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gleich dem Rufe an die Universität Leipzig, ab
gelehnt. Demselben ist der Charakter als Geheimer
Regierungsrath verliehen worden. — Der Privatdozent
und praktische Arzt Di*. SB. von Starck in Kiel,
Leibarzt des Prinzen Waldemar von Preußen, ist zum
außerordentlichen Professor befördert und zum Direktor
der medizinischen Poliklinik ernannt worden. Professor
Dr. W. von Starck, Sohn des in Marburg lebenden
vorhinnigen kurhesstschen Obcrgerichtsra'hes F. von
Starck, ist zu Horovic in Böhmen geboren und steht
gegenwärtig in seinem 33. Lebensjahre. Sein Sonder
gebiet ist die Kinderheilkunde, die ihm werthvolle
Schriften und Abhandlungen verdankt.
Todesfälle. Wir haben heute eine außer
ordentlich große Anzahl von Todesfällen zu ver
zeichnen, und müssen wir es uns leider, wegen
Mangels an Raum, versagen, nähere Angaben über
den Lebensgang der Dahingeschiedenen zu machen,
hoffen aber, dies, so weit cs uns möglich ist, bei
anderer Gelegenheit nachholen zu können. Cs starben
zu Kassel: am 14. Januar der Forstmeister und
Regierungsrath a. D. Louis Weber im 7 5. Lebens
jahre; der Kreisgerichlsdirektor a. D. Otto Gleim
im 81. Lebensjahre; am 17. Januar der Rechts
anwalt Georg Arnold, früher Staatsanwalt in
Fulda, im Alter von 70 Jahren; am 20. Januar
der praktische Arzt Dr. Wilhelm Wehr im
81. Lebensjahre; am 25. Januar der Piauoforte-
Fabrikant Karl Scheel im 79. Lebensjahre; am
27. Januar der Oberst z. D. Wilhelm von Rüm
mers im 65. Lebensjahre; am 19. Januar staeb
zu Pfullingen im 28. Lebensjahre der Jrren-
heilanstaltsarzt Dr. Heinrich Guuckel; am
23. Januar zu Breslau im 65. Lebensjahr der
Oberlandesgerichtsrath Friedrich Hassen pflüg;
am 28. Januar zu Regensburg im 71. Lebens
jahre der Oberforstrath Franz Joseph Ritter
von Post, geboren zu Schmalnau an der Rhön;
am 29. Januar zu Hanau im Alter von 70
Jahren der Fabrikant Wilhelm Una, früher Prä
sident der Hanauer Handelskammer; am 29. Januar
zu Straß bürg im Alter von 50 Jahren der
Professor der englischen Literatur Bernhard len
Brink, von 1865 bis 1872 Professor an der
Universität Marburg; am 31. Januar zu Hanau
im Alter von 80 Jahren der Superintendent
Johannes Wendel; am 3. Februar zu Esch-
wege im 80. Lebensjahre der Geheime Regierungs-
rath, Landrath a. D. Karl Groß; am 9. Februar
zu Bockenheim der Amtsgerichtsrath Eduard
Schwarzenberg im 65. Lebensjahre; am 14.Fe
bruar zu Wolfsanger der Oberförster a. D. Hein
rich Ferdinand Wepler im 70. Lebensjahre.
Hessische Sücherschau.
Der Geheime Regierungsrath Prof. Di*. Ph ilipp
Spitta, welcher bekanntlich als erste musikwissen
schaftliche Größe Deutschlands an der Berliner Uni
versität wirkt, bespricht in der vor Monatsfrist er
schienenen „Vierteljahrsschrift für Musikwissenschaft«
auf Seite 676 und 677 das erste Heft der von
Johann Lew alt er in Niederhessen gesammelten
Volkslieder. Der Gelehrte schreibt: , Im Jahre
1885 gab Otto Böckel ein Buch „Deutsche Volks
lieder in Oberhessen« (Marburg, Elwert) heraus, das
eine fleißige Sammlung von Texten, dazu in einer
ausführlichen Einleitung viel Lehrreiches und manch'
ein beherzigenswerthes Wort enthält. Lewalter sagt
es nicht ausdrücklich, ist aber gewiß durch dieses
Buch zu seiner Arbeit angeregt worden. Böckel
bietet keine Melodien und tritt sehr gelehrt auf;
Lewalter berücksichtigt Text und Musik gleichmäßig
und löst so, wenn auch in anspruchsloserer Form,
seine Aufgabe vollständiger. Der Werth des fleißig
gearbeiteten Büchleins liegt hauptsächlich in zwei
Dingen: es lehrt an seinem Theile, wie der Volks
geist auch am allererbten Gut vermehrend, kürzend,
umbiegend, anpassend, mischend in unausgesetzter
Thätigkeit ist und giebt zugleich eine Statistik dessen,
was zu einer bestimmten Zeit auf einem eng-
umgrenzten Gebiete Deutschlands an Volksliedern
noch lebendig war. Bei dem sicher bevorstehenden
tieferen Niedergänge des deutschen Volksgesanges hat
solch ein statistisches Bild seine geschichtliche Be
deutung. Ich gestehe, der Bestand ist immerhin
größer, als ich erwartet hätte, und scheint mit vor
liegendem Hefte noch nicht einmal erschöpft zu sein.
Der Titel wenigstens stellt eine Fortsetzung in Aus
sicht, die wir dankbar aufnehmen werden.«
Kunst denk Mäler im G r o ß h e r z o g t u m
Hessen. Provinz Starkenburg, Kreis Erbach
von Prof. Dr. Georg Schäfer. Mit einer
Uebersichtskarte, 116 Textillustrationen und 23
Tafeln in Lichtdruck. Darmstadt 1891. Kom
missionsverlag von A. Bergsträßer.
Der vierte (bereits in Nr. 11 v. I. von uns ange
kündigte) Band dieses Monumentalwerkes führt uns
einen Teil unseres Vaterlandes vor, der zum alten
Dekumatenlande gehörte und noch heute vielerlei wert
volle Überreste aus römischer Zeit birgt, militärische
Befestigungsanlagen, der sog. Mümlinglinie angehörig,
bürgerliche Niederlassungen, Denksteine, Statuetten
u. s. w. Der bedeutendste Sakralbau des Kreises
aus der Zeit des Mittelalters ist die Einhard-Basilika
zu Steinbach, die den Übergang zur romanischen
Epoche darstellt. Während letztere Zeit außer dem Turm