srau, die glänzenden Augen der Hörigen, welche
im Eingang der Halle standen, er wußte jetzt,
daß in dem Jüngling eine Seele lebte, welche
Kraft genug besaß, dem Tode furchtlos in's
Auge zu schauen, und fühlte sich besiegt.
Noch einersah finster drein. Das war Heribert,
der zornig gewahrte, mit welcher Innigkeit seiner
Trauten Blicke an dem Jüngling hingen, während
dieser sprach, und zorniger, daß ihr tief ergriffenes
Herz in Thränen sich Luft machte.
Da brach der Sänger das Schweigen, der
bewundernd Wilbod's Lied gelauscht hatte, und
sagte freundlich ernst:
„Tein Lied ist nicht mein Sang. Jüngling,
aber es ist schön, das Lied vom großen Dulder.
Dein Gott ist nicht mein Gott, aber es liegt etwas
Hohes in dem Gedanken, daß der Gott für die
Menschen leidet. Nicht ganz kann ich's begreifen,
aber es ist groß gedacht."
Wilbod streckte ihm freundlich lächelnd die
Hand entgegen und sagte: „Dein edles Sänger
herz fühlt die Größe des Opfers, das der
Gottessohn für uns gebracht."
Liebevoll wandte er sich dann zu der weinen
den Hilda: „Dein Herz, o Jungfrau, hat Gott
gerührt, ein Strahl der ewigen Liebe siel in
seinen Schrein, er wird es erleuchten und Dich
zum ewigen Heile führen."
„Was weinst Du?" fiel Heribert rauh ei».
„Ich weine um den sanften Gottessohn, der
Alle liebte und für Alle starb. Er gleicht dem
Baldur, dem strahlenden Lichtgott."
Uegroponte.
Sonnengold'ne Schleier liegen,
Wie der Hauch des Meer's, des schönen,
Wie des Frühroths Rosenküsse,
Auf den Höhen von Euböa.
Und um's Marmorhaupt des Ocha,
Leuchtend wie die Gletscherhöhen,
Weh'n vom Grabe des Aegeus
Wellenkühle Aetherströme.
Wolken, langgestreckte Dämpfe,
Schrecken bergend tief im Schooße,
Lagern über Rebenhügeln,
Lagern über Negroponte.
Und die Blitze, die hier zucken,
Unter Dröhnen, donnerstarkem,
Zeigen, wie sie mächtig schwellen,
Diese weißen Riesenschlangen.
„Ein Weibergott!" sagte der reckenhafte Mann
ingrimmig.
„Du mußt mir mehr von ihm sagen, Wil
bod," fuhr Hilda, die Thräne» trocknend, fort.
„Dazu bin ich gesandt, Jungfrau, ich will
Dir gerne Kunde geben von ihm und dem, was
er gelehrt."
„Das wirst Du nicht!" rief Heribert wild,
„Wir haben des Weibergeschwätzes jetzt genug!
Scher' Dich gen Süden zu den Franken, wir
brauchen Deine Kindermärchen nicht."
Kein Beifallsruf ertönte der Rede, die Män
ner saßen still.
Sanft entgegnete Wilbod: „Du wirst die
Wahrheit nicht zuin Schweigen bringen, Heri
bert, noch auch meinen Mund mit rauhem Wort.
Ich bin, das Heil zu lehren, ausgesandt und
werde des Herren Wort verkünden, so lange noch
Odem in mir ist."
„Nun, Dein Odem könnte leicht verwehen,
Mann. wenn dieser Helmspalter hier Dich trifft",
schrie jener und schüttelte sein breites Schwert
gegen ihn.
Bis zu seiner ganzen Höhe erhob sich Wil
bod bei dem zornigen Wort: „Glaubst Du,
o Mann, einen Diener des Herrn mit wilder
Drohung zu schrecken? Du weißt, wir fürchten
nichts auf Erden", sagte er mit ernster Würde.
Dann fuhr er fort: „Ö lasset ab, Ihr Männer,
von den falschen Götzen, die Euch bethören —,
die nur Teufelsausgeburten sind —, o lasset
ab —." (Fortsetzung folgt.)
Wo nur Düfte ew'geu Lenzes
Sonst in's Blau des Meeres tauchen,
Sprühen Tod die Feuerschlünde
Aus der Feste starken Mauern.
Tausendfältig blinkt der Halbmond
Durch der Dampfgebilde Wogen,
Und zum Blitzen blut'ger Säbel
Klingt das Allah türk'scher Horden.
Florentiner, Venetianer,
Mit des Kreuzes heil'gem Zeichen,
Weicht ihr schon zurück, zerschmettert
Von des Halbmonds grinimen Streitern?
Stolzeste Malteserschaaren,
Ist am Marabut im Sturme
Jählings eure Kraft gebrochen,
Daß auch ihr verlaßt das Blutfeld?