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zweite Kolonne, aus Engländern und Hanno
veranern bestehend, den drei Bataillonen Ahlefeld,
Bode und Wangenheim, sollte über Oberlistingen
nach Sieberhausen marschiren und zu derselben
Zeit den Schreckenberg erreichen. Dann aber
sollten beide Kolonnen gemeinsam zwischen Fürsten
walde und Ehrsten vordringen. Beide Kolonnen
trafen auch rechtzeitig ein.
Dagegen brach, der Disposition gemäß, die
Hauptarmee am 24. Juni, Morgens 3 Uhr,
aus ihrem Lager bei Körbecke auf und mar-
schirte in sieben Kolonnen auf Pontonbrücken
bei Liebenau, Lamerden, Eberschütz und Sielen
über die Diemel. Die erste, zweite, dritte, vierte
und fünfte Kolonne erreichten, vom Wetter und
günstigen Wegen begünstigt, bereits nach zwei
stündigem Marsche den Fuß des Langenbergs bei
Kelse, gegenüber der feindlichen Front. Die
fünfte Kolonne ist für uns wieder von Interesse;
sie bestand aus der hessischen Infanterie mit dem
Regimenté Mansbach an der Spitze. Prinz
Anhalt befehligte diese Kolonne; ihr folgten zwei
Eskadrons Einsiedel, zwei Eskadrons Erbprinz,
vier Eskadrons Prinz Friedrich-Dragoner, sowie
acht Eskadrons hannoverscher Dragoner (Estorf,
Braun, Beltheim).
Es war dann weiter bestimmt worden: Sobald
die englischen, braunschweigischen und hessischen
Regimenter die Höhen von Kelse diesseits der
Teiche erreicht haben, marschiren sie dergestalt
auf, daß der rechte Flügel gegen Niedermeiser,
der linke gegen die Esse in der Richtung aus
Karlsdorf zu stehen kommt. Die Kelser Teiche
bleiben vor der Front, ebenso das Dorf Kelse und
der Langenberg. Die Kavallerie der hessischen
Kolonne marschirt an dem linken Flügel der
hessischen Infanterie auf.
Der General von Spürten, der die sechste und
siebente Kolonne führt und vor Hümme geht, läßt
Beberbeck links, Hombressen rechts liegen und
muß seinen Marsch so einrichten, daß er um
7 Uhr Morgens auf der Höhe zwischen Uden
born und Hombressen steht. Aus dieser Höhe
marschirt er auf, mit der Front gegen Greben
stein, anschließend an den General Luckner. Der
Major Specht dagegen mit leichten Truppen
erhielt den Befehl, von Sababurg nach Holzhausen
und mit seiner Kavallerie nach Hohenkirchen zu
marschiren. Oberstlieutenant von Riedesel mit
den braunschweigischen Husaren erhielt den Befehl,
die Verbindung zwischen der fünften, der hessischen,
und der Kolonne des Generals von Spörken zu
unterhalten. Die Bagage der Armee blieb bei
den Wartthoren der Bogenbrücke zurück.
So war es beschlossen, so sollte es auch aus
geführt werden.
Es war zwischen 7 und 8 Uhr Morgens, als
General von Spörken mit seinen beiden Kolonnen
aus dem Reinhardswalde heraustrat, um seinen
Aufmarsch in der Richtung gegen Grebenstein zu
bewerkstelligen. Spörken fand aus der Höhe zwei
französische Vedetten, die sich sofort bei seinem
Herannahen zurückzogen. Bei Karlsdorf stand
nun völlig isolirt das französische Corps des
Generals Castries. Statt sich nun gegen diese
so isolirt vorgeschobene französische Kolonne zu
wenden, der er bereits völlig im Rücken stand,
und dieselbe abzuschneiden, wandte sich General
Spörken südlich gegen die Hauptarmee.
Man nimmt im Allgemeinen an, daß ein
kleines Wäldchen, die sog. lichte Höhe, ihm die
Aussicht auf das Lager von Castries verdeckte,
daß dagegen die Aussicht auf die französischen
Hauptarmee offen vor ihm lag. Der Fehler war
aber um so bedenklicher, als Oberstlieutenant
von Riedesel mit seinen braunschweigischen Husaren
bereits ebenfalls in der linken Flanke des Castries'-
schen Corps stand, bereit in dasselbe einzuhauen,
sobald Spörken angegriffen haben würde.
Der zweite Fehler des hannoverschen Generals
von Spörken bestand aber darin, daß er in
unkluger Bravour seinen Angriff begonnen hatte,
ohne die Ankunft des Generals Luckner abzu
warten, der sich auf dem Marsche durch den
Reinhardswald nach Mariendorf befand.
Allen diesem Ungeschick aber setzte er noch die
Krone auf, indem er noch einen britten Fehler
beging und die endlich aus dem Walde hervor
brechenden Luckner'schen Schaaren für Feinde hielt
und gegen dieselben eine lebhafte Kanonade er
öffnete. Entschuldigt kann dieser Fehler werden
mit der allerdings ziemlich gleichartigen Uni-
formirung der damaligen Soldaten aller Heere,
und es muß noch als großes Glück bezeichnet
werden, daß der hannoversche Oberstlieutenant
von Linsingen den Irrthum rechtzeitig erkannte
und mit eigener Lebensgefahr dessen Fortsetzung
vorbeugte.
(Fortsetzung folgt.)