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Büchern und Kelchen. Dazu die Pfeffermühl und
die ganze Neustadt brannte ganz und gar ab, aus
genommen drei oder vier alter Baue vor der
Niederpsorten; auch führte der Wind das Feuer
an die Obermühl baußen der Neustadt, die ver
brannte allerdings mit Rädern und allem bis aus
die Pfosten unter dem Wasser.
Also brannte die alte und die neue Stadt
beide sammt. Solches große Feuer zwang die
Leute darzu, daß sie mußten zu den Pforten aus
fliehen; da waren auch etliche alte Frauen und
Kinder in die Pfarrkirche geflohen, die wichen
sürders aus den Plan davor, da vormals die alte
Burg gelegen hatte. Nun erhub sich der Wind
und das Feuer an der Pfarrkirche, an dem kleinen
Thurm auf dem Chore vor's erste; derselbige
Thurm war ganz und gar mit Blei bedeckt, das
schmolz alle ab und floß zu den Zanten aus am
Umgang und hing an den Zauten und Kaneln
wie Eiszapfen; und erhob sich das Feuer oben an
dem Masbaum, da die Sparren angelegt waren,
und brannte alles oben herab bis auf den Chor.
Da kam es sürders an das Kirchendach und an
unserer lieben Frauen Kapelle, die verbrannte
mit der Kirche ganz und gar, was von Holz war.
Und sürders kam das Feuer an den großen Thurm,
da erhub sich auch das Feuer oben am Masbaum,
da die Sparren angelegt waren, da schmolz auch
das Blei oben ab und ging an und verbrannte
alles herab. Da verbrannte die köstliche große
Glocke, die den Preis hatte ihres herrlichen Tons
und Größe halben im ganzen Lande zu Hessen
und noch viel weiter; darzu verbrannten andere
gute Glocken, so daß in der Pfarrkirche sieben
guter Glocken verbrannten. Auch geschah großer
Schaden an den Glasfenstern der Kirche, denn das
Gelöte an den Fenstern rann ab und schmolz von
der großen Hitze. Die alten Leute und Kinder,
so ans die Burg geflohen waren, litten gar große
Noth von der Hitze, vom Rauch und vom fliegen
den Feuer, daß sie sich ihres Lebens verziehen
hatten.
Den Abend zu sechs Uhren waren die beiden
Städte mit den genannten dreien Kirchen und
mit den Häusern abgebrannt, ohne von der Röd-
denauer Pforten unten durch die Dibebrücke bis
an die Wasserpforte, da blieben etliche geringe
Häuslein stehen, desgleichen auf der Heiden eines
Theils mit der Scheuerngasse, und die Heidenkirche
mit der Gadengasse blieben auch stehen.
Darnach den selbigen Abend, als das Vieh kam
von dem Felde, da thät man alle Pforten zu,
denn die Pferde, Kühe, Säue, Ziegen und Gänse
wären in das Feuer gelaufen und hätten sich ver
brannt.
Nun hatte das Feuer die Leute aus beiden
Städten getrieben, so daß das Volk lag vor den
Pforten gleich als die Heiden oder Zigeuner, und
hatten kein Essen noch Trinken, und liefen die
Kinder nackend und bloß und schreieten um Essen,
so schreieten die Alten um den großen unüber
windlichen Schaden. Da band man die Pferde
an die Zäune und an die Bäume in den Garten,
das andere Vieh blieb gehen und liefen durch
einander : Sau, Kühe und so weiter, und war ein
groß Geschrei von den Leuten, den Kindern, und
von dem Vieh.
Darnach wohl um die Mitternacht waren etliche
junge Gesellen und Studenten, die kamen mit
großer Arbeit durch das Feuer bis in die Pfarr
kirche, und wollten beschauen, wie es darinnen zu
gefahren hätte mit dem Heiligthum und mit
anderen Sachen; da fielen die Kohlen und das
Feuer oben herab durch die Löcher an dem Ge
wölbe und fielen aus die Altare, in die Bänke,
aus die Orgel und in die Uhrzeiger mit den
Königen, die begunten zu glimmen.
Da nahmen die Gesellen das Weihwasser aus
den Steinen und löschten es aus. Auf den Freitag
und ander Tage räumten die Leute in ihren
Kellern, da sie etwa ihre Nahrung hingetragen
hatten; da waren etliche Gewölbe eingefallen, in
etliche war das Feuer kommen und hatte allerdinge
verbrannt, was darinnen war. Auch hatten etliche
Leute von allererst ausgetragen und aus den Kirch
hof geflüchtet und in die weite Gassen getragen;
das verbrannte auch alles, wer aber etwas zu den
Pforten ausgetragen hatte, das behielt er.
Darnach zogen etliche Leute einzeln wieder in
die Stadt, wer einen Keller hatte, da zog er ein.
Der Pfarrer, sein Kapellan und andere Priester,
die Schulmeister, unser lieben Frauen Mägde und
andere alte Weiber, die zogen auf die Schule,
denn die blieb stehen mit dem Beinhause. Die
anderen Bürger zogen zusammen, wo sie mochten;
man fand auch etliche Scheuern und Häuser, da
fünf oder sechs Paar Volks innen wohnten. Etliche
zogen hinweg in die nächsten Städte und auf die
Dörfer, wo sie sich erhalten möchten. Des jungen
ledigen Volks von Bürgersöhnen und Töchtern
kamen auch viele hinweg, die sich anderswo nieder
schlugen. Etliche Bürger machten auch Schoppen
und Hütten aus Stroh, da sie sich innen ent
hielten. Wenn aber die Leute kochen sollten, das
wollte sich in den Kellern nicht schicken, auch'nicht
in den Schoppen noch Hütten; hierum satzten sie
Stücken, als die Garköche auf die Jahrmärkte
pflegen zu thun, und je neun oder zehn um ein
Feuer Hausgeseßene ungefährlich die machten ein
Feuer, dabei sie ihre Speise kochten. Wenn man