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Das Bankhaus L. Pfeiffer zu Kassel, welches
besonders hohes Ansehen und großes Vertrauen
genießt, konnte am 1. Januar d. I. aus ein
fünfzigjähriges Bestehen zurückblicken. Von dem
verstorbenen Senior der Familie Louis Pfeiffer
in dem jetzigen Breithaupt'schen Hause in der
Georgenstraße am 1. Januar 1846 eröffnet, wurde
das Bankgeschäft später in das damalige Proll'sche,
setzt Range'sche Haus in der oberen Königsstraße
und schließlich in das Haus Nr. 6 der Kölnischen
Straße verlegt. Die beiden Söhne des Begründers,
Karl und August Ludwig Pfeiffer, traten im Jahre
1870 als Theilhaber in die Firma ein, von denen
der erstere, Kommerzienrath Karl Pfeiffer, seit
dem im Jahre 1892 erfolgten Tode seines Bruders
alleiniger Inhaber der Firma ist. sVergl.: Die
Familie Pfeiffer. Eine Sammlung'von Lebens
bildern, und Stammbäumen, zusammengestellt von
August Ludwig Pfeiffer. Kassel (Druck
von Friedr. Scheel) 1886.)
Am 16. Januar begeht gutem Vernehmen nach
der Geheime Regierungsrath Althaus zu Kassel,
ein hochangesehener althessischer Beamter, sein
50jähriges Dienstjubiläum.
Ausführungen. Der am Sylvesterabend im
Königlichen Theater zu Kassel zum ersten Male
gegebene einaktige Schwank „Die zehnte Legion"
von unserem heimischen Dichter Franz Treller
hat sich einer recht freundlichen Aufnahme zu
erfreuen gehabt. — Am Stadttheater in Hanau
wurde am Neujahrstage ein dreiaktiger Schwank:
„Durch den Alkoven" von Zahnarzt vr. August
Loh mann in Kassel erstmalig mit schönem
Heiterkeitsersolge aufgeführt.
„Owentessen" der Kurhessen in Berlin.
Das von vielen Blättern Hessens angekündigte
Owentessen der seit nunmehr fünf Jahren be
stehenden Vereinigung der Kurhessen zu Berlin
fand am 30. November in den Prachtsälen des
Hotels „Zu den vier Jahreszeiten" statt. Es
waren 85 Theilnehmer erschienen, fast alle chattischen
Geblütes, nur wenige Berliner, die durch alte
Freundschaft mit den ältesten Mitgliedern ver
bunden waren, wurden zugelassen. Besonders
erfreulich war, daß auch Landsleute, die eben erst
aus Hessen besuchsweise in Berlin eingetroffen
waren, sich ohne besondere Einladung zu dem
Feste einfanden. Während des Essens, das bis
gegen 12 Uhr dauerte, wechselten in üblicher
Weise musikalische und deklamatorische Vorträge
ab (die Damen Lambert, Langheld, Lorenz), er
klangen die alten Weisen vom Kurfürst, der seine
Solidaten viel besser kleidet als er kann, und das
„janz unjlaubliche" Lied von der Liebe, mit der
sich Niemand abgeben soll. Aus allen Theilen
Hessens waren freundliche und humoristische
Schreiben in Mundart, vom Niederhessischen
Touristenklub ein Begrüßungstclegramm einge
laufen. der bekannte „Marborger" Humorist
P. Weinmeister und Frau Emma Braun-Bücking
sandten Gedichte in Marburger Dialekt ein. Ihnen
allen wurde ein kräftiges „Schürn" gebracht, de»
Marburgern ein dreifaches „Hnjajah!" gesungen.
Der Vorsitzende, Oberlehrer FI Wolfs, erzählte
u. A. eine lügenhafte Geschichte von einer pa
triotischen Leistung, die der Witzenhäuser Wein
genau vor 25 Jahren an der Loire vollbracht
haben soll. Zum Schluß wurde noch eine von
den Mitgliedern Bildhauer Hausmann, Bauführer
Hausmann und Portraitmaler Goeritz vorzüglich
ausgeführte „Hobelbank" vorgetragen, die die her
vorragendsten Mitglieder der Vereinigung in
komischer Weise verherrlichte und schließlich zer
schnitten zu hohen Preisen versteigert wurde. Bei
Wein, gutem Bier und Tanz — und getanzt
wurde „als zu" — blieb dann die Gesellschaft
noch bis Vs5 Uhr vereinigt.
Sonnabend den 7. März soll in denselben
Räumen (Prinz-Albrechtstr. 9) das Fest des
fünfjährigen Bestehens der Vereinigung in ähn
licher, nur prunkvollerer Weise gefeiert werden.
Alle blinden Hessen, die den Weg dahin finde»,
sollen uns willkommen sein.
Universitätsnachrichten. Professor vr. Otto
Körner in Rostock hat den ihm zutheilgc-
wordenen Ruf als Direktor der Ohrenktinik in
Heidelberg abgelehnt. — Der außerordentliche
Professor der Rechte vr. Johannes Bier
mann in Berlin wird für den nach Breslau be
rufenen Prvfessor Jörs als ordentlicher Professor
nach Gießen übersiedeln. — In Marburg habili-
tirte sich vr. pllil. Waentig als Privatdozent
der Nationalökonomie. — Unser berühmter Lands
mann , der Rechtslehrer ^Geheimrath Professor
vr. Endemann zu Bonn, welcher kürzlich unter
reger Theilnahme weitester Kreise seinen 70. Ge
burtstag feierte, hat seine Lehrthätigkeit aus
gegeben. Der Gelehrte wurde bei dieser Gelegen
heit durch Verleihung des' Kronenordens 2. Klasse
ausgezeichnet. — Die Pariser Akademie der Wissen
schaften verlieh den Preis der Levystiftung von
50 000 Frcs. zur Hälfte dem Professor vr. Behring
in Marburg.