grafen, dessen Hals ein hoher
Spitzenkragen umgiebt und um dessen Schultern ein
faltenreicher Mantel geschlagen ist. Auf der Vorder
seite des Sockels findet sich das Wappen des Grafen,
sowie ein Bronzerelief, unter welchem die Inschrift
angebracht ist: Graf Philipp Ludwig empfängt
die Schlüssel der von den Emigranten errichteten
Kirche 1608. Das Relief ist äußerst figurenreich.
Es zeigt den Grasen an der Seite seiner Gemahlin
Katharina Belgia, hinter dem gräflichen Paar