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Heinrich II. erhielten. Später befand sich dieser
Zehnte im Besitze der Riedesel. 1438 über
gab ihn der Melsunger Burgmann Henne Ried
esel dem Georgshospitale vor Melsungen.
Diese Schenkung erstreckte sich „uff daz land,
daz da heysit die Hobestaid, und uff der Hobe-
staid darmidde und vordhen obir hene uff dem
Langenlanve, daz da heysit die Bette sder Hobe
stadt gegenüber auf der linken Seite der alten
Poststraße), und uff dem laude, daz da liget in
dem loche pobir der mergelkuten". — Bon dem
Röhrenfurtischen Herrenhause und der ganzen
Ortschaft Wendesdorf ist hier keine Rede mehr,
beide werden wohl im August 1387 beim Ein
falle der Mainzer, Thüringer und Brauuschweiger
dem Erdboden gleich gemacht sein. So endete
eine slavische Ansiedlung in der Mitte des hes
sischen Landes. — Die Wendesdorfer Flur gehört
jetzt zum Dorfe Rvhrenfurt.
4. Bertherode.
Ueber dem Wengesberge erhebt sich die Stein
welle (1387 Steinböel — steiniger Hügel), und
von da aus betritt man den Kessel berg
(1265 Kassel). Am Waldesrandc zwischen der
Ellenberger Pforte und beni Melgershäuser Wege
liegt das alte Feld, und die Flur davor, in der
Richtung nach Melsungen zu, heißt aus den
viereckigen Platten. Eine so sonderbare Be
zeichnung für ein Ackerfeld erklärt sich daraus,
daß an diesem Punkte sich ehemals das Herren
haus von Bertherode erhob. Die Melsunger
Grenzbeschreibungen von 1577 und 1589 geben
Bertherode zwischen dem Steinbühl und dem
Rade eine Stelle und schließen es offenbar von
der Melsunger Feldmark aus. —
Der Name Bertherode ist von Berthold ab
zuleiten, wie das niedersächsische Barterode noch
im 14. Jahrhundert Bartolderode heißt.
Bertherode muß frühe zerstört sein, wohl noch
früher als die erste Burg von Schwarzenberg,
vielleicht im hessischen Erbfolgekriege (1247 —1263).
1261 finden wir den Ritter Berthold von
Bertherode und Konrad von Bertherode in der
Gesellschaft Hermann's von Spangenberg, der
kein Lehensmann des hessischen Landgrafen war.
Der Zehnte von Bertherode war 1438 im
Besitze des Melsunger Bnrgmanns Henne Riedesel.
Er schenkte ihn dem Georgshospitale.
Der Name des Ortes verschwindet im dreißig
jährigen Kriege; der biedere Melsunger Bürger,
der jetzt auf den viereckigen Platten seinen Acker
pflügt, ahnt nicht, daß dort vor Alters Ritter
ansässig waren, die den Boden erst dem unwirth-
lichen Walde abgerungen haben. — Ob Stune-
hinrode, das 1387 als Melsunger Flurgrenze
auf dem Kesselberge vorkommt, in irgend welchen
Beziehungen zu Bertherode stand, oder mit dem
„Gerodd" des Saalbuches von 1575 am Melgers
häuser Wege vor dem Rade zu suchen ist,
läßt sich nicht entscheiden.
Noch ein Paar Worte über eine fünfte Wüstung,
S ch w e r z e l f u r t. Man weiß genau, daß es
seine Stätte zwischen der Fahre und dem Wildes
berge hatte. Landau hat diesen Ort in seinem
Büchlein vom Hessengaue ausführlich besprochen.
Dem ist nur hinzuzufügen, daß Schwerzelburg erst
1578 dem Rentamte Melsungen unterstellt
wurde; vorher gehörte es zum Kloster Meidau
bei Morschen. Die Pfiefwiescn, die schon 1435
vom Kloster Heidau an Melsunger Bürger ver
pachtet wurden, hingen mit Schwerzelfurt zusam
men. Der Ort ist uralt und früher nachzuweisen
als Melsungen selbst.
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HMsche Kirchenverfafsung im Zeitalter der Reformation.
f as Kircheirrecht wird vielfach wie ein ab
sterbendes Gebiet behandelt, bei Theologen
ebensowenig, wie bei Juristen gewürdigt und
geprüft, und der akademische Grad des Dr. juris
utriusque könnte in der Gegenwart eher vom
Zivil- und Strafrecht, als vom Zivil- und
kanonischen Rechte seinen Namen haben. Daher
pflegt denn auch jede leichte, wenn nicht gerade
ganz gewöhnliche kirchenrechtliche Frage sowohl
bei Geistlichen wie bei Kirchenregimentsbeamten
Staunen und Erregung zu begegnen, weiterer
Kreise zu geschweigen. Nicht minder ist das
Lehnrecht, die Grundlage des Pfründenrechts, seit
Aufhebung der Lehnsverbände zum Nachtheile des
Kirchenvermögens vernachlässigt worden. Die
Kirchenverfassungen und Kirchengesetze der Neuzeit
verfolgen meistens einseitig Finanz- und Be
steuerungszwecke, berücksichtigen aber den übrige,t
erhabenen Bau des kanonischen Rechtes sehr wenig
und sind daher der Beschäftigung mit dem Kirchen-