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Ganz nahe dabei liegt der einzige Ouellbrunnen
des Orts, ebenfalls von hohem Alter. In der
Nähe solcher Quellen fanden bekanntlich, da das
Vorhandensein von Wasser zu den nothwendigsten
Lebensbedingungen zählt, die ersten Ansiedelungen
statt, zumal wenn ein heiliger Hain die Quelle
umgab, in dem man dann seine Angehörigen
zur gemeinsamen Ruhe bettete.
Nach Begründung der römischen Niederlassungen
zu Heddenheim und Vilbel führte der beide ver
bindende Weg unweit davon vorbei. Es ist die
sogenannte Weinstraße, offenbar die älteste von
West nach Ost führende Straße des Orts; gleich
zeitig der alte Weg von Mainz in die Wetterau
und weiter, eine Fortsetzung der von Mainz nach
dem vicus novus führenden Elisabethstraße. Im
Mittelalter diente die Weinstraße als Haupt
verkehrsweg zum Transport des rheinischen Weines
in's Hessenland und darüber hinaus. Dem
entsprechend führt sie schon in den ältesten Ur
kunden ihren Namen.
Da, wo sie die andere Hauptstraße des Orts,
die von Frankfurt nach Homburg geht, schneidet,
setzt sie sich als Viehweg, beziehungsweise als
alte Vilbeler Straße in der Richtung auf Vilbel
fort. Vielleicht dürfen wir in dieser Fortsetzung
die alte Römerstraße erkennen.
Da das Christenthum in der Römerzeit in
unsrer Gegend neben dem von den Legionen aus
dem Morgenland mitgebrachten Mithrasdienst
sicher schon Eingang gefunden hat, so ist es nicht
unmöglich, daß inmitten der Niederlassung des
Brüning oder der Brüninger hart am Weg, ans
der Stelle wo jetzt die Kirche steht, dem Christen
gott eine Kapelle errichtet wurde, die aber sicher
in dem Alemannensturm wieder zu Grunde ging.
Aber nachdem die Franken sich des Dekumaten-
landes bemächtigt und Chlodwig sein Haupt unter
die Taufe gebeugt hatte, haben die christlichen
Sendboten aus Irland, deren Führer der heilige
Kilian war, das verfallene Kirchlein wohl wieder
ausgebaut, so daß der Apostel der Hessen und
Thüringer Winfried, genannt Bonisatius,
bei uns bereits Christen und ein christliches
Bethans antraf. Dies alles sind natürlich nur
Vermuthungen, welche nicht urkundlich bewiesen
werden können.
Das Jahr, in welchem Preungesheim zuerst
urkundlich vorkommt, ist das Jahr 772. In
diesem Jahre schenkte ein Einwohner von Preunges
heim mit Namen Husmert dem Kloster Lorsch
seinen Besitz in pago Nitachgove in Briminges-
heimen marca sowie 8 Leibeigene. Hieraus geht
wenigstens soviel hervor, daß zu Bonisatius'
Zeiten schon Christen in Preungesheim vorhanden
waren.
Die jetzige Kirche, mit dem Pfarrhaus an der
alten Weinstraße gelegen, ist neuern Ursprungs,
der viereckte Thurm dagegen mit seinen schmalen
gothischen Fenstern ist sehr alt und scheint ur
sprünglich den Chor der Kapelle gebildet zu haben.
Noch deutlich erkennt man die Spuren des Kreuz
gewölbes, welches erst im vorigen Jahrhundert
herausgeschlagen worden ist. Jetzt steht er zur
Seite des Kirchenschiffs.
(Fortsetzung folgt.)
Sein Sans.
Hessische Erzählung von M. Herbert.
den nüchterneil Beobachter ist es nichts als
pr ein armes, in sich versunkenes, von Fort
schritt und Kultur verächtlich über die Schultern
allgesehenes Landstädtchen, — höchstens klebt
ihm ein historisches Interesse an aus uralter
Zeit der Kämpfe zwischen Römern und Chatten
oder der des „Quinten". Aber es gehen
auch so viele ältliche, wenig schöne, hart arbei
tende Frauen herum, die niemand beachtet, und
doch sind sie für einen oder mehrere Menschen
„die Mutter", ehrwürdig wie keine andere schöne
Frau auf Erden. So wird allch das Städtchen
Spruch an einem hessischen Hause: Dies Haus ist mein und doch
nicht mein. Wer nach mir kommt, bleibt auch nicht
drein. Meine Wohnung soll im Himmel sein.
von seinen Kindern geliebt als die „Heimath".
Es hat wohl eine eigene Schönheit.
Hoch aus seinem Hügelkranz steht in dichter
Herrlichkeit hochstämmiger Buchenwald — licht
grün im Frühling, schattig und friedlich dunkel
in der grellen Hitze des Sommers, in feurigem
Farbenspiel aufsprühend zur Herbstzeit. Im
Thäte, das Städtlein durchschneidend, fluthet die
schilfumstandene Fulda, sie spiegelt behaglich die
hohen, breitgeästeten Erlen ihres Userdammes
und die alten, geschwärzten Holzbauten, die sich
zu ihr herandrängen. Zur Zeit der Hochstuth