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zu liegen. Durch die genaue Kenntniß der
Uniformen wird uns wenigstens die Beschreibung
einer Gefechtsszene ungleich lebendiger; die
Figuren werden ungleich plastischer, die An
schauung hat eine feste Stütze gewonnen; ich sehe
ein ganzes Regiment vom Obersten bis zum
Tambour, die Brigade ungleich deutlicher vor
mir; ein bis dahin schwarzer Bilderbogen erhält
auf einmal bunte Farben, — die Kenntniß der
Uniformen ist mir danach nicht so nebensächlich,
als gemeiniglich angenommen wird, und so werde
ich denn Ihnen auch die Uniformen der zumeist
betheiligten Regimenter vielleicht malgre votre
coeur beschreiben, um eben meiner Schilderung
der Schlacht mehr Leben und stärkere Färbung
zu geben.
Von den drei hessischen Reiterregimentern, die
sich in der Schlacht so auszeichneten, trug das
Regiment Einsiedel statt der weißen Röcke zum ersten
Male paille Collets mit Beibehaltung seiner grünen
Kragen und Klappen: erst im folgenden Jahre
wurde das Grün in Schwarz verwandelt. Das
Regiment Erbprinz trug dagegen weiße Röcke
mit dunkelblauem Kragen und Ausschlägen, während
das Prinz Friedrich-Dragonerregiment, das sog.
gelbe Dragonerregiment, Hellblau mit gelben
Kragen und Aufschlägen trug.
Dem Luckner'schen Corps war zugetheilt das
hessische Husarenregiment, das, vier Eskadrons
stark, unter Oberstlieutenant von Gräsendvrf stand.
Hellblaue Pelze, weiße Dvlmans, goldbesetzt, und
hohe Pelzmützen mit weißem Kalpak gaben den
hessischen Husaren ein recht stattliches Aussehen.
Ungeachtet einer glänzenden Attaque waren die
Verluste der hessischen Reiter sehr gering. Prinz
Friedrich-Dragoner hatten 3 Todte, 4 Verwundete,
12 vermißte Gemeine, Erbprinz 3 Verwundete und
6 Vermißte, Einsiedel 1 Todten, 3 Verwundete
und 1 Vermißten, sowie insgesammt einen Ver
lust von 43 Pferden.
Mitthütig in der Schlacht, aber ohne irgend
welchen Verlust zu erleiden, waren unter dem
Prinzen von Anhalt und dem Generalmajor
von Bischhausen und zwar im ersten Treffen
zwei Bataillone Mansbach, ein Bataillon 3. Garde
und ein Bataillon 2. Garde. Im zweiten Treffen
standen unter den Generälen von Gilsa, von
Wilke und von der Malsburg je zwei Bataillone
Malsburg, Gilsa, Bischhansen, Prinz Anhalt und
Wutginan. Der Reserve gehörten noch an unter
Major von Wintzingerode hessische Jäger zu
Pferd und zu Fuß und von den bekannten
Chasseurs aller vier Nationen noch hessische Jäger
unter Major Rall.
Was die Uniform der hessischen Infanterie
angeht, so war dieselbe durchweg blau; gelbe
Westen trugen nur die beiden Bataillone Garde,
während die Westen der andern Regimenter weiß
waren, Regiment Mansbach trug poneeaurothe
Ausschläge und Kragen, Malsbnrg solche in gelb,
Gilsa solche in schwarz, Bischhausen paiUe-sarben,
Wutginan und Anhalt hatten ebenfalls poncean-
roth. Die Kopfbedeckung waren durchweg Hüte,
da erst 1765 Grenadiermützen für die Grenadiere
und Füsiliermützen für die Füsiliere eingeführt
wurden. Die Jäger trugen schwarze Hüte, grüne
Westen und Röcke und poneeaurothe Aufschläge
und Kragen.
Jedes Regiment zählte zehn Kompagnien, ein
schließlich der Grenadierkompagnien, die indessen
schon früher zu selbstständigen Bataillonen sormirt
und häufig detachirt wurden. Das Regiment
war ungefähr 800 Mann stark und hatte zwei
Fahnen. Jedes Reiterregiment hatte zwei Eska
drons, die aus drei Kompagnien bestanden, und
war ungefähr 300 Mann stark.
Die Bewaffnung der Reiter bestand in Pallasch,
Pistole und Karabiner. Das Mittelglied zwischen
Infanterie und Kavallerie, eine Waffe für sich,
waren die Dragoner?) Was die Artillerie an
geht, so hatte jedes Regiment zwei dreipfündige
Geschütze, sog. Regimentskanonen, im Gegensatz zu
den Positionsgeschützen, welche die verschiedenste
Verwendung fanden, indessen hessischerseits keile
einziges Mal in Aktion kamen. Im Ganzen waren
es 21 000 Hessen, die unter dem Befehle des
Herzogs Ferdinand im Beginn des Jahres 1762
standen.
Ihnen wie ihren Mitstreitern standen gewaltige
Heeresmassen entgegen, Frankreich hatte nämlich
im Anfange des Jahres 1762 beschlossen, mit
zwei gewaltigen Armeen in Deutschland auf
zutreten und zwar mit einer Hanptarmee von
80,000 Maien in Hessen und einer von 30,000
Mann am Niederrhein, letztere unter dem Befehle
des Prinzen von Conde. Zum Führer der großen
Armee war aus den Vorschlag der allmächtigen
Pompadour der Prinz von Soubise gesetzt worden.
Um indessen nicht allzu großen Schaden durch
diesen bei den Franzosen selbst als unfähig gel
tenden Feldherrn anrichten zu lassen, hatte man
den Marschall von Estree wieder herbeigezogen,
um gemeinsam mit Soubise den Oberbefehl zu
*) Daß dem so war, zeigt das bekannte Volkslied,
in dem es heißt:
Es zogen drei Regimenter wohl über den Rhein,
Ein Regiment zu Pferde, ein Regiment zu Fuß,
Und auch ein Regiment Dragoner.