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Im Herbst 1842 kam König Friedrich Wil
helm IV. von Preußen auf der Rückreise von
der Huldigungsfeier in Westfalen und Rheinland
und vom Kölner Dombaufeste nach Berlin durch
Fulda. Hier hielt er kurze Zeit Rast, um das
Bonifatiusdenkmal in Augenschein zu nehmen.
Den Künstler hatte er besonders einladen lassen.
König Friedrich Wilhelm IV. wurde vom Kur-
prinzen-Mitregenten in Fulda begrüßt und beide
Fürsten hielten mit ihrem glänzenden Gefolge
im Gasthofe zum Kurfürsten ihre Tafel. Nach
Beendigung des Mittagsmahles wurde ein älterer
hochgewachsener stattlicher Herr in schwarzem
Civilanzuge in den Saal eingeführt, dem der
König rasch entgegen ging. Es war unser Werner
Henschel. Der König begab sich in Begleitung
desselben zu dem Bonifatiusdenkmale, ließ sich
von dem Künstler die nöthigen Erklärungen geben
und der kunstsinnige Fürst war unermüdlich im
Lobe und in der Anerkennung der künstlerischen
Vorzüge des Standbildes. Im Laufe der Unter
haltung soll u. a. auch der Kostenpunkt zur
Sprache gekommen sein, und da soll denn Fried
rich Wilhelm nach einigem Rückhalte seitens
des Künstlers erfahren haben, daß die vereinbarten
6000 Thaler, welche er (Henschel) für die Statue
empfangen, die eigenen Kosten und Mühen nicht
aufwögen, da die Höhe der Figur ursprünglich
auf neun Fuß festgesetzt gewesen wäre, später
aber, um einem Wunsche von maßgebender Seite
zu entsprechen, auf zwölf Fuß hätte gebracht
werden müssen. Zur Zahlung des dadurch ent
standenen Mehrkostenbetrages von 2000 Thlrn.
wolle und könne sich jedoch die Stadt Fulda nicht
einlassen. Aus das Huldvollste nahm der König
dann Abschied von dem Künstler. Nach Verlauf
von ungefähr drei Wochen arbeitete eines schönen
Tages Werner Henschel in seinem Atelier zu
Kassel, als der Briefträger Ebert eintrat und
ihm einen fünffach versiegelten Brief übergab,
auf dem sich der Vermerk „Königlich Preußische
Schatullen-Verwaltung" befand; Henschel erbricht
den Brief und findet in demselben 2000 Thaler in
vier Fünfhundert-Thalerscheinen, im Briefe selbst
aber stand geschrieben „3, Conto St. Bonifatir“
So erzählte man sich damals, ob aber diese Version
sich vollständig richtig verhielt, vermögen wir
nicht zu sagen. Jedenfalls würde Friedrich
Wilhelm IV. durch solche wahrhaft königliche
Gabe das nachgeholt haben, was einst sein Vater
König Friedrich Wilhelm III. von Preußen, zu
thun unterlassen hatte. Als nemlich s. Z. auch
an diesen das Ansinnen gestellt wurde, für das in
Fulda zu errichtende Bonifatius-Denkmal eine
Beisteuer zu bewilligen, soll er erklärt haben, für
den „römischen Bischof" Bonifatins gebe er
nichts.
Kehren wir nach dieser Abschweifung wieder
zu unserem eigentlichen Thema zurück und be
schäftigen wir uns in der nächsten Nummer
unserer Zeitschrift zunächst mit dem Charakter,
der Lebensweise und der gesellschaftlichen Stel
lung des genialen Künstlers.
(Fortsetzung folgt.)
Äur
feschichle der ältesten Heilung m Kessen
unö ihres Begründers.
Von I. Nebelthau.
(Fortsetzung.)
TH er „Mercurius" hatte in der Nummer 22 vom
Ms 18. März 1682 folgende Korrespondenz
Cf gebracht:
„Nieder-Rhein, den 25. (rt. St.) Der königlich
französische Ambassadeur zu Berlin soll abermals
große Wechsel aus Frankreich erhalten haben,
um einige selbigen Hofes damit zu beschenken
und zu Freunden zu machen. Sonsten ist selbiger
Hof nit so gilt französisch als wie viele hin und
wieder spargirt haben und hat Graf von Rebe-
nacg sich gegen einen vornehmen Herrn verlauten
laßen er würde zwar höflich tractirt, allein was
das Hauptwerk anginge, so könnte er seinem
König keiner beständigen Freundschaft von Chur-
Brandenburgischer Seite versichern.".
Hierin lag zweifellos der Hinweis auf Be
stechungsversuche, die der französische Gesandte am
Berliner Hofe vornahm und de Rouch verlangte
sofort, ohne eine Weisung des großen Kurfürsten
abzuwarten, vom Hanauer Grafen die exemplarische
Bestrafung des Zeitungsschreibers. Böff wird
alsbald verhört und zeigte eine geschriebene
Zeitung von Raphael Sazer in Frankfurt vor,
aus welcher er die beanstandete Nachricht ent
nommen und weist darauf hin, daß diese noch
mehr enthalte als er in seinem Blatt gesagt