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Handwerksburschen lieb. Unter dieser Ueber-
schrift veröffentlicht die letzte Nummer der „Erwin ia"
in Straßburg folgendes Lied:
In Lust. Lust leben wir.
In Lust, Lust schweben wir.
Und wer in Lust-Lust schwebt,
Der is mi Bruder.
Ich geh in's Müller's,
Und du in's Becke,
Ich krieg e Häufele Mehl
ttnd du e Wecke.
In Lust. Lust rc.
Ich nehm de Speck
Und du die Anke;
I sah: Vergelt der's Gott,
Und du mußt danke.
In Lust, Lust rc.
Ich häng de Schnappsack an
Und du de Stecke,
I streif de Dörfer aus
Und du de Flecke.
In Lust, Lust rc.
Hat mich mei Meister net lieb.
So läßt er's bleibe,
Wer weiß, ob mir's gefällt.
Bei ihm zu bleibe.
In Lust, Lust rc.
Hab ich noch Geld, Geld, Geld
In meiner Tasche,
So hab ich Gluckgluckgluck
In meiner Flasche.
In Lust, Lust leben wir,
In Lust, Lust schweben wir,
Und wer in Lust-Lust schwebt,
Der is mi Bruder.
Von diesem Liede wird ausgesagt, daß es ans
der Gegend von Hagenau sei. Ich entsinne mich
jedoch, in meiner Jugend die beiden letzten Strophen
in dem hier gegebenen Zusammhange in Kassel
gehört, ja sogar selbst, unter anderen Jungen, mit
gesungen zu haben. Auffallend ist in der vierten
Strophe das Wort „Anke" für Hinterkops, Nacken,
das in ganz Hessen ein gebräuchlicher Ausdruck ist,
sowie in der zweiten Strophe das Wort „Wecke",
das ebenfalls (s. Vilmar's „Idiotikon") nach
Hessen führt. Wer weiß über dieses Lied, als
denl hessischen Volksmunde nicht fremd, Auskunft
zu geben? Gart Sreser.
Aus Aelmath und Fremde.
Den Freunden des „Hessenland" können wir
heute mittheilen, daß die für den Grabstein
Ferdinand Zwenger's eingegangenen Gelder, über
die seiner Zeit quittirt ist, dem Vorsitzenden des
in Fulda zusammengetretenen Ortsausschusses Privat
mann Nehrkorn behändigt sind, und daß die Her
stellung eines einfachen, aber würdigen Denkmals
der bestens bekannten Firma Gramer in Fulda
übertragen worden ist, die mit der Ausführung
der Arbeit bereits begonnen hat.
Unser hessischer Landsmann Oberbaurath Schäfer,
Professor au der technischen Hochschule zu Karls
ruhe, der rühmlichst bekannte Gothiker, hat für
den beabsichtigten Ausbau des im Jahre 1688
von den Franzosen so schmählich zerstörten Heidel
berger Schlosses Pläne entworfen, die an maß
gebender Stelle vollen Beisall gefunden haben und
alsbald zur Ausführung gelangen sollen.
Der eingestürzte G l o ck e n t h u r m von
Hersseld. — Wenn noch in Nummer 10 vom
laufenden Jahrgange dieser Zeitschrift geschrieben
wurde: ob der am 26. Mürz d. I. theilweise
eingestürzte Glockenthurm, das älteste Bauwerk der
Stadt Hersfeld, zu erhalten sein wird, ist noch un
entschieden, die Meinungen Sachverständiger darüber
sind getheilt, — so sind wir jetzt zu unserer Freude
in der Lage, unsern Lesern aus zuverlässigster Quelle
mittheilen zu können, daß die Erhaltung des alt
ehrwürdigen Bauwerkes gesichert ist und die Ar
beiten zur Wiederherstellung des eingestürzten Theiles
unverzüglich in Angriff genommen werden sollen.
Diese Nachricht wird nicht nur der Bürgerschaft
der alten Stadt Hersseld, sondern allen Freunden
geschichtlicher Alterthümer hoch willkommen sein.
Universitätsnachrichten. Am 22. September
verschied zu Göttingen, 73 Jahre alt, der seitherige
Professor der Rechte an der Universität Zürich
Heinrich Alexander Friedrich Fick, ein Bruder
des Würzburger Physiologen Adolf Fick und Sohn
des weiland kurhessischen Oberbauraths Fick zu
Kassel. Fick las vor allein über römisches Recht,
Handels- und Wechselrecht, doch liegt seine wissen
schaftliche Bedeutung besonders in der Förderung
der schweizerischen Handels- und Wechselgesetzgebung
und in seinen geistreichen Arbeiten über das
schweizerische Obligationenrecht, für dessen Zustande
kommen er auch kräftig gewirkt hat. Die
literarische Produktion des Verstorbenen war
überhaupt eine großartige, kaum zu übersehende;
alle bedeutenderen juristischen und national
ökonomischen Blätter zählten ihn bis in die letzte
Zeit zu ihren fleißigsten Mitarbeitern. In Nr. 15
dieses Jahrgangs konnten wir noch über die ihm
kürzlich bei Gelegenheit der Niederlegung seiner
Professur aus Gesundheitsrücksichten zu theil ge
wordenen Ehrungen berichten.
Am 24. August ist in Wien unser Landsmann
Gustav Sennhvlz, städtischer Garteninspektor
daselbst, nach kurzem Leiden verstorben, das er sich
auf einer Forschungsreise nach den Adrialändern
, zugezogen hatte. Sennholz war ein sehr kenntniß-
I reicher Botaniker und ein sehr tüchtiger Landschasts-