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mehr den eitelen Wind einiger Schmähung und
Verachtung ob fidem catholicam, nachdem Ew.
fürstl. Durchlaucht mit Dero klaren Schein (cum
nihil clariore homine praefulgeat, quam reeta
fides in principe) im geliebten Vaterlande
voranstehen. Von dergleichen bei Ew. fürstl.
Durchlaucht coram underthenigst zu gedenken und
Dero gehorsambst ufzuwarten, habe ich etliche
Jahr Gelegenheit gesucht, war auch im Majo
nächst vorigen Jahres nach abgelegter meiner
Rechnung zu Maintz in procinctu forters bei
Ew. fürstl. Durchlaucht Residentz mich under
thenigst anzumelden, aber dieselben waren ver-
reyset". Gudenus hegte jetzt, wenn auch nicht
für sich, so doch für seine Söhne, die Hoffnung
einer Rückkehr und Anstellung durch Landgraf
Ernst in der alten Heimath. „Mit meines jüngsten
Sohnes Moritzen's, welcher itzo zu Ingolstadt
juris prudenliae studirt, seiner thesium under-
thenigsten dedication", schreibt er weiter an
Ernst, „ist zu nichts anders gezielet, als bei Ew.
fürstl. Durchlaucht dardurch in etwas zu in-
notesciren. Könnte er oder sein älterer Bruder
Christoph, welcher praxin zu sehen in Speyer
sich aufhält, solche qualification erreichen, daß
s war ein altes Universitätsstädtchen, in das
eben der Frühling einzog. Zwar blies der
Wind noch rauh aus Norden, und an jedem
Morgen breitete der Reif ein silberschimmerndes
Tuch über die Wiesen und Berggelände, aber
die Sonne schien hell und warm und verkündigte
strahlend, daß nun alle Wintersnoth ein Ende
haben sollte. Im Thale spiegelten sich moderne
Wohnhäuser und reizende Villen in dem klaren
Gewässer eines schnell dahin eilenden Flusses.
Oben auf dem Berge aber thronte eine alte
Burg mit gewaltigen Steinmauern, an denen
die Gothik nur bescheiden gemeißelt und gehämmert
hatte. Trotzig sah das stolze Bauwerk auf die
kleinen Behausungen seiner nächsten Umgebung,
die wie Schwalbennester an den steilen Burgberg
angeklebt waren, hernieder.
Auf einem Absätze des mächtigen Bergkegels,
gleich unter dem alten Schlosse, war früher der
Frühling immer zuerst eingezogen und hatte in
wohlgepflegten Gärten tausende von Frühjahrs
ihrer einer zu Ew. fürstlichen Durchlaucht under-
thenigsten Diensten hiernechst tauglich und etwa
nach meinem Tod underthenigst suppliciren
würde, so verhoffe demüthigst und bitte under
thenigst, Ew. fürstliche Durchlaucht wollen Dero
angestamte fürstliche clementz nit versagen denen,
welche zur fidelitat Ew. fürstlichen Durchlaucht
und zu Dero underthenigsten getreuen Diensten
sich durch eine Erbschuldigkeit gewidmet und ver
pflichtet wissen. Schließlich ruffe an den all
mächtigen Gott, der wolle Ew. fürstliche Durchlaucht
sampt Dero hochfürstlichen Gemahlin und junge
Herrschaft bei guter vermuglicher Leibesgesundheit
und friedlicher Regierung, auch allen selbst er
wünschten fürstlichen hohen Wohlstand gnedigst
erhalten und endlich zur unendlichen glorie aller
Seligen im Himmelreich einführen. Mit welchen
innigen Wünschen meines Herzens zu Ew. fürst
lichen , Durchlaucht beharrender fürstlicher Ge-
wogniß mich und die Meinigen demüthigsten
Fleißes underthenigst recommendire Ew. fürst
lichen Durchlaucht uuderthenigster und in Pflicht
schuldiger treu gehorsambster Diener Mauritius
Gudenus. Dreffurth, am 16. Februar 1660."
(Schluß folgt.)
blumen hervorgelockt. Beschützt gegen rauhe
Winde von dem jäh aufsteigenden Felsen hatten
hier Sträucher und Bäume ein sonniges Dasein
geführt. Sie hatten durch buntfarbige Blüthen-
pracht und das erste zarte Grün das Auge der
Menschen entzückt und manchem armen Herzen
in der trostlosen Wüste des Lebens ein süßes
Eden vor die trüben Augen gezaubert. Nun
war alle Herrlichkeit verweht, und nur ein alter,
breitästiger Apfelbaum stand noch allein aus
einem kleinen grünen Rasenfleck.
Ueber die Menschen war fieberhafte Bauthätig
keit gekommen. Wo nur ein freies Plätzchen
Erde sich zeigte, wuchsen, wie mit Zaubermacht,
große Gebäude hervor, kasernenartig und mit
langen Reihen von Fenstern übereinander.
Immer näher waren die Häuser gerückt, hatten
alle Gärten zerstört, und unter ihren Steinmassen
waren nun die zarten Crocus, Veilchen und
Maiblümchen begraben. Immer enger drängten
! sie sich um den Apfelbaum, raubten ihm Luft
Was der Apfelbaum erlebt bat.
Von Emilie Scheel.