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und ihren Dienern allen Einfluß genommen
und — alle Zehnten. Schlimme Zeit für Euch."
Grimmig entgegnete der Priester, den die
leichtfertige Rede des munteren Sängers verdroß :
„Hier im Hessenlande wird viel Blut fließen,
ehe der Altar Allvaters stürzt. Sie sollen sich
wohl wahren, die Verkünder des falschen Gottes,
Mund und Hand zu erheben gegen das, was
uns heilig ist", und ein sinsterer Blick fiel auf
Willbrod, der mit Hilda leise sprach.
(Fortsetzung folgt.)
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Ans Heimach und Fremde.
Am 6. Januar, dem Sterbetage Friedrich
Wilhelm's, des letzten Kurfürsten von
Hessen, war dessen Grabstätte auf dem alten
Friedhofe zu Kassel reich mit Lorbeerkränzen und
Schleifen in roth-weißen Farben geschmückt, welche
die Angehörigen der fürstlich Hanauischen Familie
und andere hohe Anverwandte sowie Persönlichkeiten,
die einst dem knrhessischen Hofe nahe standen, halten
niederlegen lassen. Trotz der schlechten Witterung
war die Grabstätte während des ganzen Tages zahl
reich besucht.
Der rühmlichst bekannte Komponist Dechant
He inrich Fidelis Müller zu Amöneburg, früher
in Kassel, dessen „Weihnachts-Oratorium" bereits in
nahezu 1000 Städten des In- und Auslandes zur Aus
führung gelangte, und dessen geistliche Festspiele „die
hl. drei Könige" und „St. Elisabeth" gleichfalls eine
sehr günstige Aufnahme fanden, ist in Anerkennung
seiner hervorragenden Leistungen auf dem Gebiete der
Kirchenmusik zum Eh r e n m i t g l i e d e der A ka d e m i e
St. Cäcilia in Rom, der ältesten von allen
Musik-Akademien, ernannt worden. Es ist dies
eine ganz besondere Auszeichnung, die nur selten
an Ausländer verliehen wird. Wie wir ver
nehmen, hat Herr Dechant Müller soeben ein neues
größeres musikalisches Werk „Die Passion" in sieben
Bildern für Soli und gemischten Chor mit Klavier
begleitung vollendet, welches im Februar d. I., gleich
seinen früheren Kompositionen, im Kirchenmusik-
Verlage von A. Maier zu Fulda erscheinen wird.
Auch diese neue, im klassischen Oratorien-Stile
gehaltene, von inniger Andacht und warmer Empfindung
durchwehte Schöpfung des Komponisten ist nach dem
Urtheile von Fachmännern dramatisch schwungvoll
gestaltet und von tief ergreifender Wirkung.
Unser hessicher Landsmann Adam Trabert in
Wien hat jetzt seinen vortrefflichen lyrischen Dichtungen,
von denen in erster Reihe die 1889 in drei Abtheilungen
erschienenen „Deutschen Gedichte aus Oesterreich" zu
nennen sind, ein dramatisches Werk „Elisabeth, Land
gräfin von Thüringen und Hessen" folgen lassen.
Die Wiener Zeitung „das Vaterland" rühmt demfünf-
aktigen, mit Vorspiel versehenen Schauspiele groß
angelegten dramatischen Aufbau, geschickte Verwerthung
des kulturhistorischen Stoffes, poetische Detailmalerei,
Schönheit der Sprache und nicht zuletzt überall her
vortretende biihnentechnische Gewandtheit, musterhafte,
plastische Zeichnung der Charaktere nach und spricht
den Wunsch aus, daß das Werk im Repertoire des
Wiener Burgtheaters einen Platz erhallen möge.
Der Verfasser brachte das Drama am 6. und 20.
Dezember v. I. vor einem Kreise kunstsinniger Zu
hörer in Wien zur Vorlesung und fand damit uu-
getheilten lebhaften Beifall. Wir werden darauf
zurückkommen.
Karl Haskarl. Am 6. Dezember 1891 beging
zu Cleve in aller Stille der Botaniker Justus Karl
Haskarl seinen 80. Geburtstag. Ihm gebührt das
Verdienst, den Chinabaum von den Anden nach Java
verpflanzt zu haben, ein Verdienst, um deswillen sich
Haskarl den Dank der gesammten Menschheit erworben
hat. Es ist bekannt, welche bedeutsame Stellung
die Chinawurzel unter den Arzneimitteln einnimmt,
und wie sehr deren Werth noch gestiegen ist, seit in
Folge der kolonialen Unternehmungen Europäer in
immer größerer Zahl in den Malariaklimaten zu
leben gezwungen sind. Bis zur Mitte unseres Jahr
hunderts war die einzige Bezugsquelle der Chinarinde
die südamerikanische Heimath des Chinabaumes. Hier
wurde, weil der Bedarf an Chinarinde groß war, in
den Chinawäldern eine wahre Raubwirthschaft ge
trieben, in dem Maße, daß sich Stimmen erhoben,
die voraussagten, der Cinchonabaum werde dereinst
noch ganz ausgerottet werden. Die ersten Versuche,
den Chinabaum von den Anden anderswohin zu ver
pflanzen, die von den Franzosen unternommen wurden,
mißlangen. Da griff 1651 der holländische Kolonial
minister Pahud den Plan auf, den Chinabaum auf
den Sundainseln einheimisch zu machen. Er betrieb
das Unternehmen geschickter als die Franzosen. Vor
allem verstand er es, den rechten Mann mit dem
wichtigen Werke zu betrauen. Es war dies ein
Kur Hesse von Geburt, Justus Karl Haskarl,
geboren am 6. Dezember 1811 zu Kassel als
Sohn des Rechnungs-Probators bei dem Berg- nnd
Salzwerk-Departement Haskarl. Frühzeitig kam Karl
Haskarl nach Bonn, wohin sein Vater als Oberberg-
amts-Revisor versetzt worden war. Dort besuchte er
das Gymnasium und trat dann bei dem botanischen
Garten zu Poppelsdorf als Gärtnerlehrling ein.
Nach beendeter Lehrzeit widmete er sich beni Studium