199
Altes Haupt ergraut in Moosen,
Junges Haupt umlockt der Mai.
In dem Frühling pflückt man Rosen
Und man tanzt nach der Schalmei.
Steckt ein Pfeil in tiefem Herzen,
Brennt's von bittersüßen Schmerzen,
O, wie selig macht das Bild,
Welches lächelt zaubermild!
Allen unsern schönen Damen
Klinge laut jetzt Lob und Preis,
Die mit neuer Fahne kamen,
Schönster auf dem Erdenkreis.
Laßt uns schlingen um die Kränze,
Lasset folgen frohe Tänze!
Der Teutonia geweiht
Bist du, Tag der Herrlichkeit!
O. LI). Z>.
Universitätsnachrichte n. Professor Dr. jur.
Friedrich Oetker zu Rostock wird zum 1. Ok
tober einem Ruse an die Universität Würzburg
als ordentlicher Professor für Strafrecht und
Strafprozeß Folge leisten. — Der außerordentliche
Professor an der Universität Marburg Dr. Gerhard
Alexander Leist ist als ordentlicher Professor
des römischen Rechts nach Gießen berufen und
hat diese Berufung angenommen. — Ferner wird
der ordentliche Professor in der juristischen Fakultät
zu Marburg Dr. Karl Bergbohm von dort
scheiderl, um die Professur für öffentliches Recht
ail der Universität Bvnil zu übernehmen.
Am 30. Juni waren 25 Jahre verflossen, seit
dem der Besitzer lind Verleger der „Oberhessischen
Zeitung" Johann August Koch in Marburg
als solcher gewirkt hat. Der rastlosen Pflichttreue
des Jubilars ist es zu verdanken, daß sein Blatt
sich von kleinen Anfängen zu achtunggebietendem
Ansehen emporgearbeitet hat.
Todesfälle. Am 6. Juli verschied Rechts
anwalt Justizrath Wilhelm Thon zu Kassel,
wo er seit 1879 seinen Wohnsitz hatte. Vordem
hatte er in Nentershausen bezw. seiner Vaterstadt
Sontra seinem Berufe gelebt. Der Verstorbene,
geboren am 6. Mai 1830, stammte aus althessischer
Familie nnb stand in gutem Ansehen. — Am
4. Juni verstarb in Chicago, wo er sich all
gemeiner Achtung erfreute, nach einem unermüdlich
thätigen Leben Ingenieur Hermann Kröschell,
geboren 1818 in Sooden an der Werra, ein
Neffe Adolf Herrsch el's, des Begründers der
weltbekannten Maschinenfabrik in Kassel, nach den
„Newyorker hessischen Blättern" einer jener Bürger,
welche durch ihre Thatkraft und Bildung die
Weltstadt Chicago zu dem gemacht haben, was
sie heute ist.
Hessische Bücherschau.
Helius Eobanus Hessus Rex poetarum.
Gedichtet von Carl Preser. Für vier
stimmigen Männerchor mit Klavierbegleitung
komponirt und der Marburger Studentenschaft
gewidmet von Franz Melde, opus 11.
Marburg (Oskar Ehrhardt) 1895.
E o b a n u s Hessus (mit dem Dichternamen
Helius), unser hessischer Landsmann, das Haupt
des Erfurter Humanismus, ein Zeitgenosse und
Freund Ulrich's von Hutten, Professor der schönen
Künste in Erfurt und hernach der Geschichte und
Dichtkunst in Marburg, wo er 1540 starb, hat,
wie noch kürzlich in Nr. 11 dieser Zeitschrift er
wähnt wurde, in dem im vorigen Jahre verstorbenen
Professor Dr. Karl Krause aus Sontra einen
trefflichen Biographen gesunden. Nun ist dem
Eobanus, der nicht nur als Gelehrter und Dichter,
sondern auch als feucht-fröhlicher Liebhaber des
edlen Rebensaftes einen Namen hatte, auch das
Glück zu Theil geworden, von Carl Preser
in einem schwungvollen Gedicht besungen zu werden.
Kein Geringerer als Geheimrath Franz Melde)
der Komponist des beliebten „Hasso-Borussen-
Marsches", hat die frische, stimmungsvolle Dichtung
für vierstimmigen Männerchor mit Klavierbegleitung
in Musik gesetzt und der Marburger Studenten
schaft gewidmet. Wir haben Gelegenheit gehabt,
das Lied zu hören und können ohne weiteres
sagen, daß die Komposition als eine durchaus
gelungene und dem Geiste der Dichtung ent
sprechende zu bezeichnen ist. Die Oskar Ehrhardtffche
Universitütsbuchhandlung hat dann das oprm 11
des Geheimraths Melde von der Hand eines be
kannten Malers mit einem wohlgelungenen Titelblatt
versehen lassen und so würdig ausgestattet.
Marburg, seine Hauptgebäude, Institute und
Sehenswürdigkeiten nebst einem Führer in
Marburgs Umgebung. Mit dem Plan der
Stadt und 34 Abbildungen. Herausgegeben
von A. Koch. Dritte verbesserte und ver
mehrte Auslage. Marburg (N. G. Elwert)
1895. IX und 164 Seiten. 8. Preis 1 Mark.
In dem vorliegenden Buche bietet sich uns ein
alter Bekannter in wesentlich verjüngter Gestalt
dar, dessen Ziel, zu den Naturschönheiten, den
Kunstschätzen und den Heimstätten der Wissenschaft
unseres lieben Marburg als zuverlässiger Führer
zu dienen, gewiß voll erreicht werden wird. Wir
wollen es uns nicht nehmen lassen, das in jeder
Beziehung trefflich ausgestattete und sorgfältig
gehaltene Merkchen der Aufmerksamkeit unserer