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den Verkehr, theils für die Beschaffung des Brenn-
Materials günstiger gelegenen ähnlichen Etablisse
ments zu kämpfen hatte; als solche giebt van
Alphen in einer Beschwerde besonders „die
Flörschheimer Fabrik im Chur Maintzi
schen, die Hessen-Darmstättische, die
Holländische, die Franckfurther, Offenbacher
und in Francken die Marckbreiter und
Onolzbacher, dann die Sä ch fische, Hessen -
Casselsche, Hannoverische nndElsasser
Fabriquen" an.")
Hieronymus van Alphen hatte nach dem
Tode seines Vaters sich sogleich vorgenommen,
„die subrigue starck zu ponssiren"; er ließ zu
dem Ende in Bischofsheim mit großen Kosten
eine Menge Erde ausgraben, sodaß 1770 noch
ein Vorrath für 30 Jahre vorhanden war und
verlegte die Schlemmerei von dort nach Hanau;
er sparte weder Kosten noch Fleiß, wobei er
„sehr vieles Geld, ja gantze Capitalien auf
wandte, „um neue Wiffenschafften zu kauffen
und durch Proben auszufinden, dadurch die
Fabrique in solchen Stand zu setzen, als wohl
wenig Fobriquen sich leicht finden dörffen."
Aber, obschon er von seiner Waare behaupten
konnte, „daß man der besten Fayenee Trotz
biethen kann", so mußte er doch schließlich sagen 43 44 ):
43 ) Ueber die hier genannten Fabriken könnte bei den
bekannten nur schon Bekanntes, bei den anderen Nichts
mitgetheilt werden, es sei daher zur Erläuterung nur
bemerkt, daß mit der Hessen-Darmstädtischen Kelsterbach
a. M. gemeint ist und unter den Sächsischen wohl Coburg
und Erfurt, unter den Hannöverischen Münden
und Wrisbergholtzen, unter den Elsässer Straß -
burg und Niederweiler zu verstehen sind.
Ebenso wie die van Alphen'sche Fabrik für die
Gralschaft Hanau privilegirt war, genossen auch die
sonstigen Manufakturen durch Einfuhrverbote fremder Er
zeugnisse Schutz in den Territorien, zu denen sie gehörten;
sie waren aber zugleich alle bestrebt auf dem Wege der
Schmuggelei außerhalb derselben Absatz zu gewinnen und
unterließen es daher häufig aus diesem Grunde auf der
Waare Fabrikzeichen anzubringen; ein Umstand, welcher
auch jetzt noch das Auseinanderhalten der Fabrikate oft
erschwert.
Auch in allernächster Nähe von Hanau versuchte
man Konkurrenzfabriken zu schaffen; so im Jabre 1752
zu Hochstadt, einem etwa 1 Stunde entfernten im
hanauischen Gebiete gelegenen Dorfe und, als dies nicht
gestattet wurde in dem etwas entfernteren, unter Grfl.
Jsenburgischer Hoheit stehenden Rückin g en. An ersterem
Orte war es ein gewisser Joh. Jacob Stein, der sich
anheischig machte, ein „Bourcelain zu fabriziren, welches
nicht alleine dem Hanauer gleiche, sondern noch weit
feiner alß daselbige sei", jedoch keine Konzession zu der
Anlage einer Fabrik erhielt. In Rückingen möchte jedoch
die von dem daselbst begüterten Hessen-DarmstÜdtischen
Geheimen Kriegsrath von K a m e tz k y- E st i b o r und
zwei Frankfurter Kaufleuten unterstützte Gründung, wenn
auch ohne dauernden Bestand, wirklich erfolgt sein. Es
finden sich mit R bezeichnete und den Hanauer Fabrikaten
sehr ähnliche Fayencen, welche dort entstanden sein könnten.
44 ) In einer Eingabe vom 11. April 1770.
„daß ohnerachtet aller meiner Mühe und sorgfalt
ich würcklich schon in zwei Jahren hier nicht
soviel als sonsten nur in einem habe debitiren
können, und dabei kann eine Manufactur, wie
die meinige, die vor anderen ein großes Capital
allein in räumliche Gebäude erfordert, die viele
Arbeiter erhalten, ihre Künstler auswärtig her
durch accorden kommen laßen, sie starck be
zahlen , und ihnen wenigstens ihre bestimmte
Zeit aushalten muß, ohnmöglich bestehen." Die
Fabrik ging zurück und zählte gegen Ende der
sechziger Jahre statt der früheren 40 Arbeiter
deren nur noch 18; nur durch das Verbot aller
auswärtigen Fayence in der Grafschaft glaubt
van Alphen die Fabrik halten zu können. Er
motivirt beim Landgrafen die Sache und schreibt
weiter: „In dieser äußersten Verlegenheit habe
ich hülffe nöthig, an meinem wenigen Orte habe
ich gethan, was man mit recht von mir erfordern
kann, ich habe die kunst der Fayence, die an
der schönheit und dauer, womit frembde Fabriquen
in neuern Zeiten die meinige übertroffen, durch
anwendung alschon beträchtlichen Capitals er
forschet, wie beygehende proba zeiget, und frembde
Arbeiter mit schweren Kosten neuerdings herbey-
zuziehen gesucht. Dieses ist aber nicht genug,
und es kann diese tabrique niemand, als Ewer
Hochsürstl. Durchlaucht vom verderben retten"
durch Gewährung des Monopols, wie van
Alphen im Weiteren ausführt. Ob indessen eine
solche Maßregel den gewünschten Erfolg gehabt
hätte, muß dahin gestellt bleiben; die Zeit der
i Fayence, des früheren „Forcellains", eilte ihrem
Ende entgegen: durch Konkurrenz und Ueber-
produktion wurden die Preise gedrückt, aber es
war trotzdem kein Absatz zu finden, da die
Bemittelten schon längst das echte oder feine
Porzellan, welches, seit Böttger's Masse, kein
Geheimniß mehr war, nun an vielen Orten her
gestellt wurde, vorzogen, und in neuerer Zeit
auch beim eigentlichen Volke das verhältnißmäßig
billige sogen. Steingut in Mode zu kommen
begann. 45 )
Trotz dieser Ungunst der Verhältnisse gaben
nach dem Tode des Hieronymus van
4 5) Als bald vor seinem Ende v. Alphen die Ein
führung eines Zolles von 10 Prozent auf ausländische
Fayence und namentlich das Englische Steingut beantragt
hatte, wurde am 23. Sept. 1774 auch dieses mit folgender
Begründung abgelehnt: ,Allprmaßen aber dieses ander
weite Gesuch gleich den verschiedenen vorigen auf' ein den
freyen Handel und Wandel stöhrendes Monopolium ab
zahlet, da inmittelst die Waaren in der hiesigen
Fabrique von schlechterer Glasur als ehemal
verfertiget und doch theuer verkaufst werden
wollen: So ist die Regierung des untertänigst ohn-
maßgebenden erachtens. daß dem Suplicanden auch darin
nicht zu äekeriren stehe."