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Häußer in seiner „Deutschen Geschichte vom
Tode Friedrichs des Großen bis zur Gründung
des deutschen Bundes", und selbst die preußischen
Offiziere waren einstimmig im Lobe der Hessen.
Der preußische General G. W. von Nalentini
sagt in seiner Schrift „Erinnerungen eines alten
preußischen Offiziers aus den Feldzügen von
1792, 1793 und 1794 in Frankreich und am
Rheine" von ihnen: „Die Hessen hatten den
meisten Soldatensinn. Den Preußen mangelte
nicht die Kriegslust, aber den Muth der fröh
lichen Ausdauer, die Gabe zu entbehren und die
wahre Lust am Kriege scheinen die Hessen voraus
zu haben. Ueberhaupt war der Hesse in Uniform
ein Soldat von Handwerk. Nahe am Feinde
wußten die hessischen Stabsoffiziere mehr um
sich als die unseligen, die Hessen waren ein
mitten im Verfall der deutschen Truppen stehen
gebliebenes Musterbild", und der französische
General Jomini, der später in russischen Diensten
stand, stellt ihnen das Zeugniß aus, daß
„diese gut geführten und aus Landeskindern zu
sammengesetzten Truppen über die Preußen jener
Zeit entschieden Ueberlegenheit hatten; disziplinirt,
tapfer, mäßig und geduldig bedeckten sie sich mit
Ruhm, wo sie Gelegenheit fanden, sich unter
gleichen Umständen zu schlagen." Die Hessen
waren geborene Soldaten, nicht mechanisch folgten
sie dem Kommandorufe, das militärische Wesen
war ihnen in Fleisch und Blut übergegangen, es
erbte sich fort vom Vater auf den Sohn und
ruhmgekrönt trugen sie ihre Waffen aus allen
den glorreichen Schlachtfeldern heim, auf denen
sie gekämpft und meist auch gesiegt hatten.
Ein beredtes Zeugniß ihrer heldenmüthigen
Tapferkeit liefert die Erstürmung Frankfurts am
2. Dezember 1792, dessen hundertjähriger
Gedenktag gegenwärtig in Frankfurt a. M.
und Kassel besonders gefeiert wird. Daß König
Friedrich Wilhelm II. von Preußen ihnen in
hochherziger Weise zur Erinnerung an jene ruhm
reiche Waffenthat zu Frankfurt a/M. ein groß
artiges Denkmal (1793) hat errichten lassen, ehrt
nicht allein die hessischen Truppen, es ehrt ihn
auch selbst.
Das Denkmal selbst erhebt sich auf einer
Grundlage von hessischen Basaltfelsen. Auf
ihnen ruht ein etwa 10 Fuß im Geviert haltender
Würfel, an dessen vier Seitenflächen in einer
Einfassung von schwarzem geschliffenen Marmor
5 Vs Fuß hohe und ebenso breite Erztafeln an
gebracht sind, die in erhabenen Buchstaben
folgende Inschriften tragen:
1.
MDCCLXXXXII.
am 2. Dec.
2.
Friedrich Wilhelm II. Koenig von Preussen
Den Edlen Hessen
Die
Im Kampfe für'8 Vaterland
Hier Siegend Fielen.
3.
Laborum Sociis
e Cattorum Legioslibus
Trajecto ad Moenum.
IIII Non. Dec. recepto
Decora Morte Occumbentibus
Poni Jussit
Virtutis Constantiae Testis Mirator
Frid. Wilh. II Borussorum Bex
cIoIoccLXXXXIII.
4. Die vierte Seite enthält die Namen der
Gefallenen:
Hier starben den Tod der Helden:
Oberst Prinz Karl von Hessen-Philippsthal,
Major C. D. von Donop, Capitains C. von
Wolfs, D. von Desclaires, C. W. von Münch
hausen ; Lieutenant F. C. Gr. Rademacher von
Radehausen, Fähnrich G. Hundeshagen.
Unteroffiziere: Grosskurth, Wiener, Orth,
Wachs, Vaupel, Freund, Kersting.
Gemeine: Franke, Nennstiel, Döllet, Müller,
Lapp, Hölter, Horn Karges, Steissel, Vogt,
Hecht, Knotte, Köhler, Wagner, Knipp,
Giebert, Meil, Herzog, Thöne, Wunsch, Zwick,
Berbe, Hildebrand, Schill, Burger, Colmar,
Gerlach, Traube, Priester, Osterheld, Hassen
pflug, Franke, Ikler, Gerst, Kranke, Bende-
roth, Nöll, Deichmüller, Schlingenstein,
Assmann, Göricke.
Auf der Oberfläche des Würfels liegt der
Sturmbock (Aries) der Alten, der von einer
Löwenhaut mit herabhängendem kolossalen Löwen
kopf malerisch bedeckt ist. Schild und Helm,
sowie eine Herkuleskeule lehnen sich in sinniger
Gruppirung an denselben an. Diese Embleme,
sowie die Jnschrifttafeln sind aus dem Erze er
oberter französischer Geschütze gegossen. Der
Entwurf des Denkmals ist von dem hessischen
Oberbauinspektor Jussow, das Modell der Bild
hauerarbeiten vom hessischen Bildhauer Professor
Ruhl angefertigt und auch die Metallarbeiten
sind zum Theil von hessischen Handwerksmeistern
ausgeführt.
Doch nun zur Sache selbst. Wir unterlassen
es, eine Schilderung der politischen Verhältnisse
in Frankreich und Deutschland zu geben, be
schränken uns vielmehr nur darauf, zu erwähnen,
daß sich der französische General Custine am
20. Oktober 1792 der deutschen Festung Mainz
bemächtigt hatte. Feigheit und Verrath mögen